laut.de-Kritik

Elektronisch-unterkühlt, somnambul und doch hellwach.

Review von

Wie bei den meisten Musikjournalisten drang auch bei mir zunächst mal "Crystalised" in den tagtäglich heillos überforderten Wahrnehmungsbereich ein. Natürlich in digitaler Form, was ab und zu ganz praktisch ist, wenn sich die CDs Twin Tower-gleich neben dem Monitor stapeln.

Aber wie es sich für ein altehrwürdiges Label wie Beggars gehört, schickte man dann doch noch den physischen Tonträger hinterher: Fold Out-Cover, mächtiges "X", Booklet, Texte. Wie in den alten Zeiten.

Womit wir auch schon bei der Musik wären. Zwar sind die vier Londoner Newcomer zum Zeitpunkt der Veröffentlichung alterstechnisch allesamt noch als Teenies einzustufen. Was da aber aus den Boxen dröhnt, erinnert doch eher an Bands, die es zu Jugendzeiten der jeweiligen Eltern zu Ruhm (oder auch nicht) gebracht haben.

Ein eingängiges und leicht konsumierbares Debüt ist das größtenteils nachts aufgenommene "XX" nicht geworden. In dieser Hinsicht führt der Appetizer "Crystalised" auf die falsche Fährte. Die Songs suchen keine Nähe, schweben vielmehr in ihrem eigenen luftdichten Universum, in das einzudringen sich zunächst als keine leichte Aufgabe herausstellt.

Zart fügen sich in "VCR" Bass und Keyboard-Tupfer in ein minimalistisches Beatgerüst ein, bevor Romy Madley Croft und Oliver Sim zu ihrem eher spröden, emotionslosen Wechselgesang ansetzen.

In "Islands" und "Heart Skipped A Beat" pocht der Drumcomputer dann wie in den guten alten 80ern, allerdings mit dem Kick der Neuzeit. Besonders am Beispiel des letztgenannten Songs beeindrucken die filigran und mit äußerster Präzision konzipierten Instrumenteneinsätze, die ganz am Ende auf ein wunderschönes Gitarrenlick hinführen, das in Verbindung mit dem eisigen Keyboardteppich so auch von New Order ca. 1985 stammen könnte.

Ansonsten klingt "XX" ein bisschen so, als hätte man die Young Marble Giants gezwungen, The Cure s "17 Seconds" unter der Ägide von Rich Costey (Interpol) noch mal neu einzuspielen. Wo andere Songs junger Bands immer verzweifelter das Grelle suchen, um in der Masse überhaupt noch irgendwie aufzufallen, gerieren sich The XX vornehm zurückhaltend, angenehm elektronisch-unterkühlt, somnambul und doch nicht einschläfernd.

Der oft bemühte Verweis auf die rhythmischen Parallelen zu R'n'B-Künstlern ist dann aber wohl doch eher den beiden The XX-Coverversionen von Aaliyah und Womack & Womack ("Teardrop", wunderschön) geschuldet. "XX" ist ein mit New Wave überzogenes, modernes Indie-Album von vier Musikern geworden, die sich vom längst losgetretenen Hype-Geschrei scheinbar nicht irritieren ließen. Gibt man diesem fast schon beängstigend abgeklärten Album etwas Zeit, dürfte es zu einem innigen Begleiter werden.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. VCR
  3. 3. Crystalised
  4. 4. Islands
  5. 5. Heart Skipped A Beat
  6. 6. Fantasy
  7. 7. Shelter
  8. 8. Basic Space
  9. 9. Infinity
  10. 10. Night Time
  11. 11. Stars

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