laut.de-Kritik

Instrumental-Soundbäder zwischen Trip Hop und Glitch.

Review von

Für Horizonterweiterung muss einer nicht zwangsläufig in die Ferne streben, weiß Jose Luis Corrales Jr. Selbst im konservativen Texas kann aus Laptops und Drum Machines heraus Großes geboren werden. Sogar befugtes Wildern im eigenen Vorbau, das Reifenlassen von Melodien, kann das Repertoire erweitern. "They Know What Ghost Do" legt davon exemplarisch Zeugnis ab.

Denn gravierend verschieden vom Debüt "You Are Beautiful At All Times" ist das Zweitwerk des Sohns mexikanischer und US-amerikanischer Eltern nicht. Vielmehr demonstriert er ein weiteres Mal, zu welch atmosphärisch satten Resultaten ausgefeiltes Songwriting im Metier des Laptop-Engineering führen kann.

Einen Rechner, programmierte Beats, hie und da eine Melodica und vor allem seine durch zig Delay- und Reverb-Pedale geschleuste Gitarre – mehr braucht der ehemalige Turntablist, der beim Breakbeat-Label Ninja Tune ein Nest auf Dauer gefunden hat, in den seltensten Fällen. Auf dieser Grundlage und unter reichlichem Einsatz von Filtern kreiert er als Yppah treibende, warme Instrumental-Soundbäder zwischen Trip Hop und Glitch, die sofort in die Haut einziehen.

Dynamik schöpft Corrales aus geschichteten Flächen, die die Drumrolls geschickt abfedern. Konsequenter noch als auf dem Erstling stellt er stimmungsvolle Elektro-Melancholie in Kontrast zu fuzzy Wall-of-Noise-Exzessen. Aus seiner bedingungslosen Liebe zu My Bloody Valentine macht der Texaner kein Geheimnis mehr, wenn er gleich in "Son Saves The Rest" berstende Shoegaze-Wirbel und angespitzte Snares installiert. Auch der Grenzverlauf zu den Elektrorockern Ratatat gerät hier herrlich ins Schwimmen.

Ansonsten knüpft "They Know What Ghost Do" an Ninja Tune-Releases à la Daedelus und Amon Tobin an, die Namen von Anticons Alias und Bristols Folktronica-Pionier Minotaur Shock darf man auch noch fallen lassen. In den herausragendsten Momenten erreicht Yppah den Level eines um Synthieglut erweiterten Neunzigerjahre-DJ Shadow. Insbesondere der Hip Hop-Exkurs "Bobbie Joe Wilson" gleicht einer Demonstration in tighter Beatfertigkeit und kindlichem Enthusiasmus, die auch in Vergnügungsparks funktionieren dürfte. Nur ein kleiner Finanztipp an Corrales, falls die Scorebooker von "CSI" und "House" in Zukunft nicht mehr mit dem Scheckheft winken sollten. Andererseits: Warum sollten sie eigentlich nicht?

Trackliste

  1. 1. Son Saves The Rest
  2. 2. Gumball Machine Weekend
  3. 3. Playing With Fireworks
  4. 4. Shutter Speed
  5. 5. The Moon Scene 7
  6. 6. They Know What Ghost Know
  7. 7. City Glow
  8. 8. Sunflower Sunkissed
  9. 9. The Tingling
  10. 10. Bobby Joe Wilson
  11. 11. A Parking Lot Carnival
  12. 12. Southern Sky Tells

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