Porträt

laut.de-Biographie

MDK

MDK sind deutschsprachiges Punk-Urgestein. Die Geschichte der Band ist gleichzeitig untrennbar mit der Biografie ihres Vordenkers und einzigen konstanten Mitglieds Volker Hauptvogel verbunden.

MDK - Manifestation Aktuelles Album
MDK Manifestation
Triumphale Rückkehr der Punklegende.

1976 zieht es die Gründungsmitglieder Hauptvogel und Domin nach Berlin. Schnell werden sie dort fester Bestandteil der sich rasch entwickelnden Künstlerszene. Zwischen linken, anarchistischen und dadaistischen Strömungen landen beide zunächst auf alternativen Theaterbühnen und treten auch als Straßentheater auf. Hieraus formt sich MDK, das Mekanik Destrüktiw Komandöh. Wenn auch zunächst nicht unter diesem Namen.

Ihr darstellendes Naturell und der Theaterursprung bestimmen auch den musikalischen Charakter der Band. Die Musik hat wenig gemein mit dem klassischen Nihilismus der Sorte Sex Pistols und Co. Das simple und stereotype Kopieren englischer Vorreiter kommt ihnen ohnehin nicht in die Tüte. So erschaffen sie eine ganz eigene, höchst individuelle Mischung aus Musik und Acting.

Jello Biafra (Dead Kennedys) vergleicht MDK anerkennend mit Pere Ubu. Hauptvogel ergänzt selbstironisch: "Wir waren schnell, laut und gut. Naja, vielleicht waren wir gar nicht mal so gut, aber sehr effektiv." Humor findet hier ebenso seinen Platz in der Musik wie Politik und Sozialkritik. Alles zusammen gebiert eine Art Agit-Punk, der musikhistorisch essentiell für die deutsche Bewegung ist, ohne musikalisch direkt dazuzugehören.

Legendär bleibt ein früher Auftritt mit ihrem sarkastischen Kulttrack "Vollgas", bei dem sie mit Motorrädern und bewaffneten nackten Frauen in goldenem Bodypainting die Bühne entern. Kurz darauf erscheint ihr erstes Album "Der Weg Zum Frieden".

Von hieran wird alles noch schräger. So zeigt sich etwa die Staatsmacht wenig erbaut von illegalen Gigs, bei denen MDK mit Lastern vor Knästen auftauchen und dort live die Häftlinge - sehr zu deren Vergnügen - mit Punkrock beschallen.

Alex Hacke wird als 13-jähriger Teenager vorübergehend Teil der Band und verdient sich dort lange vor seiner Karriere bei den Einstürzenden Neubauten die ersten Sporen.

Der Gedanke, es gebe nichts Falscheres als Menschen nach ihrem Äußeren und der Kleidung zu beurteilen, bringt das womöglich unkonventionellste Agieren der gesamten frühen Punk-Historie hervor: MDK wechseln zum Skinhead-Outfit und verunsichern damit Anhänger wie Gegner gleichermaßen. "Wir waren Adolf Hitler in der U-Bahn. Dort verstummten alle, wenn wir den Zug betraten. Mit einem Haarschnitt politische Diskussionen hervorrufen? Absolut geil! Andere dachten, wir wären schwul."

So bringen sie es nach und nach zu (etwas) medialem Ruhm und schaffen es sogar auf die Titelseite bedeutender Zeitungen wie der taz. Entsprechend groß ist 1981 das Echo auf die LP "Kriegserklärung An die Dummheit". Der Berliner Nick Cave/Blixa Bargeld-Kosmos akzeptiert sie vorbehaltlos.

Es folgen Gigs mit Birthday Party und den Neubauten. Auch mit klassischen Punks wie Dead Kennedys oder Slime absolvieren sie Auftritte. Sogar die Welt der Popmusik öffnet ihre Arme. Ausgerechnet Yello-Frontman Dieter Meier wird offizieller Präsident des MDK-Fanclubs.

Folgenschwere Streitigkeiten zwischen Hauptvogel und Domin bereiten dem Traum jedoch 1984 ein jähes Ende. MDK brechen auseinander. Hauptvogel bleibt die nächsten dreißig Jahre eine schillernde Figur. In seinem Nachtclub haben Depeche Mode einen Stammtisch, die Ärzte feiern dort unter anderem ihre erste Goldene Schallplatte. Nebenbei überzeugt Hauptvogel als Romanautor oder spielt in deutschen Kultstreifen wie Jörg Buttgereits "Nekromantik".

Doch der Gedanke an MDK lässt ihn nicht los. Ab 2015 macht der gebürtige Bremerhavener sich an die Neuauflage der Combo. Kein leichtes Unterfangen, da inzwischen fast alle Mitglieder der Urbesetzung verstorben sind. So reformiert die Band mit neuem Line-Up und meldet sich im Sommer 2017 mit "Manifestation" zurück.

Das zeigt vor allem eins: MDK haben noch längst nicht alles gesagt.

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  • MDK

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