15. Januar 2010

"Wir sind ein Blödel-Club"

Interview geführt von

Dirk von Lowtzow und Jan Müller sprechen über die Einflüsse von Literatur und Bildender Kunst, über neue Freiheiten beim Majorlabel und die Anbindung der Musik an die Gegenwart, also an Terror und Angst.Berlin, Friedrichshain. Einen wahren Interview-Marathon haben Dirk von Lowtzow und Jan Müller hinter sich. Vier Tage lang standen sie bereits Rede und Antwort, entsprechend albern kaschieren sie ihre Müdigkeit und die immer gleichen Fragen der Journalisten.

Die Begrüßung ist überschwänglich, Dirk kümmert sich dienstbeflissen um die Jacke, rückt des Interviewers Stuhl zurecht und erkundigt sich nach dem Befinden. "Darf es noch eine Traube sein? Etwas zu trinken? Ist sonst alles in Ordnung?"

Es ist ungewöhnlich, euch im Universal-Gebäude anzutreffen.

Dirk: Wieso?

Ihr geltet doch als Freigeister ...

Dirk: Ach, die haben hier sehr viele Räume, alles ist sehr großzügig gestaltet, und wir haben davon abgesehen, die Interviews in Cafés zu machen, weil man danach mit den Nerven zerrüttet ist. Wegen der lauten Espresso-Maschine, den Kindern ...

Jan: Aber worauf deine Frage ja abzielt: Wir fühlen uns ins unserer künstlerischen Freiheit freier als je zuvor. Das war schon eine bewusste Entscheidung nach dieser ganzen Misere mit L'age d'or. Die Alternative wäre gewesen, mit der eigenen Plattenfirma die Sachen zu verkaufen, aber dann wird man da zum Händler und das ist nicht wirklich frei.

Dirk: Wenn man dann ein Lied schreibt, denkt man schon daran, ob es sich verkaufen lässt. Und das will man ja vermeiden.

Jan: Klingt paradox, aber die Freiheit ist doch größer geworden.

Interessanterweise stellt sich die erste Single "Macht Es Nicht Selbst" auch gleich gegen den DIY-Gedanken, oder?

Dirk: Das ist nicht ganz richtig. Es geht nicht gegen DIY an sich, sondern gegen die permanente Forderung im zeitgenössischen Kapitalismus, sich selbst kreativ zu mobilisieren. Dieses aus sich selber Herausschöpfen und diese Authentizität im Schaffen, die ja zur Ideologie erhoben wurde. DIY ist ja das, wo wir herkommen. Das ist auch ein Paradoxon, weil wir alles selber machen. Aber sonst machts ja auch niemand (lacht). Und sonst gehts ja auch schief.

Es ist also nicht gegen DIY aus dem Punk gerichtet, wo es auch immer ein Mittel zum Zweck war. Heutzutage wird sowieso permanent gefordert, dass alle alles selber machen und immer am Start sind. Aber klar: ist auch viel Blödelei dabei. Wir sind ein Blödel-Club.

Hat mich spontan an Baumarktwerbungen erinnert.

Dirk: Ja klar, das ist ja was, was man immer auf die ganze Gesellschaft ummünzen kann. Auch das oft zitierte, so genannte Networking ist ja die Heim- und Bastelarbeit unserer Zeit. Klingt ja schon so nach Makramee. Kennt ihr das? Diese Knüpftechniken aus dem textilen Werken in der Schule?

Jan: Das war schlimm!

Dirk: Das ist der absolute Mega-Horror. Diese schlimmen Dinge sind ja heute sozusagen zur Ideologie erhoben worden, dagegen protestieren wir.

Inzwischen ist "Schall und Wahn" zusammen mit "Kapitulation" und "Pure Vernunft darf niemals siegen" zu einer Trilogie erhoben worden. Wie kam das?

Jan: Wir haben gemerkt, dass es eine Trilogie geworden ist. Eigentlich erst im Laufe der Arbeit zu dieser Platte, weil es doch sehr viele Gemeinsamkeiten gibt. Angefangen beim Produzenten, bei den Aufnahmeorten, aber auch innerhalb dieser drei Alben gibt es eine Dramaturgie. Deshalb haben wir das ganz ernst gemeint (lacht ironisch): Trilogie, um das auch so ein bisschen zu erheben. Das klang ganz schön.

Dirk: Die drei Alben würden gut zueinander passen, würde man sie in einen Schuber stecken und als Berlin-Trilogie kennzeichnen. Allein von den Titeln her. Und auch die Stücke nehmen aufeinander Bezug. Oft entspringt das ja auch dem Spaß der Katalogisierung der eigenen Werkgruppen. Eine Trilogie würde schon Sinn machen. Sie sind auch relativ stringent entstanden. 2005, 2007 und 2010, also fünf Jahre.

Ihr habt von einer Kontinuität, einer Entwicklung gesprochen?

Jan: Im besten Fall kann man sagen, dass diese drei Alben These, Anti-These und Synthese sind. Das Album "Pure Vernunft ..." hat ja textlich eine ziemlich neue Thematik eröffnet, auch mit diesen Fantasiebegriffen, mit denen da operiert wurde. Hat aber im Gegensatz dazu einen recht trockenen Klang, war damals in einem kleinen Raum aufgenommen. "Kapitulation" wurde dann viel konkreter ...

Dirk: ... hatte fast was Diagnostisches ..

Jan: ... ja genau. Das war fast wie ne Punk-Platte, in dem Sinn, wie wir das machen würden. Und "Schall und Wahn" verbindet das tatsächlich jetzt beides miteinander, wagt sich aber klanglich noch mal einen Schritt weiter vor.

Dirk: Wenn man diese drei Alben als Berlin-Trilogie nacheinander hören würde, könnte man feststellen, dass sich die Räume immer sukzessive weiter öffnen. "Pure Vernunft ..." hatte eine sehr trackhafte Anmutung, sehr trocken, sehr dogmatisch in der Aufnahme, und "Kapitulation" ist schon viel offener, verzerrter, viel garagiger, und "Schall und Wahn" jetzt am opulentesten, wo die Räume ganz weit geöffnet sind.

Wo das Studio sozusagen noch stärker als Instrument eingesetzt wurde. Das ist eigentlich ein ganz hübscher Verlauf, wenn man sich die Mühe machen möchte, das mal anzuhören. (Gelächter).

Jan: (sarkastisch) Wenn man die Zeit hat!

Dirk: Wenn man die Zeit hat! Das ist ja heutzutage auch eine Frage der Zeit! Aber dann ist es glaube ich durchaus ein Hörerlebnis, das man mit dem Ring der Nibelungen vergleichen kann.

Jan: Oder Herr der Ringe.

Dirk: Naja, wir wollen ja bei der Musik bleiben.

Jan: Wagnerianisch?

Dirk: Nein, wir sind ja Anti-Wagnerianisch.

Jan: Obwohl die Ouvertüre vom Rheingold schon sehr gut ist.

Dirk: Ist aber auch das einzig Gute von Wagner!

Jan: Ja (lacht)!

Dirk: Die Rheingold-Ouvertüre Es-Dur finde ich das einzig Gute, was der geschrieben hat. Das lass ich jetzt mal so raushängen, unter Musikern. Der eine neidet dem anderen ja die Butter aufm Brot.

"Man ist konfrontiert mit Terror und Folter"

Zurück zu "Schall und Wahn". Da geht es um Terror, Folter, Blut, Gift, …

Dirk: Das ist ganz schön schrill. Es ist oft so, wenn man mit einem Album anfängt, ein Stück schreibt, dann kommt man auf was, zum Beispiel "Die Folter endet nie", das war eins der ersten Stücke, das ich geschrieben hatte. Das beginnt oft ganz unwillkürlich, da gibt es dann einen Epiphanie-mäßigen Moment, (macht ein Pistolengeräusch), da müsste man mal ... Man müsste mal ein Stück mit dem Titel "Die Folter endet nie" schreiben.

Wenn man dann einmal angefangen hat, auch wenn man nicht so intentional arbeitet, ergibt sich dann oft ein roter Faden, man sieht wohin das führt. Dann kann man den Weg natürlich auch beeinflussen, den man geht, und dann fand ich das so sehr schön, mit so einer Drastik in der Sprache zu arbeiten. Weil es erstens einfach Spaß macht, weil es einen guten Kontrast zur Musik setzt, und auch weil es etwas ist, was diesem Wellness-Gefühl widerspricht, was man vor allem bei deutschsprachiger Musik oft hört, bei der es so ein Zwang zum positiven Denken gibt, der nur in totaler Depression enden kann.

Und natürlich sind auch die Zeiten so, in denen man ist. Man ist ja konfrontiert mit Terror und Folter. Wenn auch nur unterbewusst, brennen sich diese Bilder auch ein. Man liest nicht Zeitung oder schaut CNN und schreibt dann ein Stück darüber, aber wenn diese Sachen sich über die Hintertür so einschleichen und sich in Poesie verwandeln, dann hat es ja durchaus auch etwas für sich. So eine Anbindung an die Gegenwart, in der man sich bewegt.

Es geht aber auch viel um Schwäche, Feigheit und Zweifel. Braucht es eine Betonung von diesen Dingen?

Dirk: Ich glaube, das ist sehr stark künstlerisches Programm. Das, verkürzt gesagt, auf mangelndes Selbstbewusstsein aufbaut. (lacht)

Jan: Und es geht ja auch viel um Umdeutung von Begriffen, seit jeher bei uns.

Dirk: Insofern bieten die sich an. Kunst, die keinen Zweifel kennt, ist für uns relativ uninteressant. Wir fanden immer Sachen interessanter, die gebrochen sind, oder die das eigene Unvermögen auch thematisieren. Von den ersten Stücken, die wir gemacht haben, 94'-95', wie "Hamburg Rockt", wo das eigene spieltechnische Unvermögen thematisiert wurde, diese Art von Selbstzweifeln, Scheitern - das hat uns immer interessiert.

Und in diesem mangelnden Selbstbewusstsein liegt ja auch eine Chance, nämlich dass man nicht zu sehr gefestigt wird in seiner eigenen Persönlichkeit und dass man somit auch für Einflüsse offen ist und so porös wird. Dass man sozusagen alle möglichen Stimmen von anderen Leuten durch sich sprechen lassen kann.

Es ist also nicht dagegen gerichtet, dass alles immer perfekt sein muss, dass Lebensläufe immer stringent zielgerichtet sein sollen?

Jan: Das war weniger unser Thema. Damit sind wir auch selber nicht so sehr konfrontiert, weil wir einfach unseren Weg gegangen sind.

Dirk: Dafür bewegt man sich auch zu sehr in so einer Kunstwelt.

Jan: Das wollte ich damit sagen. Man kann sich ja nicht irgendein Thema rausgreifen und sagen: Junge Menschen, die etwas anstreben, haben da Probleme, weil sie in Praktika geworfen werden. Da würde man ja anfangen, zielgruppenorientiert zu arbeiten. Das ist nicht unser Ansatz.

Dirk: Zumal das Probleme sind, die speziell auch junge Menschen betreffen und das würde ich vermessen finden, mit knapp 40 das Sprachrohr der Jugend sein zu wollen.

Jan: Naja obwohl, eigentlich muss ich sagen ... ich fühl mich noch wie 22. (Gelächter)

Dem Albumtitel liegt ein Zitat zugrunde. "Leben ist nichts mehr als eine Fabel, erzählt von einem Idioten, voll Schall und Wahn, die nichts bedeutet."

Dirk: William Shakespeare, "Macbeth", 5.Akt. Eine sehr schöne, eine der schönsten Szenen überhaupt.

Jan: Und die Ouvertüre von Rheingold. (Gelächter)

Dirk: Nein, wirklich ein toller Monolog. Und William Faulkner war offensichtlich der gleichen Ansicht und hat dann seinen Roman danach benannt. Das hat aber mit dem Album nichts weniger als den Titel gemein. Man könnte so eine gewisse atmosphärische Ähnlichkeit attestieren, dass es sehr fiebrig, delirierend ist, in dieser Art. Aber es ist keine Adaption des Romans.

Die Aussage des Albumcovers habe ich aber nicht ganz verstanden.

Jan: Der Blumenstrauß bringt schon sehr gut zum Ausdruck, wie die Platte klingt und was sie darstellt. Vielfalt, diese Bündelung in der Vase, sehr opulent. Dirk ist auf dieses Bild gestoßen, und darauf konnten wir uns alle ganz schnell einigen.

Dirk: Das Bild tauchte zu einem sehr frühen Zeitpunkt auf, es stammt von zwei niederländischen Künstlern, De Rijke und Willem de Roy. Ihre künstlerische Arbeit ist dieser Blumenstrauß. Es war also relativ früh klar, dass das unser Cover werden soll und dadurch für unseren Produzenten Moses Schneider sehr inspirierend, von diesem Bild ausgehend dann vielleicht auch die Soundarchitektur zu gestalten.

Ein anderes Merkmal dieser künstlerischen Arbeit ist, dass es keine großen Kontraste gibt, sondern nur Farbabstufungen. Keine Hierarchien, da gibt es diese Einheit. Das fanden wir für das Album so schön, dass die Einzelteile, also Gesang, Bass, Schlagzeug, Gitarre unhierarchisch miteinander verwoben sind.

Jan: Es hat einen Klangkörper. Natürlich gibt es in dieser Gesellschaft nie hierarchiefreien Raum, das wäre verlogen. Und klar, wenn nach einer Minute der Gesang bei dem ersten Lied losdonnert, ist das natürlich ein Moment wo eine Sache über der anderen steht. Aber so hat man es bisher noch nicht erreicht, dass die Band wirklich als ein Klangkörper agiert. Man versucht sich auch mit dem Thema Hierarchien zu beschäftigen und das neu zu mischen.

Dirk: Darum geht es jedenfalls in der künstlerischen Arbeit von De Rijke und de Roy. Und grundsätzlich kann man auch sagen, wir arbeiten sehr gerne mit bildenden Künstlern zusammen. Das hatten wir beim letzten Album schon mit Henrik Olesen. Das ist einfach ein sehr schöner Einfluss. Die Leute sind oft gute Freunde oder Bekannte von uns. Das ist eine Welt, mit der wir auch viel zu tun haben, die einem hilft, über den eigenen Rand zu gucken.

Wertungsfrei, auch wenn es ein bisschen überheblich klingt, sehen wir uns ja auch nicht so sehr als Musiker, sondern vielmehr als Künstler, die sich der Musik bedienen, nicht so sehr als Musiker, die Musik um ihrer selbst willen machen. Bei uns gabs schon immer diese Hinwendung auch zur bildenden Kunst, ist ja auch nichts Neues, wenn man an Musiker denkt.

Jan: Velvet Underground, um mal ein prominentes Beispiel zu nennen. (lacht)

"Wir haben so ein Verweigerungs-Gen"

Dirk, ich habe ein Zitat über dich gefunden, es lautet: "Er fühlt sich mitten unter den anderen und will da nicht dazu gehören."

Dirk: (Schweigen) ... Keine Ahnung, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. (lacht)

Dazu passend ein Zitat über Hans Magnus Enzensberger, der gerade 80 Jahre alt geworden ist: "Er war immer ängstlich bemüht, nicht der Mehrheit zu gefallen."

Jan: Ich schätze den ja sehr, muss ich dazu sagen. So sehr er auch Kritik ausgesetzt war, mit seinen politischen Umschwüngen. Tolle Texte auch, er hat ja Songtexte geschrieben. Schön ist auch der Aufsatz über die Spiegel-Sprache des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", aber das schweift ab.

Dirk: Ich kenne den überhaupt nicht, kann da gar nichts zu sagen. Aber von wegen Zitaten: Da habe ich mal ein gutes gelesen, ich weiß nicht mehr, von wem das war, in irgendeiner Zeitung. 'Wir haben aus der Vermeidung eines größeren kommerziellen Erfolges eine eigene Kunstform gemacht.' Das fand ich sehr schön! (lacht)

Und das trifft es natürlich schon. Wir haben in uns drin schon immer so ein Anti-Gen oder ein Verweigerungs-Gen. Ich weiß nicht, ob man jetzt ins Psychoanalytische gehen sollte, aber es ist eine ans neurotische grenzende Angst, vereinnahmt zu werden.

Jan: Das ist glaube ich auch das bessere Stichwort. Eher Angst vor Vereinnahmung, als Angst vor Erfolg.

Dirk: So hatte ich das aber auch gedeutet.

Jan: Das meine ich aber generell, weil einem das oft unterstellt wird. Man wolle nicht erfolgreich sein. Dann wäre es mir ehrlich gesagt ein bisschen zu anstrengend.

Dirk: Mit Reichtümern überschüttet wollen wir natürlich schon werden, das ist klar. Aber bis jetzt hats nicht so ganz funktioniert. (lacht) Muss man leider auch offen aussprechen. Aber vielleicht auch ganz gut so. Vielleicht wäre man dann auch behäbig.

Ein aktuelles Thema ist natürlich auch Hamburg und der Protest der Künstler gegen die Gentrifizierung bestimmter Stadtviertel.

Dirk: Ja, da haben wir unseren Kaiser Wilhelm daruntergesetzt. Mehr war ja auch erst mal nicht verlangt. (Gelächter)

Jan: Es gab noch so ne Gala, oder sowas, da waren wir aber nicht dabei.

Dirk: Wir haben ja drei Wochen vorher in der "Roten Flora" gespielt.

Jan: Wir haben unsere Pflicht also erfüllt. Das ist natürlich ein Thema, an dem man nicht vorbeikommt, wenn man sich so wie wir, in Teilen, in Hamburg aufhält. Aber man muss auch so ein bisschen aufpassen, dass man nicht so in den Tiefen der direkten Politik versinkt. Weil die Zeit auch begrenzt ist, über die man verfügt.

Dirk: Wir sind als Band auch vier Individuen und als solche waren wir auch immer politisch interessiert.

Jan: Und wenn man über Sachen einen Konsens erzielt, wie jetzt zum Beispiel, wenn man zum Schluss kommt, dass es richtig wäre, genau jetzt zu diesem Zeitpunkt in der "Roten Flora" aufzutreten, wo wir unser Schaffen auch begonnen haben vor 16 Jahren, dann machen wir es natürlich auch.

Dirk: Wir machen auch relativ viele Sachen, die im politischen Kontext stattfinden, Benefizkonzerte oder so. Wir haben 2006 ein Konzert hier auf dem Alexanderplatz gemacht, gegen deutsche Opfermythen und so.

Jan: Man muss halt auch aufpassen. Es wird gerade an so eine Band wie uns sehr viel herangetragen. Und dann sind das auch oft so Mogelpackungen! Irgendwo, was weiß ich, wird man gebeten, Antifa mitzuspielen in einer beliebigen deutschen Stadt, und plötzlich sind da auch Parteien mit involviert und das finde ich dann ganz schwierig, wenn man da vor den Karren der Tagespolitik gespannt wird. Das möchte man doch vermeiden.

Dirk: Absolut! Aber gut, vieles ist auch eine Zeitfrage. Ich hatte vor zwei Wochen bei der Aktionswoche gegen Antisemitismus mitgemacht. Und es ist tatsächlich so, man sagt einer Sache zu, und das wird dann wirklich zu einem Rattenschwanz von Dingen, die wahnsinnig viel Zeit auffressen. Dann das Interview, dann das, dann muss man sich immer darum kümmern, dass bei so wichtigen Themen nichts verfälscht wird und so.

Also ich meine das wirklich konkret: Man muss da sehr aufpassen, dass man sich da auch nicht zu stark vereinnahmen lässt, weil man sehr schnell, so gut der Anlass auch sein mag, in dem Fall, bei der Aktionswoche gegen Antisemitismus, gibts ja überhaupt keine ambivalente Haltung dazu, aber es ist doch sehr zeitaufwändig zum Teil. Insofern muss man sehr vorsichtig, wachsam sein. Sonst findet man sich sehr schnell in Zusammenhängen, die ..

Jan: Das meinte ich ja. Dass man da sehr schnell in so Abgründe gezogen wird. Gerade in Hamburg, bei dieser "Not In Our Name"-Geschichte, da könnte man sich bestimmt sehr involvieren. Aber dafür fehlt uns wirklich gerade die Zeit.

Dirk: Aber es gibt ja sehr viele die das tun, insofern ...

Jan: Und man hat sich ja auch damit solidarisiert.

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