Porträt

laut.de-Biographie

Blue Scholars

Die breite Masse liegt falsch in ihrem Denken, Hip Hop trage thematisch Scheuklappen. Nein, nicht jeder Rapper ist ein Ex-Dealer, der über seinen Weg zum Luxusauto schwadroniert, und nicht jeder ist der Lady-Lover mit der besten Libido.

Hip Hop als musikalische Ausdrucksform ist so vielfältig wie die Welt, die Hip Hop hört. Die Blue Scholars liefern dafür das beste Beispiel. Das Duo stammt aus Seattle, einer Stadt, die in Sachen Hip Hop jungfräulicher nicht sein könnte, sie erzählen Geschichten aus dem unspektakulären Leben in der Mittelklasse.

George Quibuyen und Saba Mohajerjasbi lernen sich während ihrer College-Zeit an der University of Washington in Seattle kennen und bringen ihre unterschiedlichen Hintergründe auf einen gemeinsamen Nenner. George aka Geologic hat bereits Erfahrung als Battle-Rapper und Spoken Word-Künstler in der Lokalszene gesammelt.

Saba, besser bekannt als DJ Sabzi, blickt auf eine kleine Karriere als Klassik- und Jazz-Pianist sowie Produktionsarbeiten für einige Ska- und Punk-Projekte zurück. Ihre gemeinsamen Erlebnisse als Immigrantenkinder, Hip Hop-Fans und engagierte College-Studenten, die in einem Schulprojekt aufeinander treffen, verbinden.

Der Ort des Geschehens spielt eine wichtige Rolle. Seattle hat in der Musikgeschichte natürlich einen festen Platz. In Sachen Rap ist die Grunge-Metropole jedoch ein weißer Fleck. Vom zurückliegenden Grammy-Erfolg eines Sir Mix-A-Lots im Jahre 1993 für die Nummer-eins-Single "Baby Got Back" einmal abgesehen.

Trotzdem (oder gerade deswegen) gehen die Blue Scholars in der Hip Hop-Einöde des pazifischen Nordwestens ihren ganz eigenen Vorstellungen von Musik nach. Sabzi bastelt simple Beats, Geologic schreibt Reime über die Höhen und Tiefen eines Heranwachsenden aus dem Mittelstand.

2004 erscheint das selbstbetitelte Debüt, mit dem die Blue Scholars sich recht schnell in der Lokalszene etablieren, nicht zuletzt wegen der Auszeichnung zum besten Album des Jahres seitens der ortsansässigen Wochenzeitung Seattle Weekly. Die Themen rund um Studentenleben, Sozialkritik und kleine Rebellion sind eingängig und stoßen im liberalen Seattle auf offene Ohren.

An ihrem Bekanntheitsgrad arbeiten die Blue Scholars mit zahlreichen Live-Shows, unter anderem im Vorprogramm für Kanye West, De La Soul, Zion I, Slick Rick, Masta Ace, Little Brother oder Mos Def.

Schnell machen Geologic und Sabzi jedoch klar, dass sie in der Musik mehr sehen als nur Entertainment. Sie verfolgen größere Ziele. Ihr Engagement geht weit über das Ansprechen von Problemen hinaus. Sie bieten Workshops für Jugendliche in Problemvierteln an, sie kollaborieren mit etlichen offiziellen Organisationen und gründen 2006 ihre eigene Plattenfirma.

Gemeinsam mit der Rapcrew Common Market, bestehend aus Rapper RA Scion und Blue Scholars DJ Sabzi, und dem Solo-Artist Gabriel Teodros heben sie MassLine Media aus der Taufe, mit der gemeinsamen Vision, eine Plattform für aussagekräftigen Hip Hop aus Amerikas Nordwesten zu etablieren.

Rechtzeitig zur Veröffentlichung des zweiten Albums "Bayani" im Sommer 2007 ziehen sie einen Vertriebsdeal mit dem reinkarnierten Klassik-Label Rawkus Records an Land. "Bayani" erntet sofort Sympathien im gesamten Nordwesten. Mit Schützenhilfe von Rawkus geht das Duo auf Tour an die Ostküste und schickt sich an, seine etwas außergewöhnlichen Vorstellungen von Hip Hop in den Rest der Welt zu tragen.

Außergewöhnlich ist auch der Weg, den das Duo aus Seattle mit "Cinemetropolis" einschlägt. Die Scholars wollen sich von der klassischen Label-Kultur wegbewegen und finanzieren ihr Album, das 2011 erscheint, ausschließlich über Crowdfunding. Da die Spenden das angestrebte finanzielle Ziel über die Plattform Kickstarter weit übertreffen, fließt das Geld in den Dreh von Videos zu jedem Track. Darin verarbeiten die Blue Scholars auch Beiträge ihrer Fans.

Ihrem lyrischen Weg bleiben sie dabei treu: Ganz ohne Gangsta-Gehabe zeigen die Blue Scholars, wie vielfältig und tiefgründig Hip Hop sein kann.

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