laut.de-Kritik

Frischzellenkur für den Rocket Man.

Review von

Bisher stand Andreas Kümmert für relativ basischen, handgemachten und entsprechend gitarrenlastigen Singer/Songwriter-Pop mit stellenweise etwas rockigem Einschlag. Dort fühlte er sich wohl, es deutete sich nicht wirklich an, als wechsele der Franke künftig einmal das Gleis. Genau das tut er jedoch nun auf "Lost And Found". Die Gitarre spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, die Kompositionen beinhalten mehr Klangfarben, sind insgesamt moderner ausgerichtet, und Kümmert macht dabei eine durchweg gute Figur.

Verantwortlich für den Wandel im Sound zeichnet der Protagonist hauptsächlich selbst. Während er nach seinem Sieg bei "The Voice Of Germany" verstärkt mit externen Songwritern zusammenarbeitete beziehungsweise arbeiten musste, stammt nun wieder der Bärenanteil von ihm. "Ich möchte beweisen, dass ich nicht nur ein guter Sänger, sondern auch ein ebenso guter Songwriter bin, der in einer internationalen Liga spielt und der auch in der Lage ist, große Popsongs zu schreiben", erklärt er.

"Große Popsongs" heißt in seinem Fall aber nicht, dass er plötzlich gen deutsche Chartlandschaft à la Mark Forster und Co. schielt (obwohl er mit dessen Produzent arbeitet). Zum Glück. Kümmert bewahrt sich Kanten, seine Ausrichtung erinnert etwas an Alex Clare, der allerdings wesentlich stärker auf synthetische Sounds setzt. Kümmert greift zwar auch auf solche zurück, etwa im pulsierenden "Keep My Heart Beating", vertraut insgesamt aber noch in erster Linie auf analoge Instrumente oder zumindest auf deren Klang.

Will er diesen Weg auch in Zukunft weitergehen, wird Kümmert aber sein Profil noch etwas schärfen müssen. Variabilität ist gut, keine Frage, und der heute 31-Jährige bewegt sich gewandt sowohl in düster-dramatischer Streicherstimmung ("Guide Me") als auch in Remix-tauglichem Sommer-Sound ("In My Dreams"). Doch nicht immer hat man das Gefühl, gerade Stücken desselben Puzzles zu lauschen. Dass einigen Nummern der entscheidende Punch fehlt, um sie fest im Gedächtnis zu verankern, verstärkt sich dieser Eindruck noch. "Nothing Is The Same" ist so ein Fall, das zwar mit guten Groove ankommt, aber seinen Fragment-Charakter über vier Minuten lang nicht loswird. Ähnlich ergeht es dem nachfolgendem "Alone", dessen gepfiffene Lead-Melodie nach Ohrwurm schreit, dann aber zu seicht und lieblich vor sich hindudelt.

Viel besser gelingen "Forever Innocent", das mit seiner forschen Bassline und motivierenden E-Gitarren etwas nach Alice Merton klingt, und "Gimme Your Sympathy". Letzteres trieft vor heavy Blues – die ideale Basis für den kräftigen Gesang Kümmerts. Dem Volumen seiner Stimme könnte er generell gerne etwas mehr abverlangen, um zu harmlosen Performances wie "Two Fast Cars" mehr Biss zu verleihen.

"Lost And Found" ist sicherlich das bisher am opulentesten, aber vielleicht auch am besten arrangierte Andreas Kümmert-Album. Damit überrascht der "Voice Of Germany"-Veteran mit einem neuen Sound und einer künstlerischen Entwicklung, die ihm wohl nicht viele zugetraut haben. Alte Fans werden sich aber allein aufgrund der markanten Stimme des Sängers ebenfalls wohl fühlen, besonders wenn er in Balladen wie "Losing You" schwelgt.

Trackliste

  1. 1. Guide Me
  2. 2. Keep My Heart Beating
  3. 3. Forever Innocent
  4. 4. Nothing Is The Same
  5. 5. Alone
  6. 6. Calling Out
  7. 7. Gimme Your Sympathy
  8. 8. In My Dreams
  9. 9. Two Fast Cars
  10. 10. Everytime
  11. 11. Interested In Your Body
  12. 12. Losing You

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