laut.de-Kritik

Ein Sommer zum Vergessen.

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"We're the voice of the new generation", schmettern die vier australischen Poppunk-Senkrechtstarter von 5 Seconds Of Summer im Refrain von "Permanent Vacation" in die Mikrofone. Selbstbewusst sind sie ja die Herren Luke Hemmings, Michael Clifford, Calum Hood und Ashton Irwin. Warum auch nicht? Nach zahlreichen erfolgreichen Arena-Shows, einem Ritterschlag von One Direction-Beau Louis William Tomlinson, sowie mittlerweile drei Millionen verkauften Tonträgern kann man schon mal mit stolzgeschwellter Brust durch den Tag spazieren. Damit man sich aber auch noch in fünf Jahren an die Band erinnert, muss noch ein bisschen mehr passieren. Nicht auf der oberflächlichen Ebene, eher musikalisch. Da ist nämlich definitiv noch Luft nach oben.

Viel verändert hat sich eigentlich nicht. Vertraut man also den Gesetzmäßigkeiten der Branche, dürfte bei anhaltender musikalischer Stagnation in spätestens zwei oder drei Jahren kein Hahn mehr nach den vier Bubi-Punks aus Down Under krähen. Die Band selbst sieht das natürlich ganz anders. "Wenn eine Band aus Australien erst einmal da ist", sagt Sänger und Gitarrist Michael Clifford, dann "bleibt sie auch da."

Sicher, mit AC/DC parkt das perfekte Beispiel praktisch vor der eigenen Haustür. Aber der Vergleich hinkt dann doch ein wenig. Anyway, die Jungs wollen die Welt erobern und bringen dafür ihr zweites Album namens "Sounds Good Feels Good" an den Start. Soweit die Fakten. Nun ans Eingemachte: Der Titel scheint schon mal gar nicht soooo schlecht gewählt zu sein. Bereits der Opener "Money" versprüht reichlich gute Laune und braucht sich vor ähnlich Gestricktem aus den Häusern Blink 182, Good Charlotte und Simple Plan nicht zu verstecken. Die Produktion ist satt, die Ohoho-Chöre schallen und auch die Gitarren kommen nicht zu kurz: Der Beginn fährt alles auf, was punkige Teenie-Herzen höher schlagen lässt.

Das anschließende "She's Kinda Hot" kann da nur schwerlich mithalten. Angeführt von einem stumpfen Akustikgitarren-Thema verstrickt sich das Drama in einem Netz aus plump zusammengeschustertem Reglerfirlefanz. Während im Hintergrund gepfiffen wird und sich Scratches, Synthies und Beats aus der Maschine zu einem aufgeplusterten Ganzen vereinen, versuchen sägende Gitarren dagegenzuhalten. Aber ohne Erfolg. Trotz markanter Hooks landet der Schulhof-Poprocker in der BRAVO-Restemülltonne.

"Hey Everybody!" geht genauso baden. Mit Popcorn und Softdrinks in den Händen holt man ausschließlich die ab, die im Ernstfall nur mit erwachsener Begleitung eine Konzerthalle betreten dürfen.

"Permanent Vacation" wurde eingangs schon erwähnt. Mit Punk hat das nicht mehr viel zu tun. Die Verantwortlichen hüpfen und tanzen im grellen Boybandlicht auf und ab. Es wird geklatscht, auf dicke Partyhose gemacht und leider vollkommen vergessen, dass sich all die kreischenden Fans in den ersten drei Reihen in zwei Jahren höchstwahrscheinlich nicht einmal mehr an den Bandnamen erinnern werden.

Das Kind ist nun in den Brunnen gefallen. Der einzige Rettungsversuch verpufft in Form des Green Day-Grußes "Fly Away" wie eine einzelne Flatulenz während einer ausverkauften Stadionshow. Nichts geht mehr. Was zu Beginn des Albums und über weite Strecken des Debüts wenigstens noch bedingt für Aufsehen sorgte, ist einfach nicht mehr vorhanden. Der Rock ist fort. Der Punk sowieso. Was bleibt sind endlos übereinandergestapelte Pop-Chöre, heruntergedrehte Gitarren, haufenweise Ohohos und Yeahyeahyeahs, sowie das eine oder andere zartschmelzende Betthupferl für die Damenwelt. Ein Sommer zum Vergessen.

Trackliste

  1. 1. Money
  2. 2. She's Kinda Hot
  3. 3. Hey Everybody!
  4. 4. Permanent Vacation
  5. 5. Jet Black Heart
  6. 6. Catch Fire
  7. 7. Safety Oin
  8. 8. Waste The Night
  9. 9. Vapor
  10. 10. Castaway
  11. 11. The Girl Who Cried Wolf
  12. 12. Broken Home
  13. 13. Fly Away
  14. 14. Invisible
  15. 15. Airplanes
  16. 16. San Francisco
  17. 17. Outer Space / Carry On

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