laut.de-Kritik

Lässiger Hüftschwung statt Brechstangen-Romantik.

Review von

Die Tanzchoreographie, die spitzen Schreie, die schüchtern arrogante Unnahbarkeit - Justin ist Jacko, der Prince Of Pop. Auch auf der Bühne. Eine eher sparsame Ausstattung reicht R'n'B-Künstler Timberlake, um die zehntausende, vornehmlich weiblichen Zuschauer mit seinen Popowackel-Moves zu völliger Verachtung der Stimmbänder zu animieren. Seine Frage "Is there anybody who wants to bei my girlfriend" als Einleitung zum gleichnamigen Track sorgt fast für kollektive Ohnmacht.

Dabei ist Justin eigentlich kein Entertainer vom Schlage Robbie Williams, der durch sein Charisma ganze Stadien zum Beben bringt. Der smarte Superstar wirkt immer ein wenig distanziert, wenn er die Hüften bewegt oder verschmitzt "Like I Love You" ins Mikro haucht. Sein Sex-Appeal on stage basiert eben auf lässigem Hüftschwung statt Brechstangen-Romantik. Auch originelle, humorvolle Ansagen zwischen den Songs sind seine Sache nicht. Justin beschränkt sich auf die üblichen Floskeln "What's going gn London", "Do you have a good time" oder "Make some noise".

Hinter den Kulissen soll er jedoch durchaus die launische Diva spielen, wie Journalisten, Fans und Angestellte berichten. Und so spart sich "Live From London" Einblicke in den Backstage-Bereich, um das Image nicht zu zerstören. Der Vergleich mit Michael Jackson ist vor der Kamera stets präsent und wird von Timberlake in Sachen Gesang und Tanz offensiv gepflegt. Im Gegensatz zu Jackos Soul Pop-Sound sieht Justin seine Wurzeln aber eher im Hip Hop-Genre, wie Beatbox- und Breakdance-Einlagen beim Opener "Rock Your Body" zeigen.

Einzig "Cry Me A River" erinnert dank Bombast-Kitsch auch musikalisch an Jacko. Wo der angeschlagene Michael jedoch gerne eine hellere Hautfarbe anstrebt(e), wildert Timberlake wie Eminem oder Elvis Presley erfolgreich und mit dem nötigen Respekt im afro-amerikanischen Metier. So sind die zweimaligen Farbwechsel der Klamotten von reinem Weiß zum schwarzen Leder durchaus symbolisch zu verstehen.

Insgesamt nur magere 43 Minuten darf der Timberlake-Fan sein Idol schwitzen sehen. Ein bisschen wenig für Robbie-verwöhnte Europäer, auch wenn "Live From London" äußerst kurzweilig daherkommt. Das Bonus-Material ist zudem mehr als dürftig: keine Interviews und keine Kommentare. Das Video zur McDonalds-Titelmelodie "I'm Lovin' It" sowie die üblichen Foto-Shots erhöhen den Kaufanreiz nur unwesentlich. Als Trostpflaster legte das Label dafür die Limited Edition einer Maxi-CD mit vier Tracks bei.

Außer "I'm Lovin' It" wollen auch das brandneue "Worth Of", der Paul Oakenfold-Remix von "Rock Your Body" und "Senorita" in einer Latin-Techno-Version Aufmerksamkeit erheischen. Während der Burger-Song im typischen Neptunes-Style groovt und "Worthy Of" mit smoother Akustikklampfe an Puff Daddys"I Need A Girl" erinnert, lässt Oakenfold den Timberlake'schen R'n'B zum straighten Elektro-Tune mutieren. Trotzdem kann diese EP Justin Timberlake live nicht ersetzen. Bleibt also nur zu hoffen, dass er uns öfter beehren wird als Vorbild Michael Jackson.

Trackliste

DVD

  1. 1. Intro
  2. 2. Rock Your Body
  3. 3. Right For Me
  4. 4. Gone/Girlfriend/ Senorita
  5. 5. Nothin' Else
  6. 6. Tap Dance
  7. 7. Cry Me A River
  8. 8. Like I Love You
  9. 9. I'm Lovin' It - Music Video

CD

  1. 1. I'm Lovin It
  2. 2. Worthy Of
  3. 3. Rock Your Body (Remix)
  4. 4. Senorita (Remix)

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