In dem kriegsgebeutelten Land fand am vergangenen Samstag der erste Rockevent seit drei Dekaden statt - natürlich ohne Alkoholausschank.

Kabul (sla) - Hunderte begeisterte junge Menschen kamen am Samstag in der Landeshauptstadt zu einem besonderen Anlass zusammen: In Kabul fand ein mehrstündiges Rockfestival namens Sound Central mit lokalen und internationalen Acts statt. Das hatte es zum letzten Mal vor dreißig Jahren gegeben, berichtet Reuters.

Die Bands stammten aus verschiedensten Musikrichtungen wie Blues, Indierock, Electronica oder auch Death Metal. Neben afghanischen Musikern waren auch Liveacts aus Usbekistan, Kasachstan und Australien angereist.

Der australische Fotojournalist Travis Beard hatte den Event organisiert. Zuvor war er nach Kabul gezogen und einer Band beigetreten. Beard will in der Hauptstadt eine Plattform für musikalisches Talent etablieren.

Vorsicht war geboten

"Wir hörten im Radio von dem Musikfestival und als meine Freundin mich fragte, ob wir hingehen sollen, sagte ich: 'Warum nicht?' Es ist großartig. Ich hoffe, wir werden davon in Kabul noch mehr erleben", erzählte eine 19-jährige Studentin.

Trotz des progessiven Events bleibt die Situation in Afghanistan aktuell kritisch wie seit dem Einmarsch der USA im Jahr 2001 nicht mehr. Drum hielt der Veranstalter die Location des Festivals bis zuletzt geheim, um organisierte Proteste oder Gewalt zu vermeiden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren dementsprechend streng. Alkohol wurde selbstverständlich auch nicht ausgeschenkt, so die Nachrichtenagentur weiter.

Die Taliban hassen Konzerte

Das Festival in den Babur Gardens in Kabul dürfte für die angereisten Fans jedenfalls ein denkwürdiges Ereignis gewesen sein. Denn jahrelang hatte das damalige Talibanregime derartige Veranstaltungen strikt verboten.

Bis heute kommt es etwa noch zu Übergriffen auf Musikgeschäfte. Teile der Bevölkerung des konservativ muslimischen Landes verurteilen Rockmusiker u.a. wegen ihres Kleidungsstil oder Haarschnitts.

7 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    wenn es nur das wäre.
    den gestörten taliban in ihrer streng salafistischen prägung gilt jede form des musikmachens als todeswürdiges delikt.
    sie haben sufimusiker zu dutzenden im stadion abgeschlachtet ("ein ort der freude für gott!"). solang ist das nicht her. und wenn sie jetzt schon wieder genug kraft haben, um attentate und angriffe uzustarten, kann man herrn beard sicherlich nicht empfehlen, dort länger zu wohnen, wenn die deutschen dann viel zu früh fort sind.....hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mich eimal freue, wenn deutsche soldaten irgendwo einrücken.

  • Vor 12 Jahren

    tjaja, man kann es sich auch sehr leicht machen, indem man sich grundsätzlich aus solchen konflikten raushält. Dann muss man es allerdings mit seinem gewissen vereinbaren, dass man massaker, völkermord und unterdrückung nicht verhindern will.

  • Vor 12 Jahren

    Die Taliban sind nicht mehr "musikfeindlich" wie es vorher war. Um sich liberaler zu zeigen und mehr Rückhalt in der Bevölkerung zu erhalten, steht man diesen Dingen aktuell anders gegenüber (Quelle: war mal Weltspiegel-Bericht vor einem Jahr). Streng ist immer noch das Gebot, dass Frauen nicht bei Feiern teilnehmen dürfen. Damit sich die Taliban-Männer nicht langweilen, werden transsexuelle Männer jenseits des Pashtuns aus Pakistan rekrutiert, um als bauchtänzelenden "Schönheiten" dem Taliban ordentlich einzuheizen. Kein Witz.

  • Vor 12 Jahren

    weltspiegel ist nicht das maß aller dinge, jadevin
    glaubst du dem wolf im schafspelz?
    ich nicht
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,15…

    sie ändern sich nicht. sie können es gar nicht. sonst wären sie keine taliban.
    die reinigung des islam von unreinen rituqalen ist ihnen immanent. das ist teil ihrer religiösen anschauung.
    einmal bamyian sprengen, immer bamyian sprengen.

  • Vor 12 Jahren

    Also soweit meine Informationen Richtig sind, ist es in Afghanistan so, dass lokale Stämme entweder Talibansympathisanten sind, oder ISAF/Regierungssympathisanten. Je nachdem, wer gerade in der Gunst des Maliks steht, oder wer gerade mehr Stammesmitglieder auf dem Gewissen hat. Die Talibanführer sind eigentlich keine Afghanen sondern hauptsächlich Pakistaner und andere arabische Söldner.
    Wie streng der Islam in den einzelnen Stämmen praktiziert wird, ist denke ich sehr unterschiedlich und auch eher zweitrangig.
    Man kann Afghanistan meiner Meinung nach nur etwas bewegen, wenn man den Stämmen Sicherheit und Fortschritt garantiert und ihnen die Taliban vom Leib hält. Das ist ein verlustreicher, langwieriger und teurer Prozess. Aber alles andere hilft weder uns, noch den Afghanen, sondern nur den radikalen Taliban.