Stefan Raab zeigt Max Buskohl auf einem Entführungsbild und ersetzt das RAF-Kürzel durch das RTL-Logo. Das negative Echo der Medien ließ nicht lange auf sich warten.

Köln (bb) - Stefan Raab zieht alle Register, um Max Buskohl aus seinem RTL-Vertrag heraus zu pressen, um so einen Auftritt des Sängers in seiner Show TV-Total zu erzwingen. Der vorläufige Gipfel der Provokation wurde gestern erreicht, als Raab im Rahmen seiner Show auf ProSieben ein Bild einblendete, das Max Buskohl im Stile eines RAF-Gefangenen zeigt. Das RTL-Logo, unterlegt von Stern und Maschinengewehr, und die Unterschrift "Seit 196 Tagen Gefangener von RTL", lassen keinen Zweifel, dass es sich hier um eine Anlehnung an die Schleyer-Entführung von 1977 handelt.

Transparente mit 'RTL ist kriminell', 'Mein RTL, Dass Ich Nicht Lache!' oder 'Hopp Hopp Auftrittsverbot Stopp' schmückten während der Sendung das gesamte Studio. Das Publikum skandierte in lauten Sprechchören "Freiheit für Max Buskohl".

Der RAF-Terror ist auch 30 Jahre nach seiner heißesten Phase ein großes Thema in den deutschen Medien. Opfer und Täter begegnen sich in Talkshows, Politiker führen hitzige Kontroversen über die Aufarbeitung der deutschen Terrorismusgeschichte.

Stefan Raab ist nicht der Erste, der das heikle Thema RAF im komödiantischen Rahmen aufgreift. Bereits Mitte der 90er Jahre hatte Holm Friebe mit seinem satirischen Aufsatz "Wie Ich Einmal In Der RAF War" in der Zeitung des AStA Münster erst die Wut der Springerpresse auf sich gezogen und dann sogar die Aufmerksamkeit der Staatsanwaltschaft, die erwog, ob sie wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung klagen solle. Der Text schildert, wie Kinder, die schlechte Noten bekommen und "wirklich überhaupt keine Lust mehr auf Schule" haben, zu Mitteln der Gewalt greifen.

Zuletzt hatte im vergangenen Jahr die Aufführung von Elfriede Jelineks "Ulrike Maria Stuart" am Hamburger Thalia Theater die reflexhaften "Skandal"-Rufe provoziert. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Begnadigungsdebatte konnte Raab sich also eines lautstarken Medienechos sicher sein.

Mit seiner Parodie habe er sich die "denkbar größte Geschmacklosigkeit" erlaubt, so faz.net. Die Online-Ausgabe der Tageszeitung kann sich aber trotzdem nicht entscheiden, ob sie den Entertainer nun als Trittbrettfahrer und Aasgeier oder doch als Anarchist und Dissidenten einordnen soll. Andere Stimmen werfen Raab gar eine Verhöhnung der Opfer vor.

Trotz allen Protests bietet Raab das Bild von Max Buskohl als RTL-Häftling sogar als T-Shirt zum Kauf an. In einer Stellungnahme verteidigt er seine Aktion als einen Protest gegen die Knebelverträge von RTL und ergänzt, jede andere Unterstellung sei absurd.

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Stefan Raab "Freiheit für Max Buskohl!"

Mit der Parole "Freiheit für Max Buskohl" trieb Stefan Raab die RTL-Provokation gestern Abend bei TV Total auf die Spitze. Vertraglich ist Buskohl nämlich noch acht Wochen an RTL gebunden und darf nicht bei anderen Sendern auftreten. Außerdem ist die Teilnahme des eigentlichen Max-Ersatzes, Martin Stosch, offenbar gefährdet.

laut.de-Porträt Stefan Raab

Eine Kultfigur der Spaßgesellschaft: Ob als Komponist, Produzent, Interpret oder Moderator - Stefan Raab hat ein untrügliches Gespür für Marktbedürfnisse …

43 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    @Anonymous («
    Hat sich eigentlich einmal jemand gefragt, ob er nicht den verstorbenen opfern der fragwürdigen US-Justiz im 18. Jhd volle Kanne eins ins Gesicht schlägt, wenn er sich diese Witzigen "Wanted! Dead or alive!"- Poster mit eigenen Bildern machen lasst, die man überall auf Jahrmärkten, an Print-Automaten etc. bekommt?
    Da trampelt man praktisch auf die Blutbesudelten Gräber teilweise zu unrecht gejagter und erschossener Leute herum, die teilweise auch arme Angehörige hinterlassen haben. Glorifiziert man damit nicht auch dieses blutige Kapitel der US-Geschichte auf billige und äußerst geschmacklose Weise?
    Jeder, der auch nur das Wort Squaw in den Mund nimmt beschimpft gleichzeitig eine unterdrückte und teilweise in ihrer Historie dem Massenmord ausgesetzte Minderheit, indem er ihre Frauen als Schlampen beschimpft. Ist das witzig? Schämt euch!
    <satire_off> »):

    Gehts noch???Drehn hier jetzt denn alle am Rad???Wollt ihr Raabs Aktion nicht gleich mit Hitlers Judenvernichtung gleichsetzen...Ihr habt doch alle einen an der Klatsche!!!Wie kann man denn wegen nem provokativen Scherz, solche Vergleiche an Land ziehen...Armes Deutschland......

  • Vor 17 Jahren

    @Takti (« @Anonymous («
    <satire_off> »):

    Gehts noch???Drehn hier jetzt denn alle am Rad???Wollt ihr Raabs Aktion nicht gleich mit Hitlers Judenvernichtung gleichsetzen...Ihr habt doch alle einen an der Klatsche!!!Wie kann man denn wegen nem provokativen Scherz, solche Vergleiche an Land ziehen...Armes Deutschland...... »):

    Wenn Leute Ironie nicht verstehen ists schon traurig. Aber wenn es explizit darunter steht, wie das Posting zu sehen ist, kann man echt nur noch den Kopf schütteln. Armes Deutschland. Zumindest damit hast du recht.

    Oder auch kurz im laut.stil: "dum?"

  • Vor 17 Jahren

    LOOOOOOOOOOOOOOOOOOL also ich find den vergleich unglaublich witzig... und als ob die angehörigen der opfer sich gerade über diesen witz stören würden - fragt sie doch mal ich glaub so schlimm finden die des nicht