Porträt

laut.de-Biographie

Mary Gauthier

Die Frau singt nicht von der Sonnenseite des Lebens. Ihre raue, tiefe Stimme und ihre Akustikgitarre vermitteln eine Trostlosigkeit, die ein bedrückender Mangel an Wut nur noch intensiviert. Sie gibt so etwas wie ein weibliches Pendant zu Townes Van Zandt ab, mit zwei wesentlichen Unterschieden: Sie ist noch am Leben und sie versucht, ihre Dämonen zu besiegen.

Mary Gauthier - The Foundling
Mary Gauthier The Foundling
Todtraurig: Country und Folk als Medizin.
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Dass nicht alles immer glatt abläuft, hat Mary Veronica Gauthier am eigenen Leib erfahren. Gleich nach ihrer Geburt 1962 in New Orleans gibt ihre Mutter sie zur Adoption frei. Ihre neuen Eltern, ein unglücklich verheiratetes Paar, ziehen Mary in einem Dörfchen auf, in dem sie es nicht aushält. Mit fünfzehn klaut sie ein Auto und kehrt nicht mehr zurück.

Ihre Drogensucht treibt Gauthier immer wieder in Reha-Anstalten und den offenen Vollzug. Ihren achtzehnten Geburtstag erlebt sie im Knast. Sie nimmt ein Studium der Philosophie an der Louisiana University auf, bricht es aber nach fünf Jahren ohne Abschluss ab.

Sie zieht nach Boston, wo sie sich zunächst als Tellerwäscherin verdingt. Sie besucht eine Kochschule und eröffnet das Cajun-Restaurant Dixie Kitchen. In der selben Nacht gerät sie betrunken in eine Verkehrskontrolle und landet wieder im Knast.

"Ich war 28 Jahre alt und so weit, dass ich mir eingestand, vielleicht ein kleines Problem mit Alkohol und Drogen zu haben. Bis dahin hatte ich mit einer Leere in mir gelebt. Diese Leere bestand aus unzähligen Formen von Angst, die mich verletzten, verbrannten und einsam machten. Ich nenne es 'das Loch'", erinnert sich Gauthier 2007 auf ihrer Webseite.

Am folgenden Morgen besucht sie eine Selbsthilfegruppe und ist seitdem nach eigenen Angaben clean. Ende der 90er Jahre, mittlerweile 35 Jahre alt, schreibt Gauthier ihre ersten Lieder. Ihr Debütalbum trägt den Titel ihres Restaurants und erscheint 1997.

Um den Nachfolger "Drag Queens In Limousines" (1999) zu finanzieren, verkauft sie das Lokal. Damit tritt sie auf verschiedenen bekannten Veranstaltungen auf, darunter beim Newport Folk Festival.

Nach "Filth And Fire" (2002) nimmt sie Lost Highway unter Vertrag, ein Sublabel von Universal. Gauthier zieht nach Nashville um. "Mercy Now" (2005) erhält großes Kritikerlob und bringt ihr den Titel "New Artist Of The Year" der Americana Music Association ein. Ihr von Joe Henry produziertes fünftes Album "Between Daylight And Dark" erscheint (2008).

Nach einem Telefonat mit ihrer leiblichen Mutter macht sie sich an ein Konzeptalbum über ihr Leben als Waisenkind. Mit sehr direkten, traurigen Texten besingt sie Einsamkeit und fehlendes Vertrauen in die Welt. Das Album "The Foundling" erscheint 2010 auf Proper Records.

Nach "Trouble And Love" (2014) arbeitet sie mit Veteranen der US-Armee zusammen. Das Projekt, unterstützt von der Stiftung SongwritingWith:Soldiers, soll ehemalige Soldaten unterstützen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. So entstehen die Texte zu elf Stücken, die im Januar 2018 auf dem Album "Rifles & Rosary Beads" und ihrem eigenen Label In The Black Records erscheinen.

"Ich wusste nichts über das Militär, ich hatte Angst, alles zu vermasseln. Ich konnte mir nicht vorstellen, mit solchen Traumata umgehen zu können. Ich habe dann herausgefunden, dass ich in der Lage war, mich in aller Ruhe mit den Veteranen hinzusetzen und ihnen zu helfen, ihr Leiden zu artikulieren. Ich war schockiert. Und ich habe hineingefunden", erklärt Gauthier auf ihrer Webseite.

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