laut.de-Kritik

Lassen wir uns verzaubern!

Review von

Finster, kenn ich nicht. Das waren meine ersten Gedanken als ich "The Opiates" von Anywhen zum ersten Mal gehört habe. Etwa um die gleiche Zeit habe ich anfangen, mal wieder alte Musikkassetten zu hören. Selbst aufgenommen, völlig abgeschrammelt und ohne Angabe der Interpreten. Auf einer dieser Kassetten war ein wunderbares Lied names "Paint". Ein wenig poppig und doch irgendwie speziell. Soweit so gut. Auf einigen Umwegen habe ich heraus gefunden, wer "Paint" singt - Anywhen!

Klick gemacht hat es zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht. "The Opiates" ist langsam aber sicher eingestaubt. Bis gestern Nacht. Ich lag im Bett und konnte nicht schlafen und mir kam eine CD in den Kopf, die ich entweder langsam mal besprechen oder auf jemand anders abwälzen sollte. Moment mal. Wie war doch gleich der Name der Gruppe von der CD? Anywhen? Komisch. Hab' ich doch schon irgendwo mal gehört. Sämtliche Bretter vor meinen Augen haben sich zu diesem Zeitpunkt in Wohlgefallen aufgeöst.

Wer die beiden Alben der Schweden miteinander vergleicht, kann vermutlich nachvollziehen, warum ich nicht sofort das eine mit dem anderen assoziiert habe. Die junge, dynamische Gruppe Anywhen, die 1997 ihr poppiges, energiegeladenes Debütalbum auf den Markt geworfen hat, auf dem sich auch der Song "Paint" befand, gibt es nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr mit der Art von Musik. Anywhen im Jahr vier nach dem Debüt sind nachdenklicher und ruhiger geworden.

Der Kopf der Gruppe, Thomas Feiner, beschreibt "The Opiates" als "ein Album, das vom Aufwachen und älter werden" handelt. "Es geht um unerfreuliche Entdeckungen, Zweifel und um das Gefühl, dass man der Dinge nicht mehr Herr wird. Am anderen Ende des Gefühlspektrums handelt 'The Opiates' aber auch von Trost."

Nicht zuletzt die Aufnahmen, die mit dem Warschauer Symphonieorchester gemacht wurden, tragen zur atmosphärischen Dichte des Albums bei. Zusammen mit dem Artwork von Cover und Booklet verbreitet "The Opiates" eine eigentümliche, mystische Stimmung, die sich wie ein Mantel um den Hörer legt, ihn einhüllt und die Welt umher vergessen lässt. Das Album ist bei weitem kein Staubfänger, der es verdient hätte, vor sich hin zu dümpeln. Lassen wir uns lieber von ihm verzaubern. Das entspricht eher seinem Wesen.

Trackliste

  1. 1. The Siren Songs
  2. 2. Dinah And The Beautiful Blue
  3. 3. Scars And Glasses
  4. 4. Where's The High?
  5. 5. Postcard
  6. 6. Mesmerene
  7. 7. Toy
  8. 8. Betty Caine
  9. 9. All That Numbs You

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    "Dinah and the beautiful blue" ist jawohl mal sowas von einer melancholie-explosion, fantastisch! gerade erst entdeckt das gute stück und ich muss sagen: weiß zu gefallen.

    passt zwar NULL zum wetter momentan, aber wen interessiert das denn schon? soll ich jetzt etwa nur wegen dem guten wetter aufhören durchgängig traurig zu sein? nö!

    also ruhig auch beim fahrradfahren durch die nacht hören, oder so.