Als sich am 27. April 2004 die erste demokratische Wahl Südafrikas zum zehnten Mal jährt, feiert und tanzt die Post-Apartheid-Generation zu Kwaito-Musik. Jenem brodelnden Mix aus House, Reggae, Hip Hop und Jungle, der die Popmusikszene auf dem schwarzen Kontinent beherrscht. Kwaito ist für die südafrikanische Seele ebenso identitätsstiftend wie Hip Hop für amerikanische Jugendliche.

Entstanden ist Kwaito in den südafrikanischen Townships Anfang der 90er. Nicht ganz zufällig taucht sie 1994 zeitgleich mit der Wahl von Nelson Mandela aus dem Untergrund auf. Die Helden der ersten Stunde heißen Oscar "Warona" Mdolongwa, Mdu Masilela, Arthur Mafokate und Joe Nina. "Wir begannen damit, den amerikanischen und englischen House-Tracks ein afrikanisches Feeling zu verleihen. Wir verringerten das Tempo und fügten Perkussion, Klavier und afrikanische Melodien dazu" erinnert sich Oscar Mdolongwa.

YFM, der unter Jugendlichen beliebteste Radiosender Johannesburgs, sorgt seit 1997 für eine massenwirksame Verbreitung. Der Chef des Senders erklärt: "Spätestens seit 2002 ist dieser Jugendstil fest etabliert, ist Kwaito eine Art weltliche Religion geworden".

Auch wenn der Vergleich mit der Religion etwas wagemutig ist, umfasst Kwaito bei weitem mehr als nur Musik. Sie spiegelt die Ideen, Motive und Einstellungen einer ganzen Generation wieder. Kwaito ist Lebensgefühl und Selbstausdruck ihres neuen und starken Selbstbewusstseins.

Kwaai ist Afrikaans und bedeutet wild, roh, wütend! Die Amakwaitos, 50er-Jahre-Gangster aus dem Schwarzenviertel "Sophiatown" vereinnahmten den Begriff erstmals. Inzwischen hat er sein wütendes Gewand abgelegt und neue Gesetzmäßigkeiten hervorgebracht, in denen sich westliche Werte wiederspiegeln: Coolness und Individualität.

Zu den wichtigsten Vertretern des Kwaito zählt neben Bongo Muffin, Mafikizolo und Mapaputsi der Shooting Star Zola, der 2002 bei den South African Music Awards spartenübergreifend zum "Besten Künstler des Jahres" gekürt wurde. Neben ihm glänzen DJ Mujava und Mandoza als Sterne am Kwaito-Himmel. Mandozas Single-Hit 'Nkalakatha', "vereint die Tanzflächen überall im Land", heißt es in einschlägigen Publikationen über seinen Erfolg.

Inzwischen haben auch die Major-A'n'Rs von Sony, BMG und EMI das Potential erkannt und ihre eigenen Künstler ins Rennen geschickt. Immerhin verkaufen Acts wie Arthur Mafokate und Mdu Masilela über 100.000 Einheiten, was in Südafrika vierfachem Goldstatus entspricht.