Gestern ging die erste Folge der Serie "Popetown" auf Sendung. MTV lud zur großen Diskussion um das ach so kontroverse Thema. Am Ende stellte sich die Frage, worüber sich alle eigentlich aufregen.

Berlin (alc) - Zunächst ging es gestern nochmals vor Gericht hoch her. Das Landgericht München wies eine einstweilige Verfügung des Erzbischöflichen Ordinariats München Freising ab. Damit war endgültig der Weg frei für "Popetown". Bevor MTV aber die erste Folge der Papst-Verarsche ausstrahlte, lud der Sender mit Markus Kavka als Moderator zum besinnlichen Geschwafel. Die Anwesenden, darunter Fanta 4-Smudo, tauschten ihre Argumente aus. Dabei machte Kavka noch die beste Figur, auch wenn er sich feste in den Hintern gebissen haben dürfte, als ihm sein Arbeitgeber offenbarte, er solle diese Chose moderieren.

Dann war es so weit, das Übel konnte auf Sendung gehen. Und der Zuschauer kam nicht umhin, sich vor Lachen auf dem Sofa zu kugeln. Aber nicht etwa, weil die Satire so super lustig wäre, sondern weil die Strategie, mit einer gehörigen Portion Provokation einen Hurricane im Wasserglas zu erzeugen, so perfekt aufgegangen war. Dass allerdings die katholische Kirche und ihr politischer Arm, die CSU, sich nicht entblödete, so vorhersehbar zu reagieren, stimmt bedenklich und spricht nicht gerade für ein gesundes Urteilsvermögen.

Albern, infantil und alles andere als lustig kalauerte sich der Comic-Papst durch die flachen Witze. Das Versteckspielen hat er so gut drauf, dass er nicht mehr gefunden wird. Also muss ein Double her, das ihn bei einer Audienz für behinderte Kinder vertritt. Dass das einzig verfügbare Double jiddisch quatschte, war am Ende einer der wenigen Gags, die zum Schmunzeln anregten. Meine Herren, was haben wir gelacht! Das wars dann aber auch schon. Der "echte" Papst taucht am Ende doch noch auf und freut sich auf die nächste Portion Fischstäbchen.

Mein lieber Herr Gesangsverein, wenn es so einfach ist, die Klerikalen auf den Plan zu rufen und gezielt ein derartiges Brimbamborium zu verursachen, fragt man sich, was passieren würde, wenn Monty Python wieder zusammen fänden, um noch einmal die Bibel zu verfilmen. Die Straßenschlachten in der Hauptstadt am ersten Mai wären im Vergleich dazu wohl nur ein Kindergeburtstag.

Unklar ist im Augenblick noch, ob MTV auch die weiteren Folgen der Serie ausstrahlen wird, die Diskussionsrunde ergab diesbezüglich jedenfalls keine neuen Argumente. Und die Zuschauer-Kommentare auf der von MTV extra eingerichteten "Popetown"-Seite lassen eigentlich auch nur einen Schluss zu: dass zu dem Thema mittlerweile wirklich alles gesagt ist.

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