Das Ohr ist das wehrloseste aller menschlichen Organe. KLFs Bill Drummond führte deshalb den "No Music Day" ein. Einen Tag lang soll in Ruhe über unser Verhältnis zur Musik nachgedacht werden.

Großbritannien (mma) - Der "Soundtrack unseres Lebens" hat uns längst zu Quasi-Cyborgs gemacht. Ständig erweitert akustischer Input in Supermarkt und Shoppingmeile, im Kino und Autoradio, per HiFi, iPod und in der Eckkneipe unseren persönlichen Score. Sein kultureller Rattenschwanz verspricht Distinktionsgewinn oder –verlust, spaltet und eint zugleich. Das Resultat ist häufig auch ein Widerstreit von aktivem und passivem Musikkonsum.

Die gesamte westliche Hemisphäre also in der Hand von Fahrstuhlsounds und Popmusik? Nicht ganz. In einem gar nicht so unwesentlichen Inselreich Europas steuert man am heutigen Mittwoch zum bereits dritten Mal gegen. Im gallischen Riesendorf England bemüht sich Ex-The KLF-Member Bill Drummond, den so genannten "No Music Day" zu institutionalisieren. Seine Devise: Gönn deinen Ohren mal 'ne Pause.

No Hymns Will Be Sung.
No Records Will Be Played.
iPods Will Be Left At Home.
Rock Bands Will Not Rock.
Jingles Will Not Jangle.

Nachdem sich in der Vergangenheit nur kleinere lokale Radiosender dem Musikstopp anschlossen, erhörte in diesem Jahr erstmals auch BBC Radio Scotland den Ruf des Trance-Erfinders. Dort gehen für 24 Stunden keine Soundclips über den Äther, rotieren keine Tracks heavy oder low, wird auf jegliche musikalische Untermalung verzichtet. Allerdings darf man bezweifeln, dass auch kommerzielle Partner in den Werbeunterbrechungen dem suggestiven Moment des Klangs entsagen werden.

Letztlich dient die Aktion natürlich vorrangig dem Symbolcharakter. Drummond selbst wünscht sich ein kurzzeitiges Erwachen aus der Muzak-Matrix, ein emanzipiertes Nachdenken über den Wert der Musik an sich: Wie stehe ich zur Alternanz von Ruhe und Lärm? Ist Silence wirklich sexy? Gehen wir mit Goethe ("Leise, leise! Stille, Stille! / Das ist erst das wahre Glück") oder doch eher Erich Kästner ("Es ist so furchtbar still. Mir fehlt der Krach")? Reden wir darüber.

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28 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @Olsen (« @mücke (« eben, is halt ne voll kranke aktion, von nem voll kranken volk und an dieser stelle huldige ich dem krach und dem verlust meines hörvermögens. »):

    Das ist auch der Grund, warum sich dich in der Anstalt so ungerne an den Rechner lassen. »):

    da mag ich doch mücke in schutz nehmen. ich lese aus seinem post ironie als antwort auf den vorangegangenen beitrag von Metalmanl. und der war, mit verlaub :kack:

  • Vor 16 Jahren

    Ironie also. Hmm. Möglich. Vielleicht aber auch doch einfach Dummheit.

  • Vor 16 Jahren

    Völlig hirnrissig. Es gibt wichtigeres (nicht das dieser No-Music-Day überhaupt wichtig wäre) wogegen man protestieren kann.