Der am Montag verstorbene Albert Mangelsdorff galt selbst im Mutterland des Jazz als großer Erneuerer und begnadeter Solist.

Frankfurt (joga) - Der weltweit angesehenste deutsche Jazzmusiker Albert Mangelsdorff ist am Montag nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren in seiner Heimatstadt Frankfurt gestorben. Mangelsdorff gilt als Erneuerer des deutschen Jazz und als einzigartiger Solist auf der Posaune. Seine als "Multiphonics" bekannt gewordene Blastechnik, bei der er einen Ton blies und einen weiteren summte, erlaubte ihm, seinem Instrument mehr als eine Stimme zu entlocken. Damit revolutionierte er das Posaunen-Spiel: kein anderer verstand es, ihren Klang derart mit Obertönen zu bereichern.

Nach dem Krieg hatte Mangelsdorff zunächst als Gitarrist in einer Big Band begonnen, bevor er mit zwanzig Jahren zur Posaune fand. Von den Nachkriegsjahren bis tief in die Fünfziger hinein spielte er in Frankfurter Jazzclubs und Bars, oft von abends um acht Uhr bis morgens um vier. Das ließ sich nur durchhalten, "wenn man ordentlich einen dazu schluckt", erzählte er später, viele Kollegen hätten sich dabei regelrecht kaputt gemacht. Nicht nur als Präsident der UdJ, der Union deutscher Jazzmusiker, engagierte sich der Jazzer auch stets für die sozialen Belange seines Berufsstandes

Zwei Einladungen zum Newport Jazzfestival in jener Zeit dokumentieren das Ansehen, das Mangelsdorff auch bald im Heimatland des Jazz gewann. In den Sechzigern wurde der Frankfurter zu einem der engagiertesten Anhänger des Free Jazz, später freundete er sich wieder mit Melodie und Rhythmus an und machte als Solist Furore.

1975 wurde Mangelsdorff festes Mitglied des United Jazz And Rock Ensembles, dem er bis zu seiner Auflösung Ende 2002 treu blieb. 1993 wurde er Honorarprofessor für Jazz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, 1995 übernahm er die künstlerische Leitung des JazzFests Berlin, das er bis 2002 gegen alle Kleinkrämer im Berliner Senat zu verteidigen wusste. Dort trat er auch im vergangenen Herbst zum letzten Mal auf.

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