laut.de-Kritik

Indie-Pop mit Piano und Eunuchenstimme.

Review von

Nach unzähligen Eigenproduktionen mit dem Vierspur-Tonbandgerät erfährt die Welt nun endlich von Windmill bzw. von Matthew Thomas Dillon. Für seine Aufnahmen in den Airtight Studios in Manchester holte sich der Brite Unterstützung von Künstlern wie The Earlies und dem früheren Alfie-Mitglied Ian Smith.

Vor allem der Einsatz des Pianos lässt den Hörer einen musikalischen Vergleich mit Mercury Rev ziehen. Es begleitet Dillon auf "Puddle City Racing Lights" allerdings nicht nur, sondern übernimmt neben den Texten und den sanften Streichern eine tragende Rolle auf der Platte. Den absoluten Hauptakt stellt jedoch die Eunuchen-Stimme Dillons, die bestimmt nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Doch gewöhnt man sich an den hohen, beinahe quäkenden Gesang, bietet "Puddle City Racing Lights" schöne, melodische Indie-Pop-Songs.

Als eines der Hauptthemen dient dem adoleszenten Briten das Reisen, die Entfernung und die Einsamkeit, die er selbst in seiner Jugend wohl zur Genüge gespürt hat. In einem Interview erzählt er: "Klar hat es auch mit der kleinen Stadt zu tun, in der ich aufgewachsen bin. Dort tut man so etwas nicht, Musiker sein. Man wird ausgelacht und gehänselt. Das macht einem ziemlich Druck, dabei zu bleiben. Vor allem, wenn man nicht viel Selbstvertrauen hat." Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich der Sänger in seinen Songs mit der Flucht aus der spießigen Kleinstadt auseinander setzt. Dillon möchte seine Hörer jedoch nicht in eine hoffnungslose Welt ziehen, denn auch sie werden aufgefordert, "neue Chancen und Möglichkeiten zu nutzen", wie er betont.

Mit der Zeile "The results are pending" ("Die Ergebnisse stehen noch aus") beginnt "Tokyo Moon", ein passender Start für ein Debütalbum. Gleich der erste Track ist ein echter Kracher und verspricht Lust auf die noch ausstehenden Ergebnisse. "Fluorescent Lights" spielt mit den Emotionen der Zuhörer. Mehrmals wechselt das Stück zwischen ruhig-melancholisch und aufreibend-rockig, was Dillons Gemütszustand vermutlich ziemlich genau reflektiert.

Auch "Asthmatic", ein Song, den Dillon bereits mit 16 geschrieben hat, findet nach knapp zehn Jahren einen Platz auf "Puddle City Racing Lights". Das Klavier leitet den Rhythmus ein, dann kommt das Schlagzeug hinzu, bevor schließlich sanfte Streicher erklingen. Ein Chor steigert den Fortlauf der Melodie - musikalisch erstklassig. Textlich gesehen, gehört das Stück mit den Worten "All is breathing in, never breathing out", also nur mit diesen Worten, keineswegs zu den Meisterstücken auf dem Erstling.

"Tilting Trains" sticht vor allem wegen der wunderschönen, sehr eingängigen Klaviermelodie und einem sehr traurigen Text aus der insgesamt etwas einheitlichen Songmasse hervor. "Fit", die erste Singleauskopplung, spiegelt textlich das Dilemma Dillons wider: "I don't fit" - er passt einfach nirgendwo rein. Im dazugehörigen Video läuft Dillon in Rocky-Manier durch London und kämpft mit seinem Alter Ego, einer Windmühle.

Klar ist es angenehm, wenn ein Sänger seiner gewissen musikalischen Linie folgt, doch man wünscht sich dann doch etwas mehr Experimentierfreude. Andererseits ist es ein fantasieanregendes Album, mit dem Dillon einen Weg finden will, "alltägliche Dinge anders auszudrücken". Auf jeden Fall findet er einen Weg, gewöhnliche Dinge auf eine sehr einfallsreiche Art und Weise zu beschreiben.

Trackliste

  1. 1. Tokyo Moon
  2. 2. Boarding Lounges
  3. 3. Fluorescent Lights
  4. 4. Newsflash
  5. 5. Plastic Pre-Light Seats
  6. 6. The Planning Stopped
  7. 7. Asthmatic
  8. 8. Fashion House
  9. 9. Plasticine Plugs
  10. 10. Tilting Trains
  11. 11. Fit
  12. 12. Replace Me

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