laut.de-Kritik

Man muss kein Kölner sein, um diesen "Krawall" zu verstehen.

Review von

Der Punk ums (Über-)Leben geht weiter. Die Kölner Band Angelika Express zeigt immer wieder, dass es sich lohnt, dran zu bleiben: Auf "Letzte Kraft Voraus" sind wieder einige Hit-Monster zu finden. Seit 2002 poltert Sänger, Gitarrist und Songschreiber Robert Drakogiannakis durch den Indie-Punk-Pop-Veedel-Kiez. Mit wechselnden Bandmitgliedern, aber imponierender Ausdauer.

Ihrer Stadt bleiben Angelika Express treu. Während andere immer noch nach Berlin ziehen ("Geh doch nach Berlin)", schläft die Rebellion auch in Köln nicht, und so startet das neue Album auch gegen das System. "Geh Gegen Den Rhythmus" läutet, noch etwas zurückhaltend, die achte Kölsch-Revolte ein.

In alter Frische und mit "Letzter Kraft Voraus" packen dich die Indie-Punks dann aber sofort am Kragen und rütteln mal ordentlich an der klapprigen Statue Mensch, damit das Häufchen Elend endlich wieder aufwacht. Hallo, Zombie, ja, du bist gemeint. Du bist noch nicht am Ende! Punks not dead. Den Titelsong "Letzte Kraft Voraus" bitte volle Pulle aufdrehen und den "Arsch der Depression" öfter mal hochheben. Klappe auf und "Letzte Ausfahrt raus", dann endet man auch nicht als abgefuckte "Walking Dead"-Figur.

Was machen diese Musiker eigentlich so den ganzen Tag? "Wir stecken fest in unseren Schuhen, sonst würden wir was Vernünft'ges tun". Vernünftig? Nö, lieber immer volle Dröhnung voraus. Bei dieser Sause darf ein Jörkk Mechenbier (Love A) nicht fehlen, und der baut mit Robert gleich mal eine ganze Stadt aus "Vinylbeton". Schrammel, Schrammel, Schreng, Schreng. Bassmädchen Dani und Gitarren-Girl Annick brettern gegen den Beton. "Jeder Augenblick ein Song". Stimmlich passt das auch noch ziemlich gut zusammen. Jetzt wissen wir auch endlich wofür das "A" hinter der Liebe steht. A new Gang of Profi-Narren ist geboren: Love Angelikas!

"Bockwurst zum Kaffee" gibt es dann zum nächsten Punkrock-Hit. "Geboren In Der BRD" geht rhythmisch gleich in die Gebeine. Beschwingt gegen ein graues Deutschland. "Spaßverbot im Westerwald" und "Lebenslänglich NRW". Motz when you're winning. Klingt nur bei Egotronic noch mal eindeutiger: "Deutschland, Arschloch. Fick Dich!"

Hier wird nicht geglotzt, hier wird getanzt. Zwischen Verzweiflung und Euphorie. Es reimt sich oder auch nicht, mal pompös-plump, aber politisch korrekt. Die Botschaft ist klar: Scheiß auf deine Arbeit! Scheiß auf falsche Freunde und Scheiß auf das System!

Köln isn Jeföhl, und das kommt auch immer wieder bei Angelika Express raus, etwa bei "Kaiser Von Köln". "Da gibt es nix zu Kamellen". Und dat "kölsche Kylie" muss dann natürlich auch noch rauf aufs Album. Mit Suzie Kerstgens (Klee) wird "Am Letzten Donnerstag Im Mai" im Duett geschunkelt. "Allein heißt nicht allein, vorbei heißt nicht vorbei am letzten Donnerstag im Mai". Die neue Veedel-Hymne ist geboren und man möchte sich sofort zurück an den Tresen im Stereo Wonderland 2004 beamen.

Und damit ist die Klüngel-Liste noch lange nicht beendet. "Agenten" mit Ghostwriter Frank "007" Spilker (Die Sterne) ist eine Ode an den Spionage- und Thriller-Untergrund. Willkommen im wilden Séparée der Gemütlichkeit. "Letzte Kraft Voraus" holt dich aus dem Sumpf der Traurigkeit. Da gibt es nix zu meckern. Gute Laune bereitet übrigens auch das farbenfrohe Booklet und die Erstpressung auf rotem Vinyl. Also, volle Kraft voraus und die Scheibe bitte abfeiern!

Trackliste

  1. 1. Geh Gegen Den Rhythmus
  2. 2. Letzte Kraft Voraus
  3. 3. Vinylbeton feat. Jörk Mechenbier (Love A)
  4. 4. Geboren In Der BRD
  5. 5. Am letzten Donnerstag Im Mai feat. Suzie Kerstgens (Klee)
  6. 6. Ein Jahr
  7. 7. Schönheit Oder Mut
  8. 8. Wir Kommen Wieder
  9. 9. Comeback Im Dreck
  10. 10. Kaiser Von Köln
  11. 11. Jägerzaun
  12. 12. Mister Fantastik
  13. 13. Agentur
  14. 14. Agenten feat. Frank Spilker (Die Sterne)
  15. 15. Für Paul

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LAUT.DE-PORTRÄT Angelika Express

Angelika Express, das sind die längste Zeit Sänger und Gitarrist Robert Drakogiannakis, Schlagzeuger Alex Jezdinsky und Jens Bachmann am Bass gewesen.

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