5. Oktober 2017

Mit Obst und Totenschädel

Interview geführt von

Sie packten Schlaghosen in Deutschland wieder auf die Karte: Kadavar. Mit "Berlin" standen die Old School-Rocker sogar in den Top 20 der Albumcharts. Während sich Lupus, Tiger und Dragon darauf vor allem den positiven Vibes ihrer Wahlheimat widmeten, setzten sie sich für den Nachfolger "Rough Times" zum Ziel, ernstere Themen anzusprechen.

In einer schmalen Neuköllner Hinterhofgasse, umringt von Autowerkstätten, befinden sich im Obergeschoss eines abgerockten Betonklotzes die Kadavar Studios. Seit Anfang 2017 residiert die Band hier. "Bis alles fertig ist, wird es wohl noch eine Weile dauern", meint Christoph "Tiger" Bartelt, während der ohnehin schon hochgewachsene Bartträger uns auf Stöckelschuhen durch die Drei-Raum-Wohnung führt. Das Wichtigste steht aber bereits – immerhin spielten Kadavar hier ihr viertes Album "Rough Times" ein. Im Produzentenkämmerchen, wo Tonbandmaschine neben iMac thront, erzählt der Schlagzeuger unter anderem auch vom Umzug ins neue Hauptquartier.

Sprechen wir über Totenköpfe. Ihr habt ja ein schönes Exemplar auf dem Cover zu "Rough Times", im Musikvideo zu "Into The Wormhole" gibts auch welche. Das fällt ja schon etwas in die Klischeeschublade des Rock und Metal. Warum habt ihr euch trotzdem dafür entschieden, in diese Kerbe zu schlagen?

Man muss das im Zusammenhang sehen. Natürlich ist der Totenkopf irgendwie das abgedroschenste Symbol überhaupt. Wir haben immerhin echt auf vielen Shirts Totenköpfe abgedruckt und in unseren Album-Artworks findest du sie auch ständig – nicht überall, aber mindestens bei der Hälfte der Designs. Das aktuelle Cover ist eine Collage. Die Totenkopfmaske überdeckt das Gesicht eines lebendigen Kindes, das von der Sonne angestrahlt wird. Dieser Gegensatz soll Spannung erzeugen. Im Grunde reiben sich drei Informationen: Das in der Sonne badende Kind, der Totenkopf und das Tattoo (der Schriftzug "rough times" auf der Brust, Anm. d. Red.). Einerseits drückt das aus, dass wir uns im Erfolg unserer Elterngeneration sonnen, gewissermaßen darauf ausruhen. Vielleicht fahren wir genau deswegen irgendwann gegen die Wand – sind also dem Tod geweiht. Uns sollte bewusst werden, dass andere Leute dafür gekämpft haben, dass wir heute hier in Frieden und gut leben können. Das steckt für mich in diesem Bild und das schwingt auch bei vielen Dingen, die einem heutzutage falsch vorkommen, mit. Deswegen haben wir uns dafür entschieden und wollten das auf der Platte auch – in Zusammenspiel mit der Aussage des Tattoos – beleuchten. "Rough Times" ist nicht in dem Sinne zu verstehen, dass es uns selbst so schlecht geht, sondern um auszumachen, warum man trotz der guten Lage gar nicht glücklich damit ist.

Also wollt ihr mit "Rough Times" ein Statement zum aktuellen Weltgeschehen abgeben?

Ja! Nicht exklusiv zwar, da viele Titel auch persönlich ausfallen. Aber die Inspiration zum Album kam und im letzten Jahr, als wir uns darüber unterhielten, dass man doch eigentlich mal zusammenfassen müsste, wie es uns dabei geht, in dieser Welt zu leben. Ich vergleiche das gerne mit den Bildern Hieronymus Boschs. Je weiter man in das Absurde, das Bosch geschaffen hat, hineinzoomt, desto mehr kann man darüber herausfinden. So sind wir vorgegangen: Wir pickten uns ein paar Situationen heraus, über die wir schreiben wollten. Der Ansatz stand schon, bevor wir mit dem hauptsächlichen Songwriting begonnen haben.

Das heißt, ihr hattet schon Texte, bevor ihr die Songs geschrieben habt? Oder stand nur das grobe Konzept?

Eigentlich nur das grobe Konzept. Aber daraus setzte sich dann alles zusammen. Die meisten Texte stammen zwar von Christoph [Lindemann] (a.k.a. Lupus, Anm. d. Red.), einige auch von mir, aber viel war jedenfalls nicht vorher schon vorhanden.

Da ihr immer wieder in die Okkult-Ecke geschoben werdet, betont ihr immer wieder, dass ihr euch nicht als solche Band seht. Im Musikvideo zu "Into The Wormhole" treibt jetzt ein Hexenmeister sein Unwesen. Spielt dabei bewusste Überzeichnung eine Rolle? Dass ihr zwar irgendwie schon auf dieser Schiene fahrt, aber eher auf einer Meta-Ebene?

Genau, ja. Es geht nicht ums Bedienen – das wäre zu billig. Aber man kann sich mittlerweile natürlich erlauben, ein bisschen mit solchen Sachen zu spielen. Wir haben uns viel dagegen gewehrt, weil so ein Label das eigene Werk gewissermaßen plättet. Es ist doch hohl, gleich die Okkult-Keule zu schwingen, nur weil Text und Musik in eine psychedelische Richtung gehen. Sowohl beim ersten Video ("Die Baby Die"), das ein trashiger Greenscreen-Clip geworden ist, als auch bei "Into The Wormhole" wollten wir überspitzt zu Werke gehen. Der Regisseur, der dahinter steht (Luizo Vega, Anm. d. Red.), hat gerade einen Film gedreht namens "Dracula's Not Dead". Die Bilder sind einerseits sehr fashionmäßig, aber auch sehr blutig. Die Ästhetik ist brutal-real-hässlich, könnte man wohl sagen. Ich fand cool, wie dieser Typ sich damit auseinandergesetzt hat, wie er David [Sphaèros] (der als Hexenmeister gecastete Schauspieler, Anm. d. Red.) in Szene setzen kann. Wir haben uns damit jetzt einfach mal erlaubt, so richtig in die Kerbe zu schlagen.

"Sollen wir dreckig und arm aussehen?"

Eure Promotion-Fotos stammen von Elizaveta Porodina, die unter anderem mit Bilderbuch zusammenarbeitet...

Das hatte mit Bilderbuch nichts zu tun. Wir haben mit ihr ja schon für "Berlin" zusammengearbeitet. Damals hat sie zwar nicht uns fotografiert, sondern nur die zwei Mädels im Artwork. Sie hat sie am Tempelhofer Feld und auf einem Hausdach abgelichtet, und diese 60s-Optik realisiert. Das hat so gut funktioniert, dass wir jetzt auch mal selbst vor ihre Kamera wollten.

Die Bilder gehen ebenfalls in Richtung Überspitzung, wenn auch in die andere Richtung. Alles ist sehr bunt, Lupus räkelt sich mit Wunderkerze und Obst am Boden...

Das ist wie bei den Videos: Es hat erstmal nichts mit der Platte zu tun und nicht die Ästhetik, die man sich dafür in erster Linie vorstellen würde. Aber sollen wir uns auf die Straße stellen, dreckig und arm aussehen? Das wäre doch bescheuert. Spannend wird es doch, wenn Dinge auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Es sieht ja nicht unbedingt nach "Rough Times" aus oder? Ich mag solche Spannungen. Das regt zum Nachdenken an.

Eure Popularität ist in den letzten Jahren ziemlich gestiegen. Achtet ihr durch das Wachstum stärker auf die äußere Erscheinung oder war das Auftreten in den Anfangstagen wichtiger?

Ich glaube, man sieht das mit der Zeit eher entspannter. Man ist nicht unbedingt dazu geboren, selbstbewusst in der Öffentlichkeit aufzutreten und ganz selbstverständlich Leuten davon zu erzählen, was man so treibt. Man probiert anfangs wahrscheinlich etwas mehr, zu glänzen, und schlägt dabei vielleicht auch ein bisschen über die Stränge. Man lernt aber, das nicht so wichtig zu nehmen und dass es einfach Teil des Jobs ist. Man gewöhnt sich daran. Früher fand ich es zum Beispiel unangenehm, mit anderen über unsere Platten zu sprechen. Heute finde ich das nicht mehr so schlimm. (lacht)

2016 seid ihr als Support für Blues Pills in der Berliner Columbiahalle aufgetreten. In wenigen Monaten steht ihr dort als Headliner. Du wohnst ja seit einer Weile in Berlin – wie fühlt sich das an, bald in diesem Venue zu spielen?

Ich fand es schon 2012 krass, im Magnet Club zu spielen. Der Erfolg unserer Band ist recht gut an den Berlin-Shows messbar. 2013 waren wir bereits im brechend vollen SO36. An den Adrenalinschock damals erinnere ich mich noch sehr gut – an die ersten drei Songs genau deswegen überhaupt nicht mehr. Mir ging es an dem Tag ziemlich schlecht, ich hatte mich nochmal hingelegt und nicht mitbekommen, wie sich der Club füllte. Das war Wahnsinn, als wir dann auf die Bühne gingen! Die letzten beiden Male traten wir dann im Astra auf und es hat sich ein bisschen das eingestellt, was ich eben schon zum öffentlichen Erscheinen meinte. Man gewöhnt sich daran, dass die Shows größer werden. Die Columbiahalle ist natürlich trotzdem nochmal ein riesiger Schritt. Letztes Jahr mit Blues Pills war es schon Wahnsinn. Wir waren zwar nicht Headliner, aber man hat schon gesehen, dass in Berlin auch auf jeden Fall unser Publikum anwesend war. Jetzt dort als Headlines zu stehen ist schon das große Ding, das wir für die Tour erwarten.

Das wird auch euer Tourabschluss, nicht wahr?

Das ist der letzte Gig, genau. Wir spielen Berlin immer bewusst am Ende. Darauf freuen wir uns am meisten und wir wollen die Spannung aufrecht erhalten. Es wäre blöd, in Berlin zu starten, denn dann ist die größte Show schon weg und alles andere wäre irgendwie 'weniger'.

Euer Wachstum kann man also anhand der Clubreise durch Berlin gut nachvollziehen. Gab es denn für euch abseits davon bestimmte Stationen – genauer gesagt: Standorte –, die ihr im lauf eurer Karriere in der Stadt durchlaufen habt? Begonnen hat ja alles in einem Proberaum im Wedding, wenn ich recht informiert bin. Jetzt sitzen wir in Neukölln im nagelneuen Studio.

Ende 2009 habe ich zusammen mit unserem alten Bassisten (Mammut – jetzt bei The Loranes aktiv, Anm. d. Red.) den Proberaum angemietet – da gab es Kadavar noch gar nicht. Später wurde der aber zum Zuhause der Band und blieb es tatsächlich bis 2016. Dort haben wir alle bisherigen Alben geschrieben und die ersten beiden auch aufgenommen. Wir hatten uns zwar schon länger nach einem neuen Raum umgesehen, aber tatsächlich ist das Studio jetzt erst die zweite Station. Sieben Jahre lang haben wir unter der Erde in einem verschimmelten, nassen Keller existiert. (lacht) Anfangs wars was das angeht noch relativ in Ordnung, sonst hätten wir es nicht so lange ausgehalten, aber mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Als wir 2016 von der Tour zurückkamen, hatte sich am Boden wirklich dick Schimmel angesetzt. Dann gings echt nicht mehr.

Also vermisst ihr den alten Raum auch nicht wirklich, nehme ich an...

Nee. Als wir ihn im Februar leergeräumt haben, war das schon ein emotionaler Moment, aber ich habe mich dann doch recht schnell davon verabschieden können. Damals waren wir auch schon gut einen Monat hier einquartiert.

"Der Refrain klang wie schlechter Pink Floyd-Abklatsch"

Bei euren Alben habt ihr bislang sehr auf authentische Recordingbedingungen geachtet. Die Kanäle wurden entsprechend der Live-Situation gemischt, ihr habt live aufgenommen, bestimmtes Equipment verwendet. Wie lief es diesmal ab?

Ich finde, die neue Platte klingt auf jeden Fall sehr anders als alles, was wir bisher gemacht haben. Natürlich existieren aber auch Parallelen. Eine davon ist zum Beispiel der Einsatz dieser Maschine (Tiger deutet auf eine Tascam-Tonbandmaschine in der Ecke). Damit haben wir schon die ersten beiden Alben aufgenommen. Ich würde sagen, die ersten Alben waren noch mehr Klangexperimente, mithilfe derer wir gelernt haben, diesen Oldschool-Sound selbst zu verwirklichen. "Berlin" haben wir dann ja nicht selbst aufgenommen. Heute befinden wir uns in einer neuen Situation. Das Equipment ist ungefähr dasselbe, das ich auch schon für "Kadavar" und "Abra Kadavar" verwendet habe, natürlich kam aber auch einiges hinzu und wir haben zudem durch Zugucken bei Ingo [Krauss] ("Berlin"-Produzent, Anm. d. Red.) in den Candy Bomber-Studios gelernt. Die größte Veränderung war wahrscheinlich, dass wir penibel darauf geachtet haben, maximal drei Takes aufzunehmen. Im Grunde weiß man schon seit langer Zeit, dass der Song nicht jedesmal besser wird, wenn man ihn zehn- oder zwanzigmal spielt. Man gibt sich zwar der Illusion davon hin und möchte an den Details feilen. Trotzdem ist es meistens so, dass die ersten Takes am besten sind. Locker üben – dreimal den Song aufnehmen – den besten Take nehmen. Sollte es wirklich einmal gar nicht passen, kann man im Zweifel noch ein bisschen schneiden.

Mit Overdubbing habt ihr aber gearbeitet.

Klar. Die Songs sind alle live eingespielt, aber das heißt natürlich nicht, dass man nicht hinterher noch ein zwei Instrumente aufnehmen kann. "You Found The Best In Me", der Song, der dieses Country-Feeling mitbringt, haben wir zum Beispiel mit zwei Gitarren und Schlagzeug aufgenommen und den Bass erst nachträglich eingespielt.

Das Setup habt ihr also variiert, die Trio-Besetzung war aber stets intakt?

Genau. Bei "The Lost Child" habe ich zum Beispiel später noch Orgel hinzugefügt. Gesang kommt sowieso immer erst hinterher. Aber das meiste ist live.

Apropos "The Lost Child": Wie du schon sagtest, spielst du darauf Orgel, außerdem hört man noch recht prominentes Pfeifen. Entstehen solche Ideen beim Jammen?

Der Song hat tatsächlich eine recht interessante Entstehungsgeschichte. Die erste Version klang nämlich ganz anders. Der Strophenpart stand bereits, allerdings mit anderem Chorus. Text gabs auch noch keinen. Wir hatten ihn zur Seite gelegt, weil der Refrain klang wie ein schlechter Pink Floyd-Abklatsch. Einige Teile darin fand ich aber sehr interessant und wollte ihn deshalb unbedingt fertig machen. Irgendwann habe ich den Text geschrieben, was den Song in eine ganz andere Richtung gelenkt hat als ursprünglich angedacht. Das damit entstandene Demo hatte dann zumindest Strophe und Chorus in der finalen Fassung. Der "Karawenenpart" – ich nenne ihn so, weil die Melodie für mich etwas Tuareg-mäßig klingt – kam aber tatsächlich erst im Studio dazu. Wir hatten einen Assistenten im Studio, dem ich gezeigt habe, was mir auf der Orgel vorschwebte. Wir hatten das dann sogar zu viert geübt, letztendlich aber doch nur zu dritt eingespielt und die Orgel später separat aufgenommen.

Und das Pfeifen?

"The Lost Child" ist eine sehr persönliche Nummer und ist dabei gewissermaßen zweigeteilt. Einerseits geht es mehr oder weniger darum, dass wir gewissermaßen von Zuhause weggelaufen sind. Ich meine das nicht im wörtlichen Sinne, aber mit 20 nach Berlin zu ziehen war eben schon ein deutlicher Cut. Wir hatten keinen Bock mehr, in einer kleinen Stadt zu wohnen. Das aufzuarbeiten hat aber sicherlich zehn Jahre gedauert. Ich glaube, ich bin erst hier richtig erwachsen geworden. Davon handelt der Text. Und gleichzeitig habe ich auch versucht, mit einzubringen, dass es ja noch andere Menschen auf dieser Welt gibt, die wegrennen bzw. auf der Flucht sind. Ich wollte, dass sich mehrere Leute darin wiederfinden können. Und – um damit auch nochmal auf den Totenkopf zurückzukommen: Auf der Platte gehts auch viel um Sterben und darum, nicht weiterzuwissen. In seinen schlimmsten Momenten sehnt man sich vielleicht sogar danach, tot zu sein oder möchte zumindest irgendwie erlöst werden. Das soll der zweite Part des Songs ausdrücken. Das Pfeifen klingt, als würde man Wind fortgeweht, es symbolisiert Entschwinden. Deshalb wollte ich es dort unterbringen.

Wurzelt auch der zweite Teil in persönlichen Gedanken oder entspringt er einer hypothetischen Perspektive?

Ich bin an sich ein recht positiver Mensch, habe aber natürlich auch Krisen und Momente, in denen ich nicht weiter weiß. Viel davon floss in "Rough Times" mit ein. Mit solch negativen Gefühlen hatten wir uns auf den vorangegangenen Alben kaum auseinandergesetzt – vor allem nicht auf "Berlin". Entsprechend hat sich das angestaut. Als wir merkten, dass "Berlin" für unsere Verhältnisse relativ gut gelaunt klang, wurde es umso dringlicher, sich mal wieder in die andere Richtung zu bewegen. Mein Beitrag dazu war wohl, meine schlimmsten Momente dort mit reinzubringen. Es ist schön, wenn man es schafft, Negatives in Positives umzuwandeln. "The Lost Child" ist definitiv ein Beispiel dafür.

Auf "Berlin" sang Lupus einen Song lang Deutsch. Auf "Rough Times" hat es nun eine französische Nummer geschafft. Während "Reich Der Träume" auf Nicos Original basiert, ist "A L'Ombre Du Temps" aber kein Cover oder?

Den haben wir selbst geschrieben, ja. Die Idee zum französischen Text hatte ich tatsächlich auch, weil wir auf der letzten Platte einen deutschen hatten. Schuld war allerdings auch, dass zunächst englische Lyrics dafür standen, aber nicht so recht funktionierten. Sie entstanden aus einem Gedicht heraus, das ich schon 2015 oder so geschrieben hatte. Den Backing Track entstand dann für die Platte. Die anderen mochten den Song, waren aber vom Text nicht so überzeugt. Wir brauchten irgendwas, um es interessanter zu gestalten. Seit dem ersten Album hat der letzte Song bei uns ja eine Sonderstellung. Also dachte ich mir: "Vielleicht klappts ja, wenn Simon [Bouteloup] (a.k.a. Dragon – Bassist, Anm. d. Red.) einen Spoken-Word-Track in seiner Muttersprache daraus macht." Also hat er meinen Text übersetzt – nicht wörtlich, sondern so, dass es gesprochen eben auch gut klingt und mit eigener Perspektive. Ich habe ihm auch nicht explizit verraten, worüber ich geschrieben habe, sondern ihm hingelegt und gesagt, er soll ungefähr im Rahmen bleiben. Ich habe das Ergebnis auch nicht überprüft, so gut ist mein Französisch nicht.

Heißt das, du schreibst auch abseits von Kadavar für dich Texte, wenn der Song doch aus einem Gedicht heraus entstanden ist?

Nicht besonders viel. Meistens passiert es mit dem Hintergedanken, es vielleicht einmal für die Band verwenden zu können. Es gibt verschiedene Stadien. Manchmal hat man nur eine Punchline, manchmal schon ein paar Zeilen, in denen man sich irgendwie drin wiederfinden kann. Ich versuche, nicht so "deutsch" an Texte heranzugehen. Es geht nicht darum, zu analysieren, was mein Problem ist und dazu bestimmte Punkte abzuarbeiten. Das schöne an der englischen Sprache ist, dass man damit einfach irgendwas sagen kann und es fühlt sich für mich nach viel mehr an. Vielleicht liegt das am einfacheren Sprachaufbau oder daran, dass es einfacher ist zu reimen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es mehr als jede andere Sprache die Sprache der Rockmusik ist. Meistens umfassen meine Sachen so zwei bis zehn Zeilen und sind meistens auch für Kadavar gedacht. Abgesehen davon bin ich nicht so aktiv.

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