Ein stichwortartiger Überblick über die Neuerscheinungen der kommenden Wochen.

Konstanz (mma) - Redaktionsvolontär Matze M. II wühlt sich wöchentlich durch den Neuveröffentlichungsstapel auf seinem Schreibtisch, um den stets geschäftigen laut.de-Autoren das eine oder andere Werk zur Rezension anzuempfehlen.

Seine sachdienlichen Hinweise an die Kollegen wollen wir Euch nicht vorenthalten.

Fettes Brot – Strom Und Drang (14.3.)
"Lieber verbrennen als erfrieren" muss man jetzt wirklich nicht als Devise für die Platte ausrufen, aber spanky Kirmestechnorap haben Deichkind halt schon vor zwei Jahren gemacht. Die Brote kommen hinten raus aber hiphoppiger und verfügen über diese gewisse sozialkritische Nuance...

Take That - Beautiful World Live 2007: At The O2 Arena DVD (29.2.)
Nostalgieträchtiger Auftritt der besten Boygroup aller Zeiten. Irgendwie rührend anzusehen.

Grand National -A Drink & A Quick Decision (14.3.)
Ich fand den Vorgänger zwar interessanter, die Retro-Soul/New-Wave/Psyche-Dance-Fraktion möchte dennoch bitte ein, zwei, drei Ohren investieren.

Neon Neon – Stainless Style 8-Track-Sampler (14.3.)
Debüt des Projekts von Gruff Rhys (Super Furry Animals) & Boom Bip. Vereint den lockeren Elektro-Pop von Boom Bip mit Gruff Rhys' Songwriting zu Hot-Chippigem Retro-Futurismus zwischen Duran Duran, Spektrum & Italodisco. Mit Gästen wie Spank Rock, Yo Majesty & Fat Lip.

Navel – Frozen Souls (28.3.)
Überraschende Breitseiten aus Blues, Stoner und Rrrock, man hört Howie Weinberg raus (Mastering u.a. Helmet, Kyuss). Die Smashing Pumpkins-Skandälchen-Navel bleiben zitatprall, aber letztlich rock-konventioneller und weniger Neogrunge als gedacht. Dass hier frech auf Authentizität gepocht wird, mag man den Anfangzwanzigern gar nicht recht übel nehmen.

The Black Keys – Attack & Release (28.3.)
Die Kollabo mit Danger Mouse klingt nur auf dem Papier ungewöhnlich. Als Essenz bleiben wieder Heavy Riffs, Southern Blues und 60s-Psychedelic.

Isobel Campbell And Mark Lanegan – Sunday At Devil Dirt (2.5.)
Ex-Screaming Trees-Sänger und Ex-Belle & Sebastian-Sängerin finden sich nach "Ballad Of The Broken Seas" noch einmal zum schattig-spröden Folkduett zusammen.

Snoop Dogg – Ego Trippin' (7.3.)
Album Number Nine. Der Schlusstrack "Can't Say Goodbye" covert 2Pacs-Samples, ansonsten geht der Hundegroßvater weiter weg vom HipHop in Richtung R'n'B.

Operator Please – Yes! Yes! Vindictive! (14.3.)
Das gemischte Quintett fand sich an der Highschool zusammen, um beim "Battle Of The Bands" eine handvoll Donuts abzuräumen. Zwei Jahre später Touren im Vorprogramm von Arctic Monkeys, Kaiser Chiefs, Modest Mouse.

Simply Red – Stars Do-CD+DVD (14.3.)
Neuauflage des in Europa meistverkauften Albums 1991/1992 in einer 4,5 Stunden-Edition: Original, Live, Mixes, Live-DVD, Promo-Videos.

Nneka – No Longer At Ease (25.4.)
Soul/Reggae/HipHop/Afrobeat, Konzerte mit Seeed und Patrice. Africa-conscious, schöne, sanfte, deepe Stimme.

Sternbuschweg – Mein Herz Schlägt Weiter Jeden Tag (28.3.)
Unverblümter großer Gitarrenrock aus Berlin mit hansischer wie britischer Breitseite. Shoegazing, Tremölö und Double-Picking, ein herzlicher Spaßmacher. "Meine Liebe Dauert Länger Als Der Kommunismus" ist auch so ein starkes Statement. Scheiß auf dich, Gefühligkeitspolizei.

Patenbrigade: Wolff – Demokratischer Sektor (18.4.)
EBM/Darkwave, thematisch ganz fixiert auf Todesstreifen, Funkhaus-Meldungen aus der Stalinallee und weitere DDR-Nostalgia.

Subsonic Park – Inner City Codes (28.3.)
Deeper Ambient-Dub-Tech, der Synergien zwischen experimenteller Elektronik und aktueller Clubmusik zu nutzen weiß.

Stephen Malkmus & The Jicks – Real Emotional Trash (7.3.)
Der Ex-Pavement-Vorsteher und sein viertes Solo.

Quiet Village – Silent Movie (25.4.)
Kammermusikalische Streicher, Beach Sounds, wortlose Schwärmereien, groovy Alpenschlagersoundtrack. Gibt sich beeinflusst von italienischen Filmen, Musik aus den BBC-Archiven, Disco, Easy Listening, Vintage Soul. Passt irgendwie alles auf dieses hypnotisch-interessante Durcheinander.

The Miserable Rich – 12 Was To Count (4.4.)
Cello, Violine, Gesang, Kontrabass und Gitarre aus Brighton, an versponnenes 70s-Songwritertum und kammrigen Neofolk à la Joanna Newsom angelehnt.

Swiss – Es Kann Nur Einer Befehlen (29.2.)
"Nevada Tan, ich gründ für euch einen Pädophilenverein." Und zwar in der Heimat, in Rap-City Hamburg.

The Accidental – There Were Wolves (11.4.)
Intimer Pluckerfolk mit einigen Stimm- und Instrumentalloop-Experimenten nach Panda Bear-Machart.

Björn Kleinhenz – Quietly Happy And Deep Inside (20.3.)
Nach Schweden ausgewanderter Stuggarter, der sich in die Tradition eines Kristofer Aström stellt, aber mit weniger Tiefgang und mehr Lap Steel.

Lichter – dto. (21.3.)
Waren u.a. mit Klez.e, dem Delbo-Ableger, auf Konzertreise, und der Eindruck bestätigt sich auch im Langspiel. Filigraner, cleverer, rhythmisch vertrackter, aber nicht verkopfter Indierock mit Pianobeilage. Ist das jetzt noch Köln oder schon Berliner Schule?

Cryptacize – Dig That Treasure (14.3.)
Indieproggige Mininaturreisen ohne Reiseführer und Kompass, aber mit Freefalltower. Umfeld: Xiu Xiu, Kill Rock Stars-Rooster und sehr viel Deerhoof.

Gus Black – Today Is Not The Day To F#@k With Gus Black (20.3.)
Von iTunes zu den zehn weltweit besten Singer-Songwritern gewählt worden. Sehr feinsinniger Folkpop, hat trotz kalifornischer Herkunft fast etwas Französisches.

Die Kleinen Götter – Zuhause (11.4.)
Konschtanz-Bahnhof auf dem Cover könnte ja sowohl Provinzflucht als auch Angekommensein symbolisieren. Für die sich immer Kettcariger gerierenden Ex-Funpunker Die Kleinen Götter gilt mit Sicherheit letzteres – elf Jahre Bandgeschichte sind Indiz genug.

The Heavy Circles – dto. (11.4.)
Wenn die Ehefrau mit dem Stiefsohn... Edie Brickell ist Paul Simons Angetraute und noch aus New Bohemians-Zeiten bekannt, Harper Simon des Gracelanders Zögling. Gemeinsam spielen die zwei bluesrockigeren Jazzpop (manchmal auch umgekehrt), für dessen Werden auch Sean Lennon und Martha Wainwright im Studio vorbeischauten.

Jessica Gall – Just Like You (14.3.)
Musikhochschul-Absolventin interpretiert Clash, Lennon usw. und trägt ihren eigenen Pianojazz-Sanftmut vor. Wir jungen Leute finden das mitunter sehr langweilig.

PlantLife – Time Traveller (18.4.)
Viel 70s-Funksoul, etwas 80s-Electric-Disco, wohlrespektiert von der Liga um Gnarls Barkley, Mos Def, Pharell Williams, DJ Jazzy Jeff. Gettin' nice & sleazy all the way...

Qntal – VI: Tranlucida (29.2.)
Gothic-Ambient-Pluckerei. Perfekt zum Fensterrosettenbasteln am leicht bewölkten Sonntagmittag.

Leandra – Metamorphine (22.2.)
Der Pressetext zur Dark-Wave-Solistin Leandra (selbes Label wie Qntal) schreibt etwas von einem "erotischen Keyboard-Raubtier" und einer "rassigen Künstlerin". Lachend die nächste CD eingelegt.

Gisbert Zu Knyphausen – dto. (25.4.)
Ein halber Hauch von Grönemeyer schwingt in der Akzentuierung des Hamburger Liedermachers mit. Brüchige LoFi-Intimitäten mit Haltung.

The Felice Brothers – dto. (4.4.)
Die immerwährende Sehnsucht nach bleibendem Wert: Auch auf dem zweiten Album, mittlerweile bei Conor Obersts Team Love unter Vertrag, tragen Felice Brothers urtypischsten Americana-Sound vor.

Supergrass – Diamond Hoo Ha (28.3.)
Bluesriffiger Aufmacher, gar nicht britisch, vielmehr amerikanisch. Auf der sechs Punchy Rock'n'Roll statt Inselpop also. Neue Freunde werden sie sich so voraussichtlich aber nicht machen, dafür fehlt der Big Bang.

JaKönigJa – Die Seilschaft Der Verflixten (25.4.)
Schon der Bandname klingt nach Bubackschem Diskurspop. Sehr lyrisch, fast psychedelisch abstrakt und doch zwischenmenschlich konkret, bis zum Äußersten ambitioniert, bei aller Kunst nicht unmelodisch. Dass von Lowtzow selbst die Hymne auf JaKönigJas Sängerin/Songwriterin Durstewitz verfasst hat, ist dann die berüchtigte Faust aufs Auge.

Barry Adamson – Back To The Cat (31.3.)
Sexy time again: Des Jazz Devils smoother Bass serviert slicky-soul-stylo Gänsehaut-Porntunes, da konnte schon David Lynch seinerzeit nicht nein sagen.

Headlights – Some Racing, Some Stopping (22.3.)
Klassisch schwärmerische 60s-Pop-Sensibilitäten im Grenzbereich zu Emo (nach Jimmy Eat World-Art). Für Fans von Rilo Kiley, Postal Service.

Steve Stevens – Memory Crash (14.3.)
Der Gitarreneffekt-Sachverständige von Billy Idol lieferte bereits Beiträge zu "Matrix Reloaded" und "Top Gun". Irgendwo Ende der 80er hängen geblieben, aber Hauptsache die Frise sitzt.

Bonez MC – Mehr Geht Nicht (Mixtape) (29.2.)
Dani says: Hamburger Klon von Fler. Ganz ganz furchtbar.

15 Kommentare