Wiz Khalifa - " Laugh Now, Fly Later"

Im Juli beendete Wiz Khalifa eine fünfjährige Schreckensherrschaft: Mit "See You Again" stieß er den "Gangnam Style" des Südkoreaners Psy vom Thron der meistgeklickten YouTube-Videos. Mittlerweile belaufen sich die Klickzahlen der Kollabo mit Charlie Puth auf über 3,2 Milliarden. Für den erfolgsverwöhnten US-Rapper, dessen mit Gold- bis Doppelplatin-Platten tapeziertes Haus fraglos im Glanze einer Diamantenmine erstrahlt: ein weiterer Meilenstein einer an Meilensteinen nicht armen Karriere.

Doch mit der Macht gehen Unwägbarkeiten einher, die dem Regenten Sorgenfalten auf die Stirn treiben. In den Worten von William Shakespeares "Heinrich IV": "Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt." Vor allem auf "Figure It Out" und "Long Way To Go" berichtet Khalifa von Scherereien: "Them haters, they just gon keep hating, man." Doch es sind nicht nur die oft bemühten Hater, die bekanntlich jeden Dorfrapper in seinen Wahnvorstellungen bedrohen: "Yeah, they gon try to hurt you. See you focusing, they try to divert you. Being fake ain't rare, it's universal."

"Focus on the money now and no later. Ain't got the time to play." Falls er sich doch mal auf das Spiel einlässt, dann nur aus einer exponierten Position heraus: "When you the man, you don't play your hand. You deal the cards." Sein Einsatz ruht in der Tischmitte ("Paid the cost to be the boss."), nun muss er sich den Konsequenzen stellen: "Just gotta deal with the stress – it's part of the game."

Doch trotz aller Abwehrbemühungen liefert Khalifa auch Tipps für Aufstiegswillige: "You know what, playboy? They always gonna wonder why you gotta have a brand new car or why you gotta have the flyest watch. But you know what, playboy? You just gotta keep doing you." Das richtige Selbstwertgefühl nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein: "Know your worth is half the battle."

Um dem enormen Durck zumindest zeitweise zu entkommen, helfen wohl nur Drogen. Der omnipräsente Konsum stellt im Falle des US-Rappers den Preis für den Erfolg dar. Nicht umsonst wandelte Wiz Khalifa den Titel von Ice Cubes "Laugh Now, Cry Later" in "Laugh Now, Fly Later" um. In "Plane 4 U" mündet der minimalistische Text sogar in ein allgemeines Plädoyer für die Cannabis-Legalisierung. Nicht nur, dass ohnehin jeder Dope konsumiere ("Look around, everybody's getting high."), auch zur medikamentösen Nutzung könne das grüne Wunderkraut herangezogen werden. "And to all the states that ain't legalize yet, get on board, man. We need the green make the world a better place by putting the grass all in your face. Free the weed."

Dem Thema angemessen, fliegt "Plane 4 U" auf der luftigen Cloud-Welle mit. Dagegen warten "Letterman", "No Dirt" und "Global Access" mit vergleichsweise durchschnittlichen, in den letzten zwei Jahren inflationär gehörten Trap-Produktionen auf. Über ein musikalisches Gerüst wie "Weed Farm" könnte ein Rick Ross mit seinem deutlich größeren Stimmvolumen eine beeindruckendere Vorstellung abliefern. Positiv fallen dagegen der mit funkigem Bass versehene Song "Long Way To Go" sowie die R'n'B-Hooks auf "Figure It Out" und "Stay Fcoused" auf.

Mit dem letztgenannten Stück stellt Khalifa klar, dass er noch lange nicht daran denkt, abzudanken: "Started small with nothing, now I got it all. I still want more." Dabei setzt er vor allem auf die Schwäche der Konkurrenz: "See, they ain't know what they focus was. That's when I see my lane open up." Im kommenden Jahr wird sein sechstes reguläres Album "Rolling Papers 2" zeigen, ob er den Thron für eine weitere Amtszeit halten kann.

Einen Rückschlag musste er jedoch bereits diesen Sommer verkraften. Nur einen Monat nach seinem YouTube-Erfolg überholten Luis Fonsi und Daddy Yankee mit "Despacito" seinen Erfolgssong aus dem Soundtrack "Furious 7" als meistaufgerufenes Video. Potenzielle Nachfolger lauern halt an jeder Ecke.