laut.de-Biographie
Eels
Die Eels sind eine der ersten Bands, die auf dem Mitte der Neunziger neu gegründeten Label Dreamworks Records unterkommen. Damit beginnt sowohl der Triumphzug des Trios aus Los Angeles, als auch der des Entertainment-Konzerns. Für Mark Oliver Everett (Jahrgang 1963), kurz 'E' - Mastermind der Band und Multiinstrumentalist - ist das nicht der erste Versuch, mit Musik Karriere zu machen. Der Sohn des Physikers Hugh Everett III wünscht sich schon früh von seinen Eltern ein Kinder-Drum-Set, das er auf einem Flohmarkt entdeckt hatte. Doch nicht nur das Trommeln fasziniert den Jungen. Im Zimmer seiner Schwester Elisabeth hört er deren Neil Young-Platten. Die inspirieren ihn, er beginnt auf ihrer Gitarre und dem Klavier der Eltern die ersten eigenen Melodien zu komponieren.
Doch E entwickelt sich nicht zum braven Sohn, der mit Eifer Klavier übt. Statt dessen kommt er mit Drogen in Berührung und mit dem Gesetz in Konflikt. E fliegt von der Schule. Gerade mal 19 Jahre alt, stirbt sein Vater an einem Herzinfarkt. E besinnt sich auf die Musik und befindet seine Heimat Virginia als äußerst schlechten Ausgangspunkt für eine Karriere in diesem Metier. So zieht er 1987 nach LA, arbeitet dort genau so an Tankstellen, wie auch als Techniker u.ä. für Musiker.
1991 ist es so weit, E erhält den musikalischen Ritterschlag. Polydor nimmt ihn unter Vertrag und veröffentlicht 1992 sein erstes Soloalbum "A Man Called (E)". Parallel geht er als Support Act mit Tori Amos auf Tour. Ein Jahr später erscheint das zweite Werk "Broken Toy Stop" Doch niemand möchte die Songs des Mannes mit der seltsamen Brille hören und schon gar nicht kaufen. Er verliert seinen Plattenvertrag und schaut sich nach einer anderen Möglichkeit um, mit Musik den Lebensunterhalt zu verdienen.
Dabei trifft er 1995 auf Butch aka Jonathan Norton (Drums) und Tommy Walters (Bass). Unter dem Namen Eels stehen sie bald bei Dreamworks unter Vertrag. Ihr Debüt "Beautiful Freak" geht mehr als eine Million Mal über die Ladentische und begeistert Fans wie Kritiker. Auffällig ist auch das Cover-Artwork, das ein kleines Mädchen mit überdimensionalen Augen zeigt. Von diesem Bild angezogen, kauft sich der deutsche Regisseur Wim Wenders das Album. Seine Liebe zur Musik der Eels beginnt, sie soll später ihre Früchte tragen.
Während der Aufnahmen zum zweiten Album erleidet E mehrere schwere Schicksalsschläge: Seine Schwester, die seit langem unter psychischen Problemen litt, begeht Selbstmord. Kurz darauf diagnostizieren Ärzte bei seiner Mutter Lungenkrebs im Endstadium. Dementsprechend verzweifelt fällt das '98er-Album "Electro-Shock Blues" aus, dessen Lyrics Tod und Krankheit thematisieren. Auf dem Album tummeln sich solch illustere Gäste wie der Dust Brother Mike Simpson oder Grant Lee Philipps von Grant Lee Buffalo.
Doch seinem Manager behagen die düsteren Titel der Songs nicht. Er rät E, sich etwas fröhlicheres auszudenken. Dieser hingegen pocht auf seine künstlerische Freiheit und wechselt lieber den Manager als sein Konzept. Auf dem Weg zum neuen Management geht den Eels leider auch Bassist Tommy verloren. Zu zweit machen sie weiter.
Zwei Jahre später scheint sich E wieder etwas vom Schock erholt zu haben, denn das Album "Daisies Of The Galaxy" wirkt über weite Strecken recht fröhlich. Zu den Aufnahmen holt sich E nach dem Ausstieg des Bassisten neben Drummer Butch Grant Lee Phillips und R.E.M.s Peter Buck ins Studio. Für die folgende Tournee bekommen sie Unterstützung vom Eels Orchestra.
Auf der Tour trifft E den Ex-PJ Harvey-Producer. Gemeinsam nehmen sie das nächste, weit rockigere Eels-Album "Souljacker" auf. Zur Single "Souljacker Pt. 1" bietet sich ihr großer Fan Wim Wenders an, den dazugehörigen Videoclip zu drehen. Mit der Band filmt er dazu in einem stillgelegten Berliner Gefängnis. Während der Aufnahmen zum Album heiratet E im Januar 2001 seine russische Freundin Natasha Kovaleva.
2002 kümmert sich E vor allem um den Soundtrack zum Film "Levity". Zwei Eels-Nummern sind darauf vertreten, der Rest ist ein echter Film-Score by Mark Oliver Everett. Im Frühjahr 2003 erscheint mit "Shootenanny!" das fünfte Eels-Studioalbum.
Eigentlich war dieser Wurf gar nicht geplant. Denn schon seit 1997 trägt E die Idee mit sich herum, ein Album aufzunehmen, das ein gesamtes Leben beschreibt. Doch die Sessions dazu erweisen sich als zäh. "Ich habe mich so danach gesehnt, mir eine elektrische Gitarre umzuhängen und mit einer Band loszuspielen", gesteht der Frontmann. Gedacht, getan. Er lässt die Aufnahmen an dem großen Projekt ruhen und widmet sich "Shootenanny!", das er dementsprechend schnell aufnimmt.
Doch auch das ursprüngliche Projekt verschimmelt nicht auf Demo-Bändern. Nach der Tour zum 2003er-Album setzt sich E wieder daran. Im April 2005 komm das Doppel-Album "Blinking Lights And Other Revelations" in die Läden. Darauf ist unter anderem ein heulender Tom Waits zu hören.
Im Jahr 2008 ist es dann allmählich an der Zeit zurück zu blicken. E sortiert den eigenen Nachlass schonmal zu Lebzeiten und fördert Unmengen an Songs zu Tage. Zunächst sammelt er die Singles ein, die seine zehnjährige Karriere mit sich brachte und packt diese zusammen zwölf interessanten Eels-Videos auf das Album "Meet The Eels - Essential Eels".
Parallel dazu erscheint die Doppel-CD "Useless Trinkets", auf der B-Seiten, Raritäten und unveröffentlichtes Zeug versammelt ist, ebenfalls aus zehn Jahren Eels und mit 50 (!) Stücken wahrlich ausreichend dokumentiert. Deswegen denkt der Meister aber noch lange nicht ans Aufhören.
Denn seine nächsten drei Alben - die Triologie "Hombre Lobo", "End Times" und "Tomorrow Morning" - erscheinen im Abstand von nur zwölf Monaten. Im Zuge des letzten Teils geht's - zur großen Freude der munteren Fanszene - auch wieder auf Welttour.
Bis "Wonderful, Glorious", das zehnte Studioalbum und ein komplettes Bandprodukt wie E betont, Anfang Februar 2013 erscheint, lässt er es dann wieder langsamer angehen: E, The Hardest Workin' Man in Showbiz? Könnte dennoch hinkommen, denn ein Jahr später erscheint mit "The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett" schon der nächste Streich. Für die intime und fragile Reflexion seines eigenen Lebens verabschiedet sich E erstmal auch wieder von den krachenden Sounds, wie sie ein Jahr zuvor noch zu hören waren.
Danach ist für einige Zeit erstmal komplett Schluss mit neuer Musik. Ganze vier Jahre, und damit länger als jemals zuvor, dauert es, bis mit "The Deconstruction" das 12. Eels-Album 2018 auf den Markt kommt. Zeitweise ist sich E in dieser kreativen Pause nicht einmal sicher, ob überhaupt jemals ein weiteres Eels-Album zustande kommt. Aufhören ist für die musikalische Allzweckwaffe E allerdings am Ende doch keine Option und so können sich Fans nicht nur über eine neue LP freuen, sondern auch über ein wenig mehr Abwechslung als noch auf dem Vorgänger. Nicht nur, dass sich der Fokus des Albums vom altbekannten privaten Kontext in Richtung der kaputten Gesellschaft verschiebt, auch die Musik gewinnt wieder mehr an Vielfalt.
Bis zur nächsten Platte dauert es dann auch nicht mehr so lange wie zuvor. 2020 präsentiert E mit "Earth To Dora" ein erneut leichteres Album als noch zwei Jahre zuvor. Passenderweise stehen im Rahmen der weitestgehend zurückhaltenden Arrangements auch wieder persönliche Beweggründe im Vordergrund. Trotz der immer fortwährenden Themen wie Einsamkeit und Schmerz, aber auch der frischen Nachwehen seiner zweiten gescheiterten Ehe, offenbart E jedoch eine verhältnismäßig beachtliche Portion Optimismus, noch dazu in Zeiten der angehenden düsteren Corona-Krise.
Für seine zweite Pandemieplatte "Extreme Witchcraft" macht E 2021 wiederum einen großen Schritt in die Vergangenheit und holt einen alten Freund ins Boot. Nachdem sich Mark Romanek, der Regisseur des ersten Eels-Videos bei ihm meldet und erzählt, dass er durch eine intensive "Souljacker"-Phase gegangen sei, kommt E auf die Idee, sich einmal mehr mit seinem damaligen Co-Produzenten John Parish in Verbindung zu setzen. Es dauert nicht lange, bis beide merken, dass sie sowohl menschlich als auch musikalisch nach wie vor auf derselben Wellenlänge sind. Folglich entscheiden sie sich für ein Revival ihrer letztmals vor knapp 20 Jahren aufgeblühten Co-Writing-Partnerschaft und setzen die Ideen für "Extreme Witchcraft" in die Tat um. Gleichzeitig feiert auch der krachende Rock vergangener Tage seine Rückkehr.
Nachdem sich der "Lockdown Hurricane" - wie die rockige 2023er-Tour in Anlehnung an einen älteren Eels-Song benannt wird - verzogen hat, widmet sich E auf dem 2024er-Album "Eels Time!" wieder vermehrt dem balladesken Liedgut.
1 Kommentar mit einer Antwort
Hat sich eigentlich noch irgendjemand die Dreamworks-Box besorgt? War ehrlich gesagt etwas enttäuscht von der Aufmachung. Die Mugge ist aber natürlich immer noch excellent, sollte klar sein.
Eels ist für mich kein Vinylartist, das muss man auf CDs aus verkratzten Jewelscases mit kaputten Scharnieren hören Wenn du jetzt die Aufmachung gelobt hättest, hätte ich vielleicht trotzdem ein Sparschwein dafür aufgemacht, aber so...