Porträt

laut.de-Biographie

Gesaffelstein

Als "Dance Metal" bezeichnet der Franzose Mike Levy (*1985 in Lyon) seinen harten Dancefloor-Sound. Zu gleichen Teilen inspiriert von der Electronic Body Music von Front 242, wavigem Proto-Electro von DAF und Kraftwerk sowie French- und Acid House findet er als Gesaffelstein seine ganz eigene, mitunter brutale Klangsprache.

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Noch vor seiner Musik fällt der Parisienne jedoch durch den ungewöhnlichen Künstlernamen auf. "Gesaffelstein ist ein ambitionierter Name", räumt Levy ein, "und er kam einfach zu mir, als ich vor einigen Jahren eine Weile in Belgien lebte. Ich möchte meine Musik als Kunst verstanden wissen, als ein Werk, das etwas aussagt. Einstein stellte seine eigenen Erkenntnisse stets infrage und deutete sie immer wieder neu. Etwas, das mich ebenfalls voran treibt."

Unbescheiden wie diese Selbstumschreibung zeigen sich auch die Musikvideos, die der langjährige Weggefährte des gleichfalls als DJ und Producer tätigen Brodinski 2013 unters YouTube-Volk bringt. Aus den höchst cineastischen Filmen zu "Pursuit" und "Hate Or Glory" spricht eine ähnliche Zeichenlehre wie aus dem provokanten "Stress"-Video der durchaus klangverwandten Justice.

In jedem Fall macht sich Gesaffelstein mit seinem kompromisslosen, aber kompressorlastigen Ansatz mehr Freunde als Feinde. Lana del Rey, Depeche Mode, Justice, The Hacker und Laurent Garnier bitten um den Remix, und auch Kanye West sichert sich dessen Input zu: Gemeinsam mit Brodinski und Daft Punk produziert Levy zwei Tracks auf Wests Industrial-beeinflusstem 2013er-Werk "Yeezus" ("Send It Up", "Black Skinhead").

Im selben Jahr erscheint bei Warner Music "Aleph". Auf knapp über einer Stunde zelebriert der Franzose seine Vielfältigkeit und einzigartigen Stil elektronischer Musik.

"Ich weiß nicht genau, warum ich von diesen dunklen Sounds so angetrieben werde", gesteht Levy. Die erste Kontaktaufnahme mit elektronischer Musik erfolgt jedenfalls mit 15. Damals stößt er über seine Schwester auf Deep House-Ikone Green Velvet. "Ich war unmittelbar besessen von dem Stück", erinnert er sich. "Es war primitiv, allerdings in einer bedeutsamen Weise, das gefiel mir."

Gesaffelstein - Hyperion Aktuelles Album
Gesaffelstein Hyperion
Der Titan des dunklen Lichtes: Bedrohlich und betörend zugleich.

Fortan experimentiert der Lyoner einige Jahre mit Synthesizern herum, bis er seinen eigenen, stampfenden Midtempo-Techno herauskristallisiert und nach Paris zieht. Dort veröffentlicht das Elektronica-Label OD Records 2008 die erste Gesaffelstein-Single "Vengeance Factory". Der Rest ist Erfolgsgeschichte zwischen Berliner Boiler Room, New Yorker Electric Zoo und Sonár-Festival in Barcelona.

2015 erscheint er auf "Electronica 1: The Time Machine" seines Landsmannes Jean Michel Jarre und ist allein verantwortlich für den Score des französisch-belgischen Films "Maryland". Damit reiht er sich in eine illustre Gruppe von französischen Elektro-Künstlern wie Daft Punk oder M83 ein, die bereits für Tron Legacy bzw. Oblivion die musikalische Untermalung komponierten.

Danach wurde es ein wenig still um den stets im Jackett auflegenden DJ, bis er sich 2018 auf The Weeknds EP "My Dear Melancholy" an zwei Tracks beteiligt. Im darauffolgenden Jahr veröffentlicht er seinen zweiten Longplayer "Hyperion" auf Sony Music mit Gästen wie Pharrell Williams und HAIM.

Gesaffelsteins Musik ist speziell: dunkel, zuweilen stressig, bedrohlich und doch ungemein anziehend. Seinen Hang zur cineastischen Melancholie und subtilen Orchestrierung hört man immer wieder heraus und stellt einen interessanten Gegenpart dar. Mike Lévy nimmt deswegen eine Sonderstellung neben seinen französischen Kollegen ein.

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Gesaffelstein - Hyperion: Album-Cover
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2019 Hyperion

Kritik von Johannes Jimeno

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