Die Schweiz hat einen Hip Hop-Skandal. Eidgenössische Rapper wie Gimma drohen rechten Politikern in ihren Texten. Jene setzen in Wahlkampagnen Hip Hop mit Jugendgewalt gleich.

Chur (ebi) - Auch die beschauliche Schweiz hat ihren Skandal in Sachen Gewaltverherrlichung und Hip Hop. In dem Land, das bei Deutschen als Auswanderungsziel immer beliebter wird, nehmen Politiker, genauer gesagt Vertreter der Schweizerischen Volkspartei, einheimische Rapper ins Visier und umgekehrt. Im Kanton Zürich setzt die SVP beim Thema Jugendgewalt Inserate ein, in denen ein Jugendlicher im Rapper-Look abgebildet ist. Hip Hopper wie Stress und Gimma schlagen mit ähnlichen Methoden zurück.

Besonders im Mittelpunkt des eidgenössischen Battles: Bundesrat Christoph Blocher, Aushängeschild der Rechten und derzeit Schweizer Justizminister. So sorgte jüngst Stress mit seinem Video "Mais Où" für Aufsehen. In einer Szene penetriert der Lausanner Rapper einen gebückt stehenden Mann mit Blocher-Maske von hinten. Der 29-Jährige hatte schon 2005 einen Song mit dem Titel "Fuck Blocher" aufgenommen.

Dachten dessen SVP-Gefolgsleute noch darüber nach, Stress, der sich ihrer Meinung nach von den Linken instrumentalisieren lässt, zu verklagen, machten sie bei dessen Kollegen Gimma jetzt Ernst. Der Churer Rapper erregt die Gemüter mit der Nummer "Hol Dr An Politiker", in der er u.a. Blocher direkt angreift: "I han au en Traum, dr Oberschicht is Gsicht boxe D'Eroberig vor Schwiiz und d Folterig vom Christoph vo dene gönd 100 druuf au das egal isch und machend usem bundeshuus es Abu Ghraib", und bekennt: "Das isch dr soundtrack zum mord ama politiker."

Schweizer Medien berichteten gestern, dass der Berner SVP-Mann Thomas Fuchs Gimma verklagt, um den Song, den man sich auf Gimmas MySpace-Page anhören kann, aus dem Verkehr zu ziehen. Kollege Stress lud derweil seinen Lieblingsfeind Blocher auf eines seiner Konzerte ein. Zudem würde er gerne mal wirklich über das Thema Jugendgewalt diskutieren, zitiert ihn die Zeitung Le Matin. Denn mit einem hat Stress auf jeden Fall Recht: "Wenn die vereinfachen dürfen, darf ich das auch", sagte er der "Neuen Zürcher Zeitung".

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