Porträt

laut.de-Biographie

Al Green

Als Al Greene noch drei e in seinem Namen trägt, schreibt man die 60er Jahre, und er tourt mit seiner Band The Creations als begabter, aber wenig erfolgreicher Sänger durch die Lande. Wie so oft bedarf es eines fähigen Produzenten, um aus einem Talent einen ganz Großen zu machen.

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Der findet sich in Willie Mitchell und zeichnet seinerzeit verantwortlich für den legendären Sound von Hi Records. Zusammen begeben er und Al sich ins Studio und feilen am Gesang: "Wir arbeiteten von elf Uhr morgens bis zwei Uhr nachts daran. Mit 'Tired Of Being Alone' hatten wir es dann." Der Song avanciert zu Greens erster Nummer-eins-Single und verhilft seiner zweiten Platte "Al Green Gets Next To You" 1970 zu Goldstatus.

Unzählige weitere Hits folgen, wovon "Let's Stay Together" aus der gleichnamigen Platte von 1972 auch den Jüngeren noch in den Ohren klingt. Unter anderem ertönt es in Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" und auf dem dazugehörigen Sampler.

Al Green schwingt sich in den 70ern zum Superstar des Soul auf. Seine Zuschauer reißt er in energiegeladenen Live-Shows mit sich. Fachkundige schätzen seine aufwändigen Arrangements, und die Damen verliebten sich scharenweise in seine sexy Stimme.

Im Falle seiner Freundin Mary Woodson nimmt diese Liebe jedoch einen tragischen Ausgang. Weil er sie nicht heiraten will, verbrüht sie seinen Oberkörper. Als er aus dem Hospital entlassen wird, hat sie bereits Selbstmord begangen. Al Green bleibt ein kurzer Brief: "Ich will nur mit dir sein, Al. Auf Wiedersehen."

Man sagt, dieser Vorfall habe Al Green bekehrt, und zu Gott geführt. Doch Al Green datiert seine Erleuchtung auf ein Ereignis ein Jahr zuvor: "Es passierte in einem Hotelzimmer im Disneyland Anaheim. Ich ging spät nachts zu Bett, vollkommen betrunken. Das Mädchen schickte ich weg. Im Traum erschien mir der Heilige Geist, und am nächsten Morgen sagte ich zu meinem Manager: Es ist aus, Gott hat mich gerufen, ich werde Prediger."

Ganz so schnell geht es dann doch nicht. Ein paar Hits später fällt Al Green während eines Konzertes von der Bühne und entgeht dabei nur knapp einer schweren Verletzung. Dies deutet er nun endgültig als Zeichen Gottes und entsagt fortan jeglicher weltlicher Musik. Er wird tatsächlich Priester und steht lange Jahre der Gemeinde der Memphis Full Gospel Tabernacle Church vor.

Von nun an widmet er sich der Religion, heiratet und gründet eine Familie. Daneben singt er in seiner Kirche und veröffentlicht Gospels und religiöse Popsongs.

Damit ist zwar seine Zeit als Soulstar vorüber, seine Karriere als Gospelsänger entwickelt sich allerdings auch nicht schlecht. Immerhin acht Grammys in der Sparte 'Gospel' heimst Al Green im Laufe der Jahre ein.

Sein alter Freund und Produzent Willie Mitchell macht aus seiner Abneigung gegenüber Als zweiter Laufbahn keinen Hehl. "Was wir brauchen, ist nicht Gott. Wir brauchen ein paar gute Songs", formuliert er seinen Standpunkt, worauf sich die Wege des Dreamteams 1976 trennen. Zu diesem Zeitpunkt stehen bereits acht Alben mit über 20 Millionen verkaufter Einheiten auf der Soul-Habenseite.

Etliche Jahre später soll Mitchells Wille doch noch Gehör finden. 2003 landet Al Green mit seinem Album "I Can't Stop" ein grandioses irdisches Comeback, das bei Fans und der Fachwelt Begeisterung auslöst. Als Produzent streicht selbstverständlich Greens alter Buddy Mitchell die Credits ein.

Mit der neuen Scheibe steht Al Green, inzwischen in den Olymp der Songwriter Hall Of Fame aufgestiegen, wieder vor einem alten Problem: "An jedem Sonntag ist die Kirche voll. Ich trete von der Kanzel, da sprechen sie mich schon an. Junge, alte, hübsche, hässliche Frauen. Sie sind scharf auf mich."

Ob er dieses Problem mit dem Nachfolger "Everything's OK" in den Griff bekommt? Wir wissen es nicht. Was wir wissen ist, dass er, fleischlichen Gelüsten vorbeugend, "Everything's OK" unter dem Namen 'The Reverend Al Green' veröffentlicht. Weltlichkeit und Spiritualität bilden für Al sowieso kein Widerspruch mehr.

Kritikern seines Comebacks entgegnet er selbstbewusst: "Es gibt auch den Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und den Samstag. Sie sind nicht spirituell und dennoch möchten wir auch diese Tage leben." Den Soundtrack dazu liefert er mit "Everything's OK", das beim traditionsreichen Label Blue Note erscheint.

Ebenfalls bei Blue Note folgt 2007 eine Best-Of-Kollektion. Das Ende der Fahnenstange markiert "The Definitive Greatest Hits" allerdings noch lange nicht. Mit "Lay It Down" legt Al Green im Frühjahr 2008 flankiert von Corinne Bailey Rae, John Legend und Anthony Hamilton einen Reigen von Lovesongs nach.

Die Verantwortung für die Produktion teilt er sich mit dem Grammy-dekorierten Songwriter und Keyboarder James Poyser und Roots-Drummer Ahmir Questlove Thompson. Das Resultat, an dem noch weitere exzellente Musiker mitwirken, gestaltet sich zwar rückwärtsgewandt, verbreitet aber den Zauber der goldenen Ära des Soul. Wie auch die folgenden, späten Veröffentlichungen von Al Green, etwa die 2018 erscheinene "The Hi Records Singles Collection".

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