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Frankie Goes To Hollywood - "Welcome To The Pleasuredome"

"Sie werden Duran Duran dazu bringen, die Scheiße von ihren Schuhen zu lecken." Großfressiger hätte die Werbekampagne kaum ausfallen können, mit der das Label die Ankunft ihrer Schützlinge aus Liverpool verkündete. Dabei hatte Paul Morley, Mitbegründer von ZTT Records, ursprünglich gar nicht im Sinn, ein Album mit Frankie Goes To Hollywood aufzunehmen. Drei Hits sah sein Masterplan vor, danach wollte er den Act für ein paar Millionen an einen Major verhökern.

Die erste dieser am Reißbrett konzipierten Singles, "Relax", erschien zwar bereits im November 1983. Sie kümmerte zunächst allerdings kaum jemanden. Am 5. Januar des brandneuen Jahres 1984 jedoch traten Frankie Goes To Hollywood damit bei "Top Of The Pops" auf, eine knappe Woche später echauffierte sich Radio 1-DJ Mike Read on air höchst erregt über die (nicht nur seiner Meinung nach) anstößige Nummer. Höchst effektive Promo, wie sich herausstellte: Zehn Tage später grüßte der Song von der Spitze der Charts.

Die beiden Nachfolgesingles, "Two Tribes" und die Schnulze für die Ewigkeit, "The Power Of Love", zogen gleich, und erst jetzt begannen die Strippenzieher hinter dem Projekt, über ein Albumkonzept überhaupt nachzudenken. "Welcome To The Pleasuredome" setzte sich ebenfalls unmittelbar an die Pole Position und gehörte drei Monate später bereits zu den am besten verkauften Alben der Dekade. Seit 1985 ist der Longplayer Platin-veredelt, und das trotz seiner offensichtlichen Schwächen. Was zum Beispiel diese Springsteen-Coverversion von "Born To Run" da zu suchen hat, verstehe, wer will ... aber, ach! "Frankie says: Relax!" Für derlei Ausfälle entschädigen die Höhenflüge, die dieses Album zu bieten hat, doppelt und dreifach.

Für das Sahnehäubchen hat es trotzdem nicht mehr gereicht: Auch, wenn Daryl Easlea von der BBC den Titeltrack als "dumm, unverfroren und lächerlich - und die beste Progressive Rock-Aufnahme der 80er" feierte, als "das Trojanische Prog-Pferd in den Stadtmauern der Charts - und mit riesigem Abstand der beste Track auf dieser Platte", reichte es knapp nicht für die vierte Nummer-eins-Platzierung. An "Easy Lover", dem Duett von Phil Collins und Philip Bailey, führte dann doch kein Weg mehr vorbei. Nicht überliefert ist leider, wer wem seinerzeit die Schuhe geputzt hat, und wie.

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Classic Rock, Synthiepop und Metal, Metal, Metal. Zwischen Orwell und Olympia starten die einen durch, andere neu, und Hip Hop überschreitet Grenzen.

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