laut.de-Kritik

Haters gonna hate!

Review von

Kaum eine andere Band erfuhr in den letzten Jahren so viel Hate, wie fünf Kids mit schwarz gefärbten Haaren, die 2010 ihr Debütalbum veröffentlichten und bald zum Aushängeschild des vermeintlich unmetallischem 'Boyband-Emocore' mutierten. Jetzt präsentiert das liebste Schimpfwort sämtlicher True Metaller ein selbstbetiteltes Album. Beste Voraussetzungen für noch mehr Hass. Sollte man denken. Hört man sich das Ergebnis jedoch ernsthaft an, stellt man fest, dass Andy Sixx und Co. anno 2014 weder mit Emo, noch mit Core und vor allem mit Boyband nicht viel am Hut haben.

Stattdessen offenbaren die Black Veil Brides erstaunliche Nähe zu Trivium. Andys über die Jahre deutlich gereifte tiefe Stimme strahlt Souveränität ohne Ende aus. Shouts fährt der Mann auf ein Minimum zurück, nur an einzelnen Stellen setzt er sie gezielt ein. Jede Menge Eingängigkeit besaßen seine Vocallines ohnehin schon immer.

Auf "Black Veil Brides" finden sich dementsprechend mitsingkompatible Refrains en masse. Der Opener "Heart Of Fire" ist das beste Beispiel. Die Gitarren schieben von Beginn an ordentlich nach vorn, Riffs und Melodien greifen hervorragend ineinander. Moderner Metal mit traditionellen Einflüssen und einem Chorus, der das Ohr so schnell nicht mehr verlässt. Wer headbangen will, headbangt, wer kreischen will, kreischt, wer moshen will, mosht, wer zuhören will, hört zu. Ja, es ist Mainstream, aber Mainstream, der Spaß macht. Jugendlich oder gar kitschig klingt hier nichts (mehr).

Wirklich hervor sticht kein einziger Track. Was vor allem daran liegt, dass ganz einfach alle potentielle (Live-)Hits darstellen. Damit einher geht leider auch eine gewisse Austauschbarkeit. Denn Experimente wagen Black Veil Brides so gut wie keine. Dafür spielen sie ihren Stiefel auf durchgehend hohem Niveau. Nur einen Ausrutscher leisten sie sich: "Drag Me To The Grave", mit seinem plastikpopaffinen "Oh-oh-oh-oh", ist für meinen Geschmack dann doch etwas zu viel des Guten. In diesem Fall verstehe ich die Gegner vollkommen.

Ein bisschen Balladenkost muss natürlich auch sein. Klavier, Streicher, Frauenchor – "Walk Away". Und es funktioniert! Andy passt seine Stimme an – noch immer kräftig, andererseits auch verletzlicher, sanfter, nachdenklicher. Das kann er also auch. Irgendwann stoßen sogar Flöten dazu. Und es funktioniert immer noch. Der Song entwickelt sich zur Stadionhymne, ein volltönendes Solo rundet ihn perfekt ab.

Hin und wieder fehlt zwar noch eine gewisse Extrawürze, die zum Beispiel eine Band wie Trivium so besonders macht. Auch ein bisschen roher hätten Black Veil Brides gerne agieren können. Stellenweise wirken die Lieder etwas zu glatt.

Dem Albumtitel nach zu urteilen, haben Black Veil Brides aber nun ihren Pfad gefunden. Verfolgen sie diesen in Zukunft weiter, würde es mich überhaupt nicht wundern, sollten sie schon auf dem nächsten Album zu Matt Heafy und Co. aufschließen. Zwischen den Doublebass-, Riff-, Melodie-, Solo- und Ohrwurmattacken auf "Black Veil Brides" versteckt sich nämlich auch jede Menge Potential. Hater, macht euch auf harte Zeiten gefasst!

Trackliste

  1. 1. Heart Of Fire
  2. 2. Faithless
  3. 3. Devil In The Mirror
  4. 4. Goodbye Agony
  5. 5. World Of Sacrifice
  6. 6. Last Rites
  7. 7. Stolen Omen
  8. 8. Walk Away
  9. 9. Drag Me To The Grave
  10. 10. The Shattered God
  11. 11. Crown Of Thorns

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