laut.de-Kritik

Dänische Streicheleinheiten zwischen Synthie- und Dreampop.

Review von

"If you said let's go to Paris, that's what we would do/ I learnt French and gave all my bands these silly names" - diese Textzeile reflektiert den französischen Namen dieses dänischen Jungs-Quartetts um den Sänger Michael Møller. In ihrer Heimat zählen sie seit geraumer Zeit zur Indiepop-Elite, mit "The Art Of Kissing Properly" haben sich moi Caprice Ende 2006 endgültig in die Herzen der Hörer gespielt. Dieses bereits dritte Album der Dänen hat nun über Divine Records seinen Weg endlich auch nach Deutschland gefunden.

Mit orchestralen Synthieklängen, Glockenspiel, Xylophon, flirrenden Gitarren, Bass und Schlagzeug kreieren die Jungs bittersüße Kompositionen zwischen 80er-Synthiepop und Dreampop. Die prägnante helle Stimme Møllers legt sich dabei watteweich in die dichten, bruchlosen Soundflächen. Der Titelsong und Opener beginnt mit der Akustikgitarre, trüben E-Gitarrenschlägen, dumpfem Schlagzeug und lieblichem Synthesizerlauf zurückhaltend verträumt und melancholisch, der tröstende Gesang fügt sich entsprechend in dieses Szenario.

In "The Town And The City" weicht die trübe Stimmungslage der Gutlaunigkeit; ein treibendes Schlagzeug, Glockenspiel und theatralischer Ah Ah-Backgroundgesang bilden den Rahmen für die ungemein ohrgängige Melodie mit Hitpotenzial. Das dramaturgisch ausgefeilte und elegante "Once In Your Life Try To Fight For" erinnert stilistisch an Mercury Rev, stimmlich lässt sich Møller immer wieder in die Nähe des Suede-Sängers Brett Anderson rücken.

Mit "A Supplement To Sunshine" und "Wish You Were Here" folgen zwei unaufdringliche Midtemponummern, strukturiert vom markanten Bass, ersteres wartet mit einem Mundharmonika-Intermezzo auf. "Stranger Than Fiction" übt sich in schwelgerischer Entschleunigung, der eindringliche Gesang Møllers wird in "The Reinvention Of Simple Math" dezent von der Lap Steel-Gitarre und klaren Schlagzeugbeats gestützt und findet erst zum Ende zu gewohnten klanglicher Vielfalt und Dichte.

Bevor sich Absehbarkeit breit macht, überzeugen moi Caprice mit zwei gitarrenlastigeren Liedern und stellen ihr Gespür für nahezu perfekte Popsongs unter Beweis, immer mit leichtem Hang zum Pathos und zum ganz großen Gefühl, ohne dabei dem Kitsch oder der Melodramatik anheim zu fallen. Sowohl "I Hate The Place …" als auch "Drama Queen" gefallen mit großartigen Melodien und nun sehr reduzierten Synthie-Arrangements, was den Stücken hörbar gut tut.

"They're Spies, Aren't They?" entfaltet sich mit Schlagzeug Piano, unaufgeregt zu einer Melodie, die auch von Coldplay stammen könnte, ehe das Album mit "Down The River" ebenso hübsch ausklingt. Es ist merkwürdig monochromatischer und einnehmender Breitwandpop, der die extrovertierte Geste vermeidet und mit getragenen Melodien, melancholischer Grundhaltung und dezentem Retro-Appeal recht charmant auf sich aufmerksam macht.

Der dänische Vierer drängt sich keineswegs mit musikalischer Innovation auf, aber wenn der Silberling erst im Player liegt, lässt man sich von diesem smarten und harmonischen Indiekuschelpop gerne streicheln.

Trackliste

  1. 1. The Art Of Kissing Properly
  2. 2. The Town And The City
  3. 3. For Once In Your Life Try To Fight For Something You Believe In
  4. 4. A Supplement To Sunshine
  5. 5. Wish You Were Her
  6. 6. Stranger Than Fiction
  7. 7. The Reinvention Of Simple Math
  8. 8. I Hate The Place, But I Go There To See You
  9. 9. Drama Queen
  10. 10. They're Spies, Aren't They?
  11. 11. Down By The River

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