laut.de-Kritik

Breakbeat-Akrobatik mit der Luftgitarre im Club

Review von

Evil Nine, zwei nach eigener Aussage nicht ganz so nette Jungs aus Brighton, legen im Rahmen der beliebten Fabric Live-Serie ein Dj Mix-Album vor, das vor Energie beinahe aus der bei Fabric so beliebten Metall-Verpackung hüpft. Deepe Bässe, harte Kicks und gebrochene Rhythmen bilden die Gundlage für eine musikalische Vielfalt, wie ich sie selten auf einer so eindeutig für den Club produzierten Scheibe gehört habe.

Bereits der von Will Saul produzierte Einstieg fährt heftig in die Glieder, erhält aber durch die Vocals von Ursula Rucker einen gediegenen Touch. Als Evil Nine-Remix ist er dann auch der einzige Track auf dieser Platte, bei dem die beiden Protagonisten selbst Hand anlegten. Mit Simian Mobile Discos "Clik" geht es dann etwas düster und elektronisch steril weiter. Minimalistisch gebärdet sich der Bass. Die repetitiven, fiepsenden und wabernden Synthesizer-Einlagen treten ob der intensiv eingesetzten Percussion deutlich in den Hintergrund. Man merkt spätestens jetzt: Diese Platte setzt den Fokus eindeutig auf dicke Beats. "Ready To Uff", dessen größter Wiedererkennungswert sich durch ein ständig wiederholtes "I-I-I-I'm ready to fuck!" definiert, setzt dies konsequent fort.

Jeder, der die Monotonie moderner Dance-Produktionen beklagt, drückt an dieser Stelle die Stop-Taste, alle anderen packen die Luftgitarre aus, um zu Bodyrockers "Round And Round" derbe zu rocken und zu rollen. Gerne stellt man sich jetzt vor, wie wohl die Fabric, eine von Englands beliebtesten und vermutlich auch bekanntesten Discos, prall gefüllt mit schwitzenden Körpern so langsam aus allen Nähten platzt.

Gegen Ende des Titels beschleicht einen kurz der Verdacht, Evil Nine ließen uns nun etwas Zeit zum relaxen. Wer es allerdings nicht innerhalb exakt 58 Sekunden schafft, von 100 auf 0 abzukühlen, den holt Ritons "Anger Man" schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn auch "The Boy Who Ran Away" von den Mystery Jets, das hier in Ritons Extended Dub-Version vorliegt, lässt uns unser virtuelles Instrument nicht wieder einpacken. Und so hüpfen wir über den Dancefloor wie Angus Young in seinen besten Zeiten.

Während wir dann im Laufe des Titels zu atmosphärischen Synthieklängen tatsächlich etwas Luft holen können, macht Thomas Schumachers "Kickschool 79" mit dem ersten Takt klar, dass der bisherige Ausschlag auf der Richterskala den Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat. Weiter geht es dann wieder höchst minimalistisch mit dem typisch stampfenden Beat, bis Daft Punk mit "Technologic" in Digitalisms Highway To Paris-Remix und schönen Gitarren-Melodien gepaart mit old-schooligen Breaks neue Akzente setzen. Allerdings ist auch hier die Unterbrechung der vermeintlichen Ruhe in Form der bereits mehrfach erwähnten Stampfeinlagen obligatorisch.

Die Akrobaten unter uns gehen mit Franz Ferdinands "The Fallen", das Death From Above 1979s Justice kräftig durch den Beatwolf dreht, endgültig vom Toprocking zum Headspinning über. Doch kaum sitzen die Moves mal halbwegs und die Mädels haben einen Kreis um Dich gebildet, heißt es wieder monotones Stampfen. Das führt dann auch zum Abzug eines Punktes. Denn außer dem mühseligen Akt, ständig zwischen Kopfnicken, Luftgittare spielen und Breakdancing wecheln zu müssen, bis einem der Schweiß aus den Achseln tropft, bringt diese Platte vom ersten Track bis zum Rausschmeißer nur eines: Jede Menge Spaß, Spaß, Spaß!

Trackliste

  1. 1. Will Saul Ft. Ursula Rucker - Where Is It? [Evil Nine Remix]
  2. 2. Simian Mobile - Disco Click
  3. 3. Uffie - Ready To Uff [Dub]
  4. 4. Bodyrockers - Round & Round [Switch Remix]
  5. 5. Riton - Anger Man [Riton Re-Rub]
  6. 6. The Mystery Jets - The Boy Who Ran Away [Riton Extended Dub]
  7. 7. Thomas Schumacher - Kickschool 79
  8. 8. Paul Woolford Presents Bobby Peru - Erotic Discourse
  9. 9. Boys Noize - Volta 82
  10. 10. Bassbin Twins - The Dogs
  11. 11. John Starlight - John's Addiction
  12. 12. Daft Punk - Technologic [Digitalism's Highway To Paris Remix]
  13. 13. Franz Ferdinand - The Fallen [Ruined by Justice]
  14. 14. The Kreeps - All I Wanna Do Is Break Some Hearts [Boys Noize Remix 2]
  15. 15. Test Icicles - What's Your Damage? [Digitalism Remix]
  16. 16. B-Movie - Nowhere Girl [Freeland Remix]
  17. 17. The Clash - London Calling

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