Porträt

laut.de-Biographie

Lutan Fyah

Es scheint unmöglich, sich im Zusammenhang mit Conscious-Reggae zu bewegen, ohne früher oder später über den Namen Lutan Fyah zu stolpern. Die markante, leicht raue und gleichzeitig ungeheuer melodische Stimme des jamaikanischen Singjays kündet von Erfahrungen und Inspirationen und ertönt in erster Linie (wie in diesem Genre üblich) zum Lob und Preis des Allmächtigen - einzeln oder in Kombination mit anderen Reggae-Künstlern.

Viele andere machen ihre ersten musikalischen Schritte im Kirchenchor. Nicht so Anthony Martin: Weit mehr als das Gemeindeleben interessiert den Jungen, der in Thomson Pen, St. Catherine auf Jamaika aufwächst, das Soundsystem des Großvaters. Die in diesem Zusammenhang im Dunstkreis der Familie allgegenwärtigen Sänger sorgen für eine stets präsente Soundkulisse.

Trotzdem sieht zunächst alles danach aus, als starte hier nicht die Karriere eines begnadeten Vokalisten, sondern die eines erstklassigen Mittelfeldspielers: Anthony kickt für Constant Spring in der jamaikanischen Premier League; gesungen wird nebenbei.

1999 beendet Anthony ungeachtet seiner sportlichen Erfolge seine Fußballerlaufbahn. Er nennt sich fortan Lutan Fyah (auch in der Schreibweise Luton Fyah) und verschreibt sich völlig der Musik. Der Einstieg ins Geschäft erweist sich als nicht ganz unproblematisch. Lutan Fyah beginnt, regelmäßig verschiedene Aufnahmestudios in und um Kingston abzuklappern. Den Durchbruch bringt ihm schließlich ein Vorsingen in Buju Bantons Gargamel-Studio. Banton, der offenbar einen guten Blick für junge Talente besitzt, nimmt mit Lutan Fyah zahlreiche Songs auf - was urplötzlich auch das Interesse anderer Produzenten weckt.

Seine erste Veröffentlichung, die Single "Ambassador", erscheint bei Crazy Hate, der erste Tune allerdings, der in Europa wie an der amerikanischen Westküste gleichermaßen Beachtung findet ("Armageddon War"), entstammt dem Hause Gargamel. 2001 entwickelt sich zu Lutan Fyahs Erfolgs-Jahr: Er lernt bei Studioaufnahmen den Sänger Jah Mason kennen, der ihn als Support-Act mit auf Tour nimmt. Diese Kollaboration verhilft Lutan Fyah zu großer Bekanntheit auf Jamaika und verschafft ihm darüber hinaus Auftritte in den USA und Europa.

Seine Performance beim "North West Reggae Fest" in Seattle zieht weitere Shows nach sich; zunächst an der Westküste, dann im Osten, auf Bermuda und in London. Einen Monat lang tourt Lutan Fyah durch Deutschland. Konzerte in Österreich und der Schweiz schließen sich an. Eine Tournee durch Frankreich steht im November 2004 auf dem Programm.

Sein LP-Debüt "Dem No Know Demself" erscheint im gleichen Jahr. Der deutsche Produzent Andreas "Brotherman" Christopherson nimmt sich des Albums an, nachdem er bereits Turbulences "Different Things", "Tell It From The Heart" von Luciano und Al Panchos "Righteous Man" auf seinem auf Gran Canaria stationierten Label Minor7Flat5 unterbrachte. Die Aufnahmen für "Dem No Know Demself" entstehen teilweise in den legendären Tuff Gong Studios in Kingston.

Lutan Fyah nimmt unzählige Tunes auf und kollaboriert dabei mit zahllosen Reggaeartists. Für das Hamburger Silly Walks Movement singt er (unter anderem) "Iniquity Worker Congregation", das auf deren Album "Songs Of Melody" von 2002 zu finden ist. Im Video zu "My Reputation", das gemeinsam mit Al Pancho entsteht, blitzt der alte Fußballfan durch: Warum sich Lutan Fyah allerdings ausgerechnet in ein Trikot des FC Bayern München gewanden muss, weiß Jah The Most High allein.

Lutan Fyah arbeitet mit Labeln wie Xterminator, Jah Warrior, Mac D und Lustre Kings. Letzteres, bekannt für die Politik, mit stetem Blick auf die "righteous message" ausschließlich Roots- und Culture-Tunes zu veröffentlichen, bildet die Heimstätte für Lutan Fyahs zweites Album. "Time And Place" erscheint 2005. Die Arbeit an den Reglern teilt sich Lustre Kings Hausproduzent Digital Ancient mit Zion High und Dr. X.

Neben den vorherrschenden Roots-Riddims enthält "Time And Place" auch den einen oder anderen Dancehall-Tune und lässt Spuren von Ragga und Hip Hop durchscheinen. "No More War" auf dem Lustre Kings-Riddim Fortune Teller erweist sich als der Hit des Albums.

Als Lutan Fyahs Meisterwerk werten Kritiker allerdings erst den nächsten Longplayer "Phantom War", der 2006 unter dem Dach von Greensleeves Records erscheint. Danach versprengt sich die Kreativität wieder in diversen Beiträgen für unterschiedliche Compilations und Arbeiten mit verschiedensten Produzenten.

"Africa" von 2009 bildet denzufolge keinesfalls die weithin erhoffte Fortsetzung von "Phantom War", sondern sammelt lediglich zahlreiche Singles aus den voran gegangenen Jahren. Auch, wenn wenig von einem roten Faden zu erkennen ist, liefert die Doppel-CD dennoch eine solide Sammlung dessen, wofür der Name Lutan Fyah nach wie vor steht: beseelter Conscious-Reggae.

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