laut.de-Kritik

Die Bühne für Größeres ist bereitet.

Review von

Beginnen wir diese Review doch gleich mit der Quintessenz: "Alles Liebe (Nach Dem Ende des Kampfes)" ist mit kleinen und großen Überraschungen gespickt. Aber der Reihe nach.

Schon die Vorab-Single, zugleich der Opener, hat für Aufsehen gesorgt: Chefket lebt in "Gel Keyfim Gel" laissez-faire vor. Der Freund des Hauses, Marsimoto, will dem natürlich in nichts nachstehen. Tut er auch nicht, denn er rappt ganz lässig eine Strophe auf türkisch, serviert auf einem fetten Boom Bap-Instrumental mit einer guten Prise orientalischen Klängen. Ein erster kleiner Paukenschlag.

Wer jetzt noch nicht wach ist, sollte dringend "Aufstehen". Chefket setzt sich mit dem täglichen Wahnsinn, der nach dem Aufwachen auf uns wartet, auseinander und sucht Antworten auf die Frage, wofür es sich lohnt zu brennen: "Wie mache ich nur das, was ich liebe und damit Geld? / Ackern für die Kinder oder ackern für dich selbst?"

Der Schlüssel zum Erfolg lautet: Scheiß auf die Hater, "ich mach mein Ding sowieso". Dass Chefket liebt, was er macht und Gefühl für die Sache hat, hört man in "Sowieso" raus: "Die Musik spendet meiner Seele Licht / Für diese kranke Welt das einzige Gegengift".

Chefket war schon immer Rap & Soul, auf dieser Platte tritt der Rap-Anteil aber etwas in den Hintergrund. Chefket spielt mit Melodien und Rhytmen. Einzelne Lieder überraschen mit eigenen kleinen Outros, werden mal langsamer, mal schneller intoniert. Immer wenn es dann eben passt, setzt Chefket seine Raps wohldosiert ein, meist, um ein Stück noch etwas flotter erscheinen zu lassen.

Der Sound klingt teilweise fast schon filmreif, zum Beispiel wenn in "Wo Du Stehst" die Klaviatur am Ende des Songs einmal rauf und runter gespielt wird oder wenn in "Immer" eine locker gezupfte Gitarre vor sich hin schwingt. Ein Grund dafür könnte das erweiterte Produktionsteam zu diesem Album sein. Neben Mastermind Farhot, The Krauts und BenDMA holte sich Chefi mit Johnny Arzberger auch einen Musical Director ins Boot. Ebenso überraschend: Ein 16-jähriger Hamburger namens AgaJon verlieh dem Track "Sowieso" kurz vor Veröffentlichung noch den letzten Schliff.

Ein Großteil der 13 Tracks macht dem Albumtitel alle Ehre. Es geht schlicht und ergreifend um die Liebe. Und genau davon zeichnet Chefket ein äußerst positives Bild. Er verliert sich in seinem Gegenüber ("Du bist die Kippe in meiner Hand / Du tust mir so gut / Auch wenn du schlecht für mich bist / Du tust mir so gut"), macht "Alles Klar" für sie oder verteidigt die Damenwelt: "Nur weil sie Sex mag, ist sie noch lange keine Hoe".

"Alles Liebe" ist eine Platte, auf die man sich sehr gut einlassen kann. Chefkets klare, konzentrierte Stimme, verbunden mit seinen Rap- und Gesangsskills, dürften ihm die Bühne für Größeres bereiten. So steht er am Ende im "Scheinwerferlicht" und resümiert: "Der Blick in die Jugend, von Erfahrung geprägt / Mach ein Schritt in die Zukunft, die jetzt grade entsteht / Die goldene Waage, ich stelle mich drauf / Hol mir vorher die Gage, Vorhang auf".

Trackliste

  1. 1. Gel Keyfim Gel feat. Marsimoto
  2. 2. Aufstehen
  3. 3. High
  4. 4. Sowieso
  5. 5. Alles Klar
  6. 6. Immer
  7. 7. So Gut
  8. 8. Wo Du Stehst
  9. 9. Fremd
  10. 10. Strobo
  11. 11. Work It
  12. 12. Müde & Rastlos feat. Sido & Crackavali
  13. 13. Scheinwerferlicht

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