Porträt

laut.de-Biographie

Teenage Fanclub

Auf der Insel verbreitet sich Ende der 90er das Gerücht, Teenage Fanclub hätten Travis erfunden. Darauf können sich die Schotten schon was einbilden. Schließlich sind Norman Blake, Gerard Love und Raymond McGinley auch schon länger im Geschäft als ihre heimatlichen Kollegen. Seit 1989 harmonieren sie miteinander und bereichern die Welt mit poppigem Gitarrensound.

Vorchecking: Danger Dan, Cro, Haftbefehl
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1987 treffen sich drei Songwriter mit Vorliebe für Saiteninstrumente, nämlich Norman und Raymond mit ihren Gitarren und Gerard mit Bass in Bellshill, einem kleinen Vorort von Glasgow. Die erste Single "Golden Shower" erscheint auf einem schottischen Indie-Label. Mit Hilfe und Unterstützung der ebenfalls schottischen Band BMX Bandits formieren sich Norman, Gerard und Raymond zum Teenage Fanclub. Schlagzeuger Francis McDonald, Mitglied der befreundeten Band, gesellt sich dazu, um die Truppe komplett zu machen. Später wird ein eingefleischter Fan namens Brendan O'Hara die Stöcke übernehmen, da McDonald Studienpflichten nachgeht.

In nur einer Woche entsteht 1989 das erste Album "A Catholic Education". Mit diesem Debüt setzen sie Akzente in der englischen Gitarrenmusik und begründen das Genre Indie-Pop maßgeblich mit. Den kommerziellen Durchbruch ihrer Landsmänner Travis oder Coldplay erleben sie zwar nicht. Das ist jedoch keinesfalls ein Grund zur Trauer. Kleinere Rückschläge nehmen sie eben schon mal in Kauf. Erst das sechste Album "Songs From Northern Britain", im Jahre 1997 erschienen, erntet selbst in Großbritannien nicht mehr so große Zustimmung. Nur in Norwegen scheinen Kritiker und Fans vom Album absolut überzeugt zu sein.

Popstars im ursprünglichem Sinne sind die Jungs von der Insel also keinesfalls. Sie verdienen zwar Geld und können davon auch ganz gut leben, aber Groupies, Pool und Privatjets gehören definitiv in eine andere Welt. Gut, während ihrer Konzertreisen fliegen sie Business Class und das auch nur, weil man so schön vorne sitzen kann. Starallüren kennen sie nicht. Jede britische Band redet ja ganz gerne über Fußball. Teenage Fanclub auch. Am liebsten über Manchester United und Mr. Beckham. Ungewöhnlich ist nur, dass die Schotten lieber über das Dribbeln des Balles, als über das Kribbeln ihrer eigenen Musik etwas preisgeben. Tja, so sind se halt, die Schotten, eher zurückhaltend und verschlossen. Norman und seine Jungs wollen einfach lieber im Hintergrund bleiben. Die Presse sorgt schon dafür, dass die 'Teenager' im Gespräch bleiben.

Wo sie auch auftauchen, überall erscheint das große "B". Beatles , Beach Boys oder The Byrds. Vergleiche ohne Ende, aber wenn man Musiker ist, kommt man da leider nicht drum herum. Ein Problem haben Norman und Co. damit nicht. Im Gegenteil. Mit den Größen der internationalen Popmusik in einem Atemzug genannt zu werden, das gelingt nicht jeder Band. Negative Schlagzeilen à la Oasis können sie nicht vorweisen. Über andere britische Bands in England sagt Norman: "Die meisten sind doch in einer ähnlichen Position wie wir. Die wollen einfach Musik machen und dabei Erfolg haben. Es ist aber irgendwie populär, in England fies zu sein und andere runter zu putzen." Allerdings, denn wenn Leute wie Liam Gallagher dem Blur-Sänger (hey, da ist es wieder. Das "B"!) Damon Albarn eine Krankheit wie Aids wünschen, kann man das nicht mehr als Scherz verstehen.

Nach Deutschland kommen Teenage Fanclub auch ganz gerne. Allerdings bucht ihr Agent nur in den Clubs, wo er meint, dass der Saal auch voll wird. Das finden die Musiker nicht so gut. Sie spielen auch gerne in kleineren Clubs. "Hauptsache im Publikum sind mehr Leute, als auf der Bühne", scherzen sie. Millenium ist das Jahr für "Howdy", die mittlerweile siebte Langspielplatte. Auf der Insel heißt es "Jaja, wieder ein typisches Teenage Fanclub-Album". Weit gefehlt. Das Besondere ist diesmal, dass das Werk selbst produziert ist und die Arrangements intensiver bearbeitet wurden. Das Keyboard kommt häufiger zum Einsatz und der gängige Strophe-Refrain-Strophe Stil wird durch neue Akkord-Varianten ersetzt.

Der Sinn der Texte hat sich kaum geändert. Songs wie "I Need Direction" sind aus dem Leben gegriffen und beschreiben Situationen, die jeder von uns schon einmal erfahren hat. Wer verläuft sich nicht schon mal in der eigenen Stadt! Und Boy-Meets-Girl Geschichten, seien sie negativ oder positiv, kennt auch jeder. Nur weiter so! Wer will schon unbedingt jedes mal auf der Straße erkannt werden. Pöbeleien und Starallüren brauchen wir nicht! Mehr Bescheidenheit und Sympathie, bitte!

Teenage Fanclub - Nothing Lasts Forever
Teenage Fanclub Nothing Lasts Forever
Britpop-Lichter gegen die Vergänglichkeit.
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2002 erscheint "Words Of Wisdom And Hope" mit Indie-Pop-Legende Jad Fair als Gaststar, der der Scheibe etwas Schludriges, das an Lou Reed mit Velvet Underground erinnert, verleiht. Ein Jahr später folgt das Best-Of Album "4766 Seconds – A Short Cut To Teenage Fanclub", eine musikalische Dokumentation aus sechs Studioalben. Der typische Fanclub-Sound mit seinen kleinen, teils ironischen, Geschichten aus dem Alltag, über Frauen, Liebe und immer wieder die Liebe.

Mit "Man Made" kommt 2005 das neunte Studioalbum auf den Markt. Und wie eigentlich alle bisherigen Veröffentlichungen ist auch dieses ein rundum gelungenes Werk, das man ganz entspannt von vorne bis hinten durchhören kann, ohne dass ein wirklich schwacher Track den Genuss stören würde. Für den Nachfolger lassen sich die Schotten fünf Jahre Zeit, "Shadows" erblickt 2010 das Licht der Welt. Nach wie vor kommerziell nicht beachtet, denkt die Band auch hier nicht darüber nach, ihr Konzept zu ändern.

Das bleibt auch bei der 2016 veröffentlichten Scheibe "Here" der Fall. Ein Album, das sich so anhört, als seien drei Männer Ende vierzig völlig zufrieden mit sich und ihrem Leben. Diese Stringenz wird auch kommerziell belohnt: Es ihr erstes Top-10-Album seit 1997. Teenage Fanclub müssen eben keine Experimente mehr wagen oder so tun, als seien sie noch Mitte zwanzig. Nun geht es etwas langsamer zu, ohne dass sich der Sound grundlegend ändern würde. Eilig hat man es auch hinsichtlich der Albumveröffentlichungen nicht mehr. "Endless Arcade" erscheint 2021. Am Sound ändert sich wenig, obwohl 2019 Bassist und Songwriter Gerard Love die Band verlassen hat. Hintergrund waren unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich großen Tourneen. In einem Interview sprach Love über fortgeschrittene Flugangst. Seither ist er im Projekt Lightships mit Teenage Fanclub-Gitarrist Dave McGowan und Bassist Bob Kildea von Belle And Sebastian aktiv.

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Teenage Fanclub - Endless Arcade: Album-Cover
  • Leserwertung: 2 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2021 Endless Arcade

Kritik von Ingo Scheel

Dieser schluffige Hornbrillen-Gestus hat 2021 etwas Tröstliches. (0 Kommentare)

Teenage Fanclub - Here: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2016 Here

Kritik von Patrick Binder

Die erträgliche Leichtigkeit des Seins. (0 Kommentare)

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    http://www.teenagefanclub.com
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