Porträt

laut.de-Biographie

Der Plusmacher

Bordstein-Rap mit Attitüde: Der Plusmacher aus Berlin hält nicht viel von überproduzierten Hype-Loops und schwammigem Geschwafel. Im Dunstkreis des gebürtigen Magdeburgers fressen sie noch echten Dreck.

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"Oldschool ist Trumpf. Mit diesen ganzen Plastik-Sounds will ich nichts zu tun haben. Ich komme von der Straße. Da kommt man mit Plastik nicht weit", sagt der Plusmacher.

Der Rapper weiß, wovon er spricht. In Magdeburg geboren und aufgewachsen, verbringt er seine Jugend zwischen Plattenbauten und versifften Parkanlagen. Rund um den Hasselbachplatz, Magdeburgs Flanier-Milieu für Gescheiterte, Lebenskünstler und Abenteurer, baut sich der Plusmacher zu Beginn des neuen Jahrtausends seine Hood auf. Hier rappt er, freestylet und lebt.

Zu Beginn schwankt er noch. Gerne würde er als Hanfplantagenbesitzer oder Nachtclub-Betreiber sein Geld verdienen. Die Homies raten ihm jedoch ab. Er solle lieber rappen. Das könne er schließlich am besten, so der Freundeskreis.

Die kommenden Jahre schreibt der Magdeburger unzählige Texte, produziert Beats und feilt an seinem Flow. Die Straße immer im Herzen entwickelt der MC seinen eigenen Stil, der bald auch abseits des Hasselbachplatzes für Aufsehen sorgt. Plötzlich stehen Kollegen wie Dextra, Kontra K, Pierre Sonality und Neo Kaliske Schlange. Sie alle wollen dabei sein, wenn der Plusmacher sein Debütalbum an den Start bringt.

Im November 2012 setzt er, der mittlerweile in Berlin residiert, mit dem Album "Bordsteinwirtschaftslehre" seine erste Duftmarke. Die Resonanz fällt positiv aus: Der Untergrund reagiert begeistert und fordert mehr.

Anderthalb Jahre später legt der Plusmacher mit dem Album "Freie Schwarzmarktwirtschaft" nach. Abermals ist die Gästeliste lang. Mit dabei sind Vertreter unterschiedlicher Rap-Sozialisationen wie Olexesh, Marvin Game, Asek oder Karate Andi: "Das will ich auf dem Album unter anderem demonstrieren, dass es heutzutage völlig egal ist, ob du Backpacker, Junge von der Straße oder intellektuell bist – man kann alles miteinander kombinieren."

Der Plusmacher möchte vor allem eines: Die Freiheit, sein eigenes Ding durchzuziehen. Die großen Labels haben bei ihm schon angeklopft, doch seine Tür bleibt vorerst geschlossen: "Ich möchte erstmal selber in die Sache hineinwachsen und schauen, wie weit ich komme." Schmierige Labelbosse, die ihm mit "Schampus & Garnelen" etwas vormachen, kann er sowieso nicht gebrauchen. Sein Anspruch auf Realness steht für ihn an vorderster Stelle, da will er sich nicht reinreden lassen: "Der Head des Plusmachers bleibe vorerst ich."

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Im Sommer 2015 winkt Xatar mit dem Label-Vertrag, und der Plusmacher ringt sich zur Unterschrift bei Kopfticker Records durch. "Rapper, die gut sind, die wir feiern, aber nicht unbedingt zu AON passen, müssen gepusht und supportet werden", erklärt der Alles Oder Nix-Chef die Beweggründe zur Gründung eines weiteren Labels. Nur wenige Tage später gibt er den Plusmacher als erstes Signing offiziell bekannt.

Im Frühjahr 2016 veröffentlicht dieser sein drittes Album "Die Ernte" über Kopfticker Records. Platz zwölf in den deutschen Albumchats spricht für sich. Logisch, dass sie bei Kopfticker bis zum nächsten Schlag nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen: "Kush Hunter" folgt schon ein knappes Jahr später.

Nach der zweijährigen Zusammenarbeit mit Kopfticker entscheidet der Plusmacher, auf eigenen Füßen stehen zu wollen. Im Herbst 2017 gibt er die einvernehmliche Trennung bekannt und gründet kurz darauf das Label Goldbreuler, auf dem auch Kumpel Botanikker Platz findet. Im Juni des darauffolgenden Jahres erscheint mit "Hustlebach" das erste Album über das eigene Label.

Für den Wahl-Berliner stand von Beginn seiner Karriere ein Misslingen seiner Arbeit außer Frage. Die Erfolgsaussichten sind für ihn logisch angewandte Mathematik. Denn wie erklärt er so schön einleuchtend: "Mit Plus kann man kein Minus machen."

Seine Mission verliert er auch mit dem neuen Erfolg nicht aus den Augen: "Ich will die Kids mit meinem Style wieder mit dem Sound der Straße vertraut machen. Dort kommt der Hip Hop her. Bei mir wird echter Dreck gefressen." Mahlzeit!

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2 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Solides Album abgeliefert der Bursche. Steht Bbumsnn in nichts nach. Harte Lyrics, gepaart mit trockenen Drums und geilen Features. Lohnenswert!

  • Vor 7 Jahren

    Hat eigentlich jemand (Torque, Baude) mal ins neueste Werk reingehört? Mit geht es nach drei Durchläufen bisher ziemlich gut rein :phones:

    • Vor 7 Jahren

      Ich habe reingehört, aber nicht durchgehört. Hatte direkt wieder das Gefühl die letzten Alben zu hören und ehrlich gesagt, habe ich jetzt auch schon alle Tickerstories in allen Varianten zig mal gehört.. Schlecht fand ich das aber auch nicht, gewohnt guter Sound.

    • Vor 7 Jahren

      Na ja, du hast jetzt nicht wirklich etwas anderes als neue Tickerstories erwartet?

      Ich feiere vor allem die Beats, mMn nochmal ein deutlicher Schritt nach vorn.

    • Vor 7 Jahren

      ...Und die Hooks sind diesmal noch "ohrwürmiger", was ich kaum noch für möglich gehalten habe.

    • Vor 7 Jahren

      Ne, ich habe nix anderes erwartet als genau das Album, schon klar. Aber thematisch hat sich das halt für mich recht abgenutzt. Mag den Kerl, bin aber grad einfach nicht in Stimmung.

    • Vor 7 Jahren

      Ich habe es 1x durchgehoert, mich hat aber dann das PERMANENTE Grasgelaber genervt. Das war ja auch schon beim letzten Herzog-Albung - den man da auf einem positiv ueberraschend ungewoehnten instrumental hoeren kann - mein einziger Kritikpunkt. Beats sahnig, seine sahnigsten bisher, bzgl. der hooks stimme ich dir auch zu, InNo.