laut.de-Kritik

Nach dem ersten Hören klingt das Ergebnis schwierig.

Review von

"Hello hum. I am the dying lung of the town you left. I was beginning to fear, beginning to fear that you would never come back."

Never come back? So richtig da war die Band aus Kanada doch noch nie. Wintersleep konnten hierzulande bisher nicht richtig Fuß fassen. Sind die Kanadier etwa zu kompliziert? Sind die Deutschen zu faul? Herrschen hier Schwierigkeiten bei der Völkerverständigung? Denn Fakt ist: mit einem Durchlauf ist es bei "Hello Hum" nicht getan. Nach dem ersten Hören klingt das Ergebnis schwierig, auf den zweiten dann besser, auf den dritten ganz gut.

Man braucht Geduld und muss sich einlassen auf diese elf Songs. Ganz zu Beginn ist das gitarrenlastige, treibende "Unzipper" erwähnenswert, das von Fans schon seit der Veröffentlichung im Ausland vor drei Monaten gefeiert wird. "Resuscitate" kommt ungewohnt elektronisch daher, passt sich aber schnell in das gewohnte Umfeld ein. Nur waren diese vereinzeltem Hall-Gesänge wirklich nötig?

Gleichzeitig sphärisch und poppig mit Beach Sounds gemischt klingt "Someone, Somewhere" – das liest sich anstrengend, Wintersleep haben aber eine nette Ballade produziert. Schmachtiger kommen sie noch "Smoke" rüber: "Just because you don't love me doesn't mean that we can't pretend. (…) Let your fire come back again hold me closer, keep me close." Wunderbar gelingt die Balladenform beim "Saving Song", der mit wenig Instrumentierung auskommt, und bei dem der Hall im Gesang gar nicht deplaziert wirkt.

Schon in der Vergangenheit wurden Wintersleep immer wieder mit R.E.M., den Editors, Richard Ashcroft und Johnossi verglichen. Und auch dieses Mal kommen sie nicht darum herum. Vielleicht liegt hierbei auch die Krux an der ganzen Sache: das Individuelle fehlt. Zwar besitzt Sänger Paul Murphy ein sehr eigenes Organ, ihre Instrumente beherrscht die Band ebenso. Doch die Songs auf "Hello Hum" bilden keine richtige Einheit und wirken etwas zusammenhanglos zusammengewürfelt.

Auf dem Cover finden sich mehrere Illustrationen einer Frau: tanzend, tief fallend, in Trance und einer eigenen Welt - und so könnte man das Ergebnis auf "Hello Hum" auch zusammen fassen. Ob Wintersleep nun genau daran dachten, als sie sich für diese Bilder entschieden? Vielleicht herrschen auch (wieder einmal?) Verständigungsschwierigkeiten.

Trackliste

  1. 1. Hum
  2. 2. In Came The Flood
  3. 3. Nothing Is Anything (Without You)
  4. 4. Resuscitate
  5. 5. Permanent Sigh
  6. 6. Saving Song
  7. 7. Rapture
  8. 8. Unzipper
  9. 9. Someone, Somewhere
  10. 10. Zones
  11. 11. Smoke

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1 Kommentar

  • Vor 11 Jahren

    "Untitled" und "Welcome To The Night Sky" sind grandiose Alben!
    "New Inheritors" war ziemlich durchwachsen, aber das hier gefällt mir dann doch wieder besser.
    Leider sehen die Kritiker das anders. Kam bisher ziemlich schlecht weg.
    "New Inheritors" war im Übrigen nicht einmal schlecht, aber gemessen an "Welcome To The Night Sky" war die Enttäuschung vorprogrammiert.