laut.de-Kritik

Angst, Hass, Tod und Gitarre.

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Seit dem ersten Hinweis der Suicideboys auf eine kommende Punk-EP im XXL Mag Interview 2017 bis zum Release ist viel passiert: Ruby und Scrim gingen auf Welttournee, veröffentlichten ihr kommerzielles Debüt und trennten sich dann für einige Monate. Kurz nachdem sie wieder auf der Bildfläche erscheinen, kündigen sie die Zusammenarbeit mit Blink 182-Drummer Travis Barker an. Dieser co-produzierte "Live Fast, Die Whenever" gemeinsam mit Scrim und steuerte auch noch einige Drum-Beats bei.

Die wohl härteste und untypischste Single "Nothingleftnothingleft" veröffentlichte das Dreiergespann bereits vorab. Einige Fans waren überrascht, manche gar schockiert, andere konnten ihr Glück kaum fassen. Screamo-Vocals und aggressive Drums powern eineinhalb Minuten durch, dann endet der Song abrupt. Obwohl der Sound komplett neu ist und Scrim bei der Produktion von Travis Barker unterstützt wird, bleiben Suicideboys ihren Themen treu: Tod, Hass, Angst und vor allem Vergänglichkeit.

"Killing 2 Birds With 22 Stones" führt in "Live Fast, Die Whenever" ein und featured den ehemaligen Korn-Gitarristen James Shaffer aka MUNKY. Hier beschränken sich die Screamo-Einlagen nur auf den Refrain, die Aggressivität zieht sich dennoch durch den ganzen Song. Das Sprichwort "Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", oder im englischen "Killing two Birds with one Stone", ziehen die Jungs ins Negative und übertragen es auf ihre Rolle in der Szene. Dabei brauchen sie ganze 22 Versuche, um diese zwei gottverdammten Vögel umzubringen und nach all den Jahren im Underground mit "I Want To Die In New Orleans" ein wenig Anerkennung und Erfolg zu ernten.

Im nächsten MUNKY-Feature "Don't Trust Anyone!" schildern die Cousins ihr Aufwachsen im siebten Bezirk von New Orleans. Darin geht es um Nöte der beiden Einzelgänger und die Lehre, die sie daraus ziehen: Vertraue niemandem. Ruby manifestiert das Statement im Refrain, indem er immer wieder den Titelnamen "Dont trust Anyone" ins Mikrofon schreit.

"Individuality Was So Last Year", wiederum mit MUNKY, ist der letzte, etwas andere Track. Die energetische Intensität ähnelt den beiden Songs davor, ist lyrisch aber eine Spur melancholischer. Hier geht es um das Gefühl der Isoliertheit vom Rest der Welt, um Depressionen, um Drogen und die Vorstellung, ein Vermächtnis zu hinterlassen.

"Sour Grapes" und "Aliens Are Ghosts" geben den Fans was sie wollen: Trap. Beide Singles sind sehr Suicideboys-typisch, die Co-Produktion von Travis Barker lässt sich hier nicht wirklich raushören. "Sour Grapes" klingt schwer, depressiv und verträumt. Auch hier geht es wieder um das Gefühl, ein Versager zu sein, und den Versuch mit diesem Gefühl klar zu kommen, um dann wieder aufs Neue von den Menschen aus seiner Umgebung verletzt zu werden. Scrim sampled für "Aliens Are Ghosts" Ausschnitte aus einer YouTube Review zu "I Want To Die In New Orleans". Anthony Fantano, der Youtuber aus dem Video, spottet, die Cosuins würden repetitiv Songs veröffentlichen, die alle gleich klingen und sich zu sehr an Three Six Mafias Beats bedienen.

Insgesamt zeigen sich Suicideboys um einiges aggressiver als gewohnt und verzichten diesmal auf poppige Hooks. Gerade Ruby, der schon mit 14 Jahren in Punk- und Hardcore-Bands gesungen hat, merkt man an, dass das die Richtung ist, in die er gehen sollte. Der Gitarrenanteil geht in der Produktion leider ein wenig unter, aber die Verschmelzung von Trap- und Core-Elementen gelingt den Musikern trotzdem sehr gut. Vielleicht gerade wegen der Co-Produktion von Travis Barker, der in beiden Genres langjährig aktiv war.

Suicideboys beweisen erneut, dass sie in keine Genre-Box passen. Gut, dass sie sich an verschiedenen Projekten probieren. Eine weitere Hardcore-EP wäre trotzdem schön.

Trackliste

  1. 1. Killing 2 Birds With 22 Stones
  2. 2. Sour Grapes
  3. 3. Don't Trust Anyone!
  4. 4. Individuality Was So Last Year
  5. 5. Aliens Are Ghosts
  6. 6. Nothingleftnothingleft

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