laut.de-Kritik

Variabel und interessant, aber auch ein wenig zerfahren.

Review von

Ein wenig erinnert die Story ja an Futurama. Ein Typ - Mr. L. - lässt sich einfrieren, um dem vorzeitigen Ableben zu entgehen. In der Zukunft wird er wieder aufgetaut, DNA-mäßig auf den neuesten Stand gebracht und muss nun zusehen, wie er mit Realität und Fantasie in der neuen Welt umgeht. Meister Lucassen bleibt den spacigen Sci-Fi-Geschichten auch auf seinem Solowerk treu.

Anstatt aber, wie bei Ayreon und Star One auf zahlreiche Gastsänger und -Musiker zurück zu greifen, nimmt Arjen diesmal das Mikro selbst in die Hand. Allein die Aufgabe des durch die Handlung führenden Psychologens übernimmt (wie Leser der Metalsplitter bereits wissen) Schauspieler Rutger Hauer, der als ehemaliger Blade Runner die perfekte Besetzung für diesen Spaß ist.

Die musikalische Ausrichtung ist nicht sonderlich schwer zu erraten, wenn man um die 70s-Vorliebe des Multiinstrumentalisten weiß und einen kurzen Blick auf die Bonus-CD mit diversen Coverversionen von Led Zeppelin, Pink Floyd oder Alan Parsons Project wirft. Selbst, wenn man kein ausgesprochener Fan dieser musikalischen Epoche ist, muss man neidlos anerkennen, dass der aktuelle, musikalische Output von Lucassen seinen vorhergehenden Alben qualitativ kaum nachsteht.

Der ruhige Einstieg mit "The New Real" erinnert nicht nur wegen der Querflöten ein wenig an Jethro Tull, weist aber auch Parallelen zu "Into The Electric Castle"-Zeiten auf. Für deutlich mehr Erstaunen sorgt "Pink Beatles In A Purple Zeppelin" das original wie ein verschütt gegangener Hit der Fab Four aus Liverpool klingt! So mancher Titel deutet somit an, welche Helden sich der Holländer jeweils zum Vorbild genommen hat.

Harte, düstere Klänge wie bei "Parental Procreation Permit" sind eher die Ausnahme und besitzen Seltenheitswert. Im Anschluss wird es mit "When I'm A Hundred Sixty-Four" nämlich irisch-folkige, mit "E-Police" poppig-flockig, "Don't Switch Me Off" arbeitet mit Trip Hop-Elementen. Das alles macht das Album variabel und interessant, aber auch ein wenig zerfahren.

An den fröhlichen Lala-Charakter einiger Songs muss man sich erst gewöhnen. Für mich als Vollzeit-Zyniker eine äußerst schwierige Angelegenheit, da hilft auch "Yellowstone Memorial Day" nicht mehr viel. Mit dem Titeltrack wandelt er stellenweise auf den Spuren von Queen.

Fans, die bereits mit dem letzten Opeth-Album "Heritage" ihre Erfüllung gefunden haben, werden auch an "Lost In The New Real" ihre helle Freude haben. Alle Anderen, auch Fans der anderen Lucassen-Projekten, sollten erst einmal ein Ohr riskieren.

Trackliste

  1. 1. The New Real
  2. 2. Pink Beatles In A Purple Zeppelin
  3. 3. Parental Procreation Permit
  4. 4. When I'm A Hundred Sixty-Four - Four
  5. 5. E-Police - Police
  6. 6. Don't Switch Me Off
  7. 7. Dr Slumber's Eternity Home
  8. 8. Yellowstone Memorial Day
  9. 9. Where Pigs Fly
  10. 10. Lost In The New Real
  11. 11. Our Imperfect Race
  12. 12. Welcome To The Machine
  13. 13. So Is There No God?
  14. 14. Veteran Of The Psychic Wars
  15. 15. The Social Recluse
  16. 16. Battle Of Evermore
  17. 17. The Space Hotel
  18. 18. Some Other Time
  19. 19. You Have Entered The Reality Zone
  20. 20. I'm The Slime

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3 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Tolle Platte! Sehr abwechslungsreich, klasse produziert und Arjens Stimme trägt die Songs gut. Mich persönlich stört es überhaupt nicht, dass keine Gastsänger zu hören sind. Dazu kommt die aufwe(ä)ndige (Rechtschreibreform,wtf?) Verpackung und ein schönes Booklet - von mir 5 Sterne :)

  • Vor 11 Jahren

    Geniales Teil. Nach den mittelmäßigen Kritiken die man so lesen konnte bin ich positiv überrascht vom Ergebnis. Arjen auf Solopfaden (mehr oder weniger) funktioniert! =D

  • Vor 11 Jahren

    Naja, das "mehr oder weniger" kannst du eigentlich eher benutzen, wenn du seine andere Projekte als KEINE Solosachen von ihm bezeichnest, denn er hat schon immer die gesamte Musik komponiert, die Texte geschrieben, die Konzepte erdacht und den Großteil der Instrumente gespielt.

    Sehr gutes Album, es freut mich einfach von Herzen, dass es noch richtig gute Musik gibt.