laut.de-Kritik

Vor unvorbereitetem Genuss dieser DVDs sei gewarnt.

Review von

Uiuiui, ich finde es ganz schön anstrengend, diese beiden DVDs am Stück anzusehen. Dass es aber durchaus jede Menge Fans gibt, die sich solche Mucke live auf einem Festival das ganze Wochenende geben, zeigen die Live-Aufnahmen ziemlich deutlich und mitunter drastisch.

Was für Nuclear Blast die No Mercy Festivals sind, ist für Relapse Records das Contamination Festival. Bei der letztjährigen Veranstaltung haben die Labelchiefs nun insgesamt sieben Kameras mitgebracht und ihren Labelzugpferde bei jeweils vier Songs über die Schulter, auf die Finger und manchmal sogar ins Gesicht geschaut. Da es sich bei den meisten Bands, die bei Relapse Records eine musikalische Heimat gefunden haben, um absolute Extremsound-Fetischisten handelt, sei vor unvorbereitetem Genuss dieser Doppel-DVD gewarnt.

Ich gehe mal davon aus, dass sich Bongzilla wohl am besten mit der entsprechenden Menge Dope in der Birne konsumieren lassen. Die Mucke der Jungs bruzzelt zwar ganz gut, aber ob das Gegurgel am Micro so dazu passt, wage ich doch zu bezweifeln. Die Donnermuschi aus Alabama kann man dann ziemlich schmerzfrei genießen, wenn man was mit dreckigem Rock'n'Roll anfangen kann.

Große Teile des Publikums scheinen das nicht zu können und warten lieber auf die Extremhärtner von Cephalic Carnage. Die gehen dann auch ab wie Sau, und es dauert keine zwei Minuten, bis es auch im Publikum zu den ersten Moshpits kommt. Wenn sich die Jungs bei "Pseudo" noch darauf einigen können, was sie spielen, wird's wahrscheinlich nicht weniger nervenstrapazierend, aber vielleicht etwas übersichtlicher.

Mastodon zeigen gleich mit ihrem Hit "March Of The Fire Ants", auf wen die Fans gewartet haben. Das Publikum rastet total aus, und die Band walzt wie das namengebende Urzeitviech durch ihre vier Tracks. Obwohl auf der Bühne nicht unbedingt viel passiert, ist die Intensität des Quartetts enorm.

Da muss dann schon ein Band wie Neurosis ran, um das noch zu toppen. Diese lassen sich im schlichten schwarz/weiß filmen, können ihre Lavasounds damit aber nur noch besser zur Geltung bringen. Leider kommen die Publikumsreaktionen etwas kurz, jedoch sieht man immer mal wieder kleine Ausschnitte einer andächtig lauschenden Menschenmenge, die gebannt jede Bewegung beobachtet.

Auf DVD 2 zeigen uns Pig Destroyer (was hat denen denn die Sau getan?) gleich mal, dass Bassisten vollkommen überflüssig sind, so lange man einen Klampfer mit einer Siebensaitigen und einen psychopathischen Sänger hat. Vier Songs in zehn Minuten, Konversation mit dem Publikum inklusive, reichen dann doch nicht, um die Fans richtig anzuwärmen.

Das gelingt Burnt By The Sun schon besser, auch wenn die Jungs im Pogocircle scheinbar nicht so ganz wissen, in wen sie jetzt reinrennen sollen. Musikalisch geben sie sich sehr komplex, aber nachvollziehbar. Vor allem der Troll am Bass ist sehr unterhaltsam.

Wer mit den Titeln von Today Is The Day nicht vertraut ist, dürfte genau wie ich größere Probleme haben, aus dem Soundbrei irgendwas heraus zuhören. Vor allem Kamikaze-Schreie des Sängers gehen aber dermaßen auf die Eier, dass ich dem live direkt das Micro gekappt hätte. Der Meute scheint's zu gefallen, es gibt auf die Schnauze für jedermann.

Welche Substanzen der Sänger von High On Fire intus hat, will ich gar nicht wissen. Wer aber zur Begrüßung erst mal das Publikum beleidigt und seine Songtitel nicht mal fehlerfrei ansagen kann, hat irgendwie gelitten. Außer Fußwippen erzielen sie dann auch keine Reaktion und verkrümeln sich nach für meinen Geschmack zu langen 20 Minuten wieder, um für The Dillinger Escape Plan die Bühne frei zu machen, die bei den Fans dann noch mal so richtig für Stimmung sorgen.

Das Bonusmaterial ist sehr ausführlich und auch durchgehend unterhaltsam, da hier Fans und Musiker zu Wort kommen. Dass die nicht unbedingt immer die größten Weisheiten von sich geben, sollte klar sein, aber vor allem, wenn die Jungs breit wie die Wand sind, ist das Gelaber ziemlich witzig. Fans der Bands werden sich die DVDs nicht entgehen lassen, und dass hier insgesamt über fünf Stunden Material vertreten ist, macht diese Veröffentlichung zu einer wirklich interessanten Sache.

Trackliste

DVD 1

Bongzilla

  1. 1. Gateway
  2. 2. Stone A Pig
  3. 3. Hashdealer
  4. 4. Keefmaster

Alabama Thunderpussy

  1. 5. Motor-Ready
  2. 6. Esteem Fiend
  3. 7. Litha
  4. 8. Ol' Unfaithful

Cephalic Carnage

  1. 9. Anthro-Emesis
  2. 10. Pseudo
  3. 11. Observer To The Obliteration Of Planet Earth (Spoilent Greeen Cover)
  4. 12. Lucid Interval

Mastodon

  1. 13. March Of The Fireants
  2. 14. Where Strides The Behemoth
  3. 15. Battle At Sea
  4. 16. Mother Puncher

Neurosis

  1. 17. A Sun That Never Sets
  2. 18. Belief
  3. 19. Stones From The Sky
  4. 20. End Of The Harvest

DVD 2

Pig Destroyer

  1. 1. Trojan Whore
  2. 2. Chearleader Corpses
  3. 3. Piss Angel
  4. 4. Starbelly

Burnt By The Sun

  1. 5. Soundtrack To The Worst Movie Ever
  2. 6. Dracula With Glasses
  3. 7. You Will Move
  4. 8. Famke

Today Is The Day

  1. 9. Criminal
  2. 10. Maggots And Riots
  3. 11. Mayari
  4. 12. The Man Who Loves To Hurt Himslef

High On Fire

  1. 13. Blood From Zion
  2. 14. To Cross The Bridge
  3. 15. Hung, Drawn And Quartered
  4. 16. Withing Hour

The Dillinger Escape Plan

  1. 17. Hollywood Suqares
  2. 18. The Mullet Burden/Variations On A Cocktail Dress
  3. 19. Sugar-Coated Sour
  4. 20. When Good Dogs Do Bad Things

Bonus Material

Daylight Dies

  1. 1. Hollow Hands
  2. 2. Four Corners

27

  1. 3. Easy Trigger
  2. 4. Cavalla

Dysrhythmia

  1. 5. My Relationship
  2. 6. Annihilation I

The End

  1. 7. Her (Inamorata)
  2. 8. Opalescence I & II

Behind The Scenes Footage

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