Porträt

laut.de-Biographie

ZSK

Göttingen, in den Neunziger Jahren: Ein Teenager namens Joshi wird von seinen älteren Brüdern an den Punkrock herangeführt. Sie füttern ihn mit Sex Pistols und den Toten Hosen. "Das war ganz schnell klar, das ist die Musik!", erinnert sich Joshi, "obwohl diese Punkwelle ja längst vorbei war." Den Punk trägt Joshi weiter in seinen Freundeskreis. Der Drang, diese Musik selber zu spielen, kommt ganz von allein. Wie man eine echte Punkband gründet, haben die Hosen vorgemacht.

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Eine Handvoll Freunde treffen sich in einer Garage, beschließen, eine Band zu gründen, aber weil niemand eine Ahnung hat, losen sie die Zuständigkeiten einfach aus. Der Rest ist bei den Hosen Geschichte. Die vier Freunde von ZSK haben die ganze Geschichte nachgemacht. Zusammen geschweißt durch die Freundschaft, getrieben vom unbedingten Willen, Musik zu machen und in tiefer Ratlosigkeit über die Funktionen der notwendigen Instrumente überlassen auch Joshi, Flori, Eike und Niki Fortuna die Entscheidung über die Besetzung von ZSK.

Joshi bekommt eine Gitarre und das Mikro zugelost, Niki, der ein wenig Gitarrenunterricht genossen hat, gewinnt die andere Gitarre, Eike kriegt den Bass, Flori, der übrigens der ältere Bruder von Joshi ist, muss an die Drums. Zuerst covern sie noch viele Songs von ihren Vorbildern, Sham 69, Die Goldenen Zitronen und die Hosen müssen dran glauben.

Das erste Konzert, man kann es sich lebhaft vorstellen, entgleitet den zarten Händen der Nachwuchspunks und endet im Desaster. Jedenfalls können sie sich rühmen, dass ihr erstes Konzert von der Staatsmacht beendet wurde. That's Punkrock! Da es schwierig für eine kleine Band ist, Auftritte zu bekommen, stellen sie sich einfach bei Punkrockkonzerten auf den Parkplatz und spielen dort für die Wartenden. Ansonsten spielen ZSK, deren Name übrigens keinerlei Bedeutung hat, in Jugendzentren und besetzten Häusern in ganze Deutschland, in Österreich und der Schweiz. Auf wichtigen Soli-Veranstaltungen spielen sie heute immer noch ohne Gage.

ZSK - Hass/Liebe
ZSK Hass/Liebe
Mit dem Titeltrack haben sie eine gottverdammte Hymne erschaffen!
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Ihr erstes Demo heißt "Keep Skateboarding Punkrock". Sobald irgend etwas auch nur einer Bühne ähnelt, entern ZSK es sofort und beginnen zu spielen, was zur Folge hat, dass sie auch bei großen Skateboard-Veranstaltungen und der Warped Tour auftreten dürfen und NoFX on Tour supporten. Dummerweise verschicken sie ihre Demos anstatt an Plattenfirmen an besetzte Häuser, was sicherlich für Politpunks sehr kredibil ist, sie aber in der Folgezeit nicht viel näher an einen Plattenvertrag bringt. Trotzdem erscheint 2000 eine erste Split-CD mit Blowing Fuse. Touren mit The Exploited oder der Terrorgruppe folgen.

Zwei Jahre und zwei Deutschland-Touren später erscheint dann auch das Full-Length-Debüt "Riot Radio". Aufgenommen in den Woodhouse Studios in Hagen, wo sonst eher Metalbands arbeiten. Das teure Studio spiegelt die Arbeitsethik der Band wider, ZSK wollen immer so gut wie möglich klingen. Es erscheint über Wolverine Records, auf dem auch die Altpunker von den Bullocks zu Hause sind.

Die Eltern unterstützen die Band und holen die Vier für ein paar Wochen aus der Schule heraus, damit ZSK touren können. Auftritte mit den damals noch wenig bekannten Distillers und Koryphäen des Fachs wie Agnostic Front oder U.S. Bombs sind der Lohn. Doch grade als es gut läuft für ZSK, steigt Gitarrist Niki aus der Band aus. Die Band will fürs Studium komplett nach Berlin ziehen, doch Niki kann sein Wunschfach in der Bundeshauptstadt nicht studieren. Er bleibt zurück, seinen Part übernimmt von da an Beni, der schon mal als Bassist ausgeholfen hatte und seit langem zum Bandumfeld gehört. Beni kommt mit ZSK 2003 in den Genuss einer Tour durch halb Europa mit Anti-Flag.

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ZSK "Frei.Wild? Trottel, aber keine Nazis"
Sänger Joshi über das neue ZSK-Album und das Versagen der Politik gegenüber NSU und Konsorten.

Nachdem zahllose Konzerte absolviert sind, gehen ZSK ins Studio und nehmen ihre zweite Langrille "From Protest To Resistance" auf. Mit dieser Platte landen sie bei Bitzcore, dem Hamburger Label, das auch für alle Turbojugend-Belange zuständig ist. Dank der guten ersten Platte können es sich ZSK sogar leisten, ein paar Major-Angebote auszuschlagen. Im Frühsommer 2004 erscheint mit der EP "If Liberty Means Anything At All" ein kleiner Vorgeschmack auf das im September erscheinende Album. Auch hier ist Politik Programm und Widerstand vorprogrammiert. ZSK beweisen, dass Punk auch im neuen Jahrtausend noch politisch sein kann.

Unterwegs sind sie danach erst einmal mit den Donots und The (International) Noise Conspiracy. Der Erfolg des Albums übertrifft die Erwartungen der Band, und auch andere sind begeistert: Die Helden von den Hosen nehmen ZSK mit auf Tour und auch Bad Religion sichern sich die Dienste der Wahlberliner.

Danach pausieren sie ein paar Monate, um die Aufnahmen für das nächste Album vorzubereiten. Im Herbst 2005 verbarrikadieren sie sich, um zu schreiben. Im Dezember 2005 geht es ins Studio, um "Discontent Hearts And Gasoline" einzuspielen. Die Songwriting-Sessions halten sie bewusst undogmatisch, anything goes. Inhaltlich wollen ZSK vor allem Ernst genommen werden. "Das ist kein jugendliches Geschrei gegen Nazis, wir überlegen uns genau, warum wir das machen. Das ist keine plumpe Einstellung, wir machen uns bei allem, was wir politisch in den Texten rüberbringen, viel Gedanken," so Joshi.

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Dass sie sich Gedanken machen, zeigt auch die Tatsache, dass die erste Auflage des Albums mit einer DVD erscheint, die unter dem Titel "Kein Bock Auf Nazis" über die Machenschaften von Neonazis informiert und Wege aufzeigt, wie man dem entgegen treten kann. Das Album erscheint Ende April 2006, direkt danach gehen ZSK mit Montreal und Man Alive aus Israel als Headliner auf Deutschlandtour.

Alles scheint bestens zu laufen für die Band, da kommt am 13. Januar 2007 eine Mail von Joshi, die verkündet, dass sich ZSK nach ihrem Konzert in Hamburg am 24. März auflösen. Grund für den Split seien allerdings keine widrigen Umstände oder Streitereien, sondern lediglich die Tatsache, dass das Quartett seine Arbeit als gemacht ansieht.

Auf ihrer Homepage lassen sie verlauten: "Wir denken einfach, dass nach 10 Jahren ZSK ein guter Zeitpunkt ist um aufzuhören. Wir haben im letzten Jahr unser bestes Album das wir je aufgenommen haben rausgebracht. Wir waren mit den Bands gemeinsam auf Tour, die uns am meisten beeinflusst haben und uns so wichtig sind. Mit der 'Kein Bock Auf Nazis'-Kampagne haben wir eine riesen Sache gestartet und den Nazis ordentlich in den Arsch getreten. In den vergangenen 10 Jahren hatten wir mit ZSK definitiv die schönste Zeit unseres Lebens. Was kann man sich als Band noch Größeres wünschen?".

Bevor die Gruppe sich auflöst, erscheint ihre Live-DVD "Wenn So Viele Schweigen Müssen Wir Noch Lauter Schreien!". Bis dato haben sich die Göttinger mehrere hundert Konzerte auf den Buckel geschaufelt. Und vielleicht gerade um dieser schönen Zeiten willen, kommt es 2011 zur Reunion der Berliner Punkrocker - und zwar amtlich: Erst steht im Mai 2013 die Langrille "Herz Für Die Sache" an. Im Sommer gehts dann mit den Hosen auf die ganz großen Bühnen, bevor im September die eigene Tour folgt.

Der Geschmack der Live-Bühne sowie der öffentliche Zuspruch tun ein Übriges: ZSK lecken wieder Blut. Dennoch dauert es weitere fünf Jahre, bis "Hallo Hoffnung" erscheint. Inmitten von Flüchtlingskrise, Wutbürger-Lamento, Trumpismus und rassistischen Ausschreitungen kommen ZSK mit ihrer Ladung Zivilcourage gerade recht und erteilen Opportunismus, Ignoranz und Menschenverachtung mal wieder eine deftige Abfuhr.

2020 erregen sie großes mediales Aufsehen, als sie ein Zitat des Pandemie-Experten Christian Drosten vertonen, es auf eine 7"-Single pressen und sie dem bekannten Virologen an dessen Arbeitsstelle in der Charité vorbeibringen. Der Song "Ich Habe Besseres Zu Tun" ist auch auf ihrem Studioalbum "Ende der Welt", mit dem die Punkband sensationell auf Platz 3 der deutschen Albumcharts einsteigt.

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ZSK - Hass/Liebe: Album-Cover
  • Leserwertung: 2 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2023 Hass/Liebe

Kritik von Steffen Eggert

Mit dem Titeltrack haben sie eine gottverdammte Hymne erschaffen! (0 Kommentare)

Fotogalerien

Berlin, Max Schmeling Halle, 2022 Die Berliner Punk-Urgesteine als Support für Rise Against.

Die Berliner Punk-Urgesteine als Support für Rise Against., Berlin, Max Schmeling Halle, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Die Berliner Punk-Urgesteine als Support für Rise Against., Berlin, Max Schmeling Halle, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Die Berliner Punk-Urgesteine als Support für Rise Against., Berlin, Max Schmeling Halle, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer) Die Berliner Punk-Urgesteine als Support für Rise Against., Berlin, Max Schmeling Halle, 2022 | © laut.de (Fotograf: Chris Springer)

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Do 25.04.2024 Köln (Carlswerk Victoria)
Fr 26.04.2024 Erlangen (E-Werk)
Sa 27.04.2024 Berlin (Astra Kulturhaus)
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Mi 01.05.2024 Frankfurt (Das Bett)
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