laut.de-Kritik

Auf dem Rummel ist die Hölle los.

Review von

Vor knapp sechs Jahren grinste Frontmann Damon Fox nahezu täglich über beide Backen. Seine Band hatte mit "Cheat The Gallows" ein fabulöses Album am Start und sorgte zusammen mit Dream Theater in Europas Konzerthallen für staunende Gesichter. Bigelf standen kurz vor ihrem internationalen Durchbruch. Doch dann ging praktisch über Nacht alles den Bach runter.

Der plötzliche Tod von Gitarrist A.H.M. Butler im Jahr 2009 markierte den Anfang vom Ende. Es folgten Streitereien, Querelen und diverse Frustrationen, ehe sich Mastermind Damon Fox, mittlerweile nur noch in Begleitung von Bassist Duffy Snowhill, mit einem guten Dutzend neuer Songideen an seinen alten Kumpel Mike Portnoy wendet.

Der zeigt sich nicht nur begeistert vom neuen Schaffen seines Kumpels, sondern bietet sich sogleich als Drummer an. Mit dem Gitarristen Louis Maldonado finden sie schließlich auch noch einen geeigneten Mann für die Starkstrom-Abteilung. Out of the dark - "Into The Maelstrom": Bigelf sind wieder da.

Gleich zu Beginn lassen die Verantwortlichen reihenweise psychedelische Rummelbuden-Vibes vom Himmel regnen ("Incredible Time"). Mit knarzigen Doom-Gitarren, Hammond-Einschüben und diversen Rhythmuswechseln sorgen die Mannen um Damon Fox für nicht enden wollende musikalische Karussellfahrten in den Gehörgängen.

Spätestens während des monströsen Keyboard-Solos inmitten des anschließenden "Hypersleep" fühlt sich der Hörer, als flöge ihm, eingepfercht zwischen Ozzy Osbourne und Johnny Depp auf der Rückband eines rosaroten Cabrios, tonnenweise Meskalin um die Ohren.

Ähnlich skurril und vollgepackt mit verschrobenen Progressive-meets-Spacerock-Schüben schälen sich Songs wie "Alien Frequency", "Control Freak" oder das siebenminütige A bis Z-Spektakel "High" aus den Boxen. Hier treffen apokalyptische "Planet der Affen"-Fantasien auf dazu passende Sound-Gerüste, denen sich Freunde eingängiger Schonkost besser gar nicht erst nähern sollten.

Kurzweilige Beatles- und T.Rex-Anleihen ("Already Gone", "The Professor & The Madman") sorgen nur bedingt für harmonische Farbtupfer. Kaum hat sich der Tross beruhigt, kündigt sich bereits der nächste Psycho-Prog-Bulldozer mit bombastischem Gedröhne an.

Wer hier mittanzen will, der sollte schon den einen oder anderen Klang-Trip in Welten fernab der Norm hinter sich haben. Der bloße Besitz einiger Meilensteine von Bowie, Queen, Sabbath, ELO und Pink Floyd reicht hier bei weitem nicht aus. Der Titel ist Programm.

Trackliste

  1. 1. Incredible Time
  2. 2. Hypersleep
  3. 3. Already Gone
  4. 4. Alien Frequency
  5. 5. The Professor & The Madman
  6. 6. Mr. Harry McQuhae
  7. 7. Vertigod
  8. 8. Control Freak
  9. 9. High
  10. 10. Edge Of Oblivion
  11. 11. Theater Of Dreams
  12. 12. ITM

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3 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Wahnsinns Album meiner Meinung nach. Ganz sicher nicht massentauglich und auch nicht ganz einfach zu hören. Psychedelic Doom ist anscheinend nicht für jeden was (schade um den Autor). Aber trotzdem nochmal: SUPER. Von mir 5 Sterne.
    3 Sterne kann ich nun leider so überhaupt nicht nachvollziehen. "eclipsed" kührt die Scheibe in der März-Ausgabe übrigens zum Album des Monats mit 9/10 Punkten ("phänomenal").
    Für den anspruchsvollen Hörer ein Hochgenuss. Unbedingt mal reinhören!

  • Vor 5 Jahren

    Bigelf haben mich vor ein paar Jahren im Vorporgramm von Dream Theater mit ihrer Energie, ihrem unverwechselbaren Sound und dem Charisma von Damon Fox fast aus der Halle geblasen. Ich habe mir nach und nach alle CDs der Band zugelegt und muss sagen, dass das bisher für mich beste Album "Cheat the Gallows" hier locker getoppt wird.

    Beim erstmaligen Durchlauf der Scheibe war ich erst ein bisschen enttäuscht, da ich auf ein zweites "The Evils of Rock 'N Roll" gewartet habe.

    Zwischenzeitlich habe ich mindestens 25 komplette Durchläufe hinter mir und bin begeistert.
    Warum ?
    Das Album ist verhältnismäßig eingängig, der Sound fantastisch und die Songs gitarrenlastiger als auf den Vorgängeralben.
    Zwar fängt es mit dem völlig durchgeknallten Opener "Incredible Time Machine" ungewöhnlich sperrig an, dann nimmt das Album aber richtig Fahrt auf.

    Zunächst stellt das eingängige, mit schweren Gitarrenn versehene Hypersleep klar, dass auf diesem Album nicht alles so abgefahren sein kann wie der Opener. Mit "Already Gone" folgt dann ein sehr guter Song, der sehr an die Beatles erinnert.
    Dann kommt ein exzellenter Dreierpack mit "Alien Frequency" zum Mithüpfen (die Samples dazu sind genial), Stoner Rock "The Professor & The Madman" und ein schöner, melodiöser Durchatmer "Mr. Harry Mcquhae".
    "Vertigod" und "Control Freak" sind nicht meine LIeblingsnummern, macht aber nix, denn dann kommen "High" und dann das Meisterwerk "Edge of Oblivion", dass mit seinem Riff aus Tritonus und schweren Gitarrensound sehr an Black Sabbath erinnert. Ein Hammer !
    Den Abschluss bilden das fröhliche "Theater of Dreams" á la Beatles und das grandiose "ITM".

    Auf diesem Album ist alles am Start, was die Siebziger im Rockbereich zu bieten hatten: Hammondsounds, Wahwahs, Mellotron. Das Ganze klingt dabei aber höchst originell und überhaupt nicht aufgesetzt.

    Wer "Cheat the Gallows" mochte, der muss hier erst recht zugreifen. So eine Scheibe findet man nicht alle Tage.

  • Vor 10 Monaten

    War schon sehr einzigartig. Von mir aus kanns gern mehr solcher Projekte geben, deren Bestandteile eigentlich als inkompatibel gelten. Leider ein Beispiel einer Band, die meistens besser waren als die Headliner, deren Support sie spielen durften, aber ohne das nötige Durchhaltevermögen nur Insidertipps blieben.