laut.de-Kritik

Liebe am Ende der Welt.

Review von

Da blinzelt Basia Bulat mit einem zarten Lächeln in die Sonne, umringt von Blumen und stellt die Frage, ob man denn verliebt sei. Es sieht alles so unbeschwert und glücklich auf diesem Gemälde von Kris Knight aus. Fast wie das scheue Mona Lisa-Lächeln auf dem Vorgänger "Good Advice". Das flotte Sixties-beeinflusste Album geriet zur einer Abrechnung mit ihrem Ex-Freund und lag genau zwischen Trennungsschmerz und neu gefundenem Optimismus.

Auch in "Are You In Love?" legt die kanadische Künstlerin zwei Seiten ihrer Seele frei. Die eine ist das unbeschreibliche Glück, nach all den Enttäuschungen doch einen Partner gefunden zu haben. Andererseits wirft der Tod ihres Vaters einen großen Schatten auf das Album. So bleibt also wie auf dem Vorgänger ein Wechselbad der Gefühle, das zwischen pompösen Sechziger-Soul-Hymnen und melancholischen Country-Folk Stücken hin und her gleitet.

Eine Summertime Sadness eröffnet das Album. Der dramatische Opener und Titeltrack "Are You In Love?" und ebenso das folgende "Electric Roses" klingt wie frisch von den schwarzen Rosenfeldern von Lana Del Rey gepflückt. Die Abgründe des kalifornischen Albtraums erforscht Basia Bulat dagegen weniger, es war die Weite der Mojave-Wüste wo die Songwriterin ihre Muse für das Album fand. Hier, in dieser unwirtlichen Weite, wachsen die Joshua Trees, die wie raue Kakteen aussehen, aber zur Gattung der Lilien gehören. Also eine perfekte Methapher für die rauen Country-Songs auf dem Album, aus denen doch noch große Soul-Blüten wie in einem Minnie Riperton-Song entstehen.

Verwunschen klingt auch "Fables". Vor ein paar Jahren stand sie noch mit Sufjan Stevens auf der Bühne. Etwas von der psychedelischen Intimität des Folk-Zauberers schimmert auch durch. So stark die Macht der Liebe und ihre Wichtigkeit auf dem Album auch besungen, gar beschworen wird, aber am Ende konnte auch sie den Tod des Vaters nicht verhindern. Basia singt resigniert "Stories fail you when you're grown/Don't believe them anymore/My love for you is bold but it can't save you" über seinen Abschied. All die emotionale Kraft scheitert am Schluss doch an den unaufhaltsamen Gesetzen der Biologie.

Zum Glück endet das Album nicht mit dieser niederschmetternden Erkenntnis. Gerade jetzt, in einer der dunkelsten Momente, ist es wichtig, wie sehr uns Liebe vor der Selbstaufgabe rettet. "Love Is In The End Of The World" ist der hoffnungsvolle Gospel-Blues, den es nun als Hoffnungsschimmer braucht. Das große Finale von einem Album, das bisher so behutsam und persönlich seine Themen wie Hingabe und Verletzlichkeit präsentierte. Produzent Jim James (My Morning Jacket) orchestriert diesen erlösenden Moment mit aufbäumendem Rock-Soli und pompösen Wall Of Sound-Eskapismus.

Alles wird gut, sowieso? Nein, mit Mark Forster und seiner enderbärmlichen Erbauungs-Prosa für manisch idiotische Kalenderspruch-Liebhaber hat das rein gar nichts zu tun. Diese Emotionen gehen tiefer. Der Kampf zurück zu diesem Moment der Befreiung war hart. "I've been there before you/I know where you've gone". Wer es bereits erlebte, wird "Are You in Love?" zu schätzen wissen und der Rest weiß nun, wofür es sich doch zu leben lohnt.

Trackliste

  1. 1. Are You In Love?
  2. 2. Electric Roses
  3. 3. Your Girl
  4. 4. Light Years
  5. 5. Homesick
  6. 6. Hall of Mirrors
  7. 7. I Believe It Now
  8. 8. No Control
  9. 9. Pale Blue
  10. 10. Already Forgiven
  11. 11. The Last Time
  12. 12. Fables
  13. 13. Love Is At the End Of the World

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