laut.de-Kritik

Indie-Pop zum Träumen: von Monstern und Kraken.

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In der alten Badewanne kauern verschreckt zwei Menschen. Die langen, rotblonden Haare des Mädchens wehen im Wind, ängstlich steuert der Junge mit dem Griff des Wasserhahns. Mit Hilfe einer Kaffeekanne, des Grammophons und eines Ventilators haben sie die Wanne zum Fliegen gebracht.

Sie flüchten von einer Insel, die übersät ist mit fressenden Pflanzen, dreibeinigen Monstern und riesigen Geiern. Klingt nach Phantasiewelt. Klingt genauso zauberhaft wie Zoey van Goey.

Das Cover ihres Debütalbums "The Cage Was Unlocked All Along" gestattet bereits Einblick in die Musik der drei Bandmitglieder. Detailverliebt und verspielt lädt es zum Träumen ein. Lässt einen wünschen, man selbst säße mit in der dreckigen Badewanne und mache sich auf in eine Welt fernab von bedrohlichen Felsen oder krakenartigen Pilzen.

Gelungenster Song der Platte und Paradebeispiel für den Rest des Albums ist "Sweethearts In Disguise". Mit sanften Tönen beginnt der Track, ruhig und stimmungsvoll. Baut sich nach und nach auf, wird kräftiger und endet in einem wunderschönen Zusammenspiel von Stimmen und Instrumenten.

Besonders beeindruckend: die zerbrechliche Stimme von Kim Moore, die immer wieder von Männergesang unterstützt wird. Genauso bezaubernd zeigt sich "We All Hid In Basements", bei dem Schlagzeuger Matt Brennan die Führung übernimmt.

So viele Instrumente bringen Zoey van Goey zum Einsatz – von Gitarre und Drums über Piano und Mellotron bis hin zu Violine, Xylophon, Tambourin, Glöckchen und Fingerbecken. Alle haben sie selbst eingespielt und unterstreichen dadurch noch deutlicher ihr Ausnahmetalent.

Weitere beeindruckende Lieder für alle Träumer: "My Persecution Complex" und "City Is Exploding". Schwach im Vergleich dazu: "Foxtrot Vandals", obwohl bereits 2007 auf Vinyl veröffentlicht und vom Radiosender XFM Schottland zur Single der Woche gewählt. Bisher eher in ihrer Heimat Großbritannien bekannt, versucht die talentbeseelte Band nun, ihre Debütplatte nach drei Jahren Arbeit auch in Deutschland zu verbreiten.

Hilfe bei ihrem experimentellen Indie-Folk-Pop bekommen sie von Freunden aus dem Musikbusiness, darunter Paul Savage (Ex-Drummer der Delgados) und Bob Kildea von Belle and Sebastian. Das hört man ihrem Sound an, der sich neben genannten Bands in die Riege von Damien Rice oder Angus and Julia Stone einreihen darf.

Gleichermaßen geheimnisvoll und leichtfüßig wirken die Lieder dieser jungen Combo, zu denen man sich am besten auf den Rücken legt und die Wolken beim Vorbeiziehen beobachtet. Vom Boden aus - oder direkt aus der fliegenden Badewanne.

Trackliste

  1. 1. The Best Treasure Stays Buried
  2. 2. We Don't Have That Kind Of Bread
  3. 3. Sweethearts In Disguise
  4. 4. We All Hid In Basements
  5. 5. Two White Ghosts
  6. 6. Foxtrot Vandals
  7. 7. My Persecution Complex
  8. 8. Nae Wonder
  9. 9. Cotton Covering
  10. 10. City Is Exploding

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LAUT.DE-PORTRÄT Zoey Van Goey

So einfach kann es manchmal sein. "Hey, ich brauche einen Drummer", sagt Michael John McCarthy. "Hey, ich bin Drummer", antwortet daraufhin Matt Brennan.

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