laut.de-Kritik

Tribute-Album mit dem persönlichen Segen von Pete Townshend.

Review von

Wer schon lange auf ein Tribute-Album für The Who gewartet hat, darf sich jetzt freuen: mit Pete Townshends persönlichem Segen ist nach fast 40jähriger Karriere die erste Sammlung dieser Art in den Regalen zu finden.

Hinter der Initiative steckt Bob Pridden, seit 1966 Toningenieur der Band. Einerseits sollte es eine Hommage an seine Arbeitgeber darstellen, andererseits auch ein junges Publikum für deren Musik gewinnen, erzählt er LAUT in einem Interview. Die Garde der Musiker, die er dafür zusammen getrommelt hat, stellt zweifellos eine Ehrung dar: Zu Größen wie David Bowie, Paul Weller, Pearl Jam und Sheryl Crow gesellen sich jüngere Bands wie Coast, Fastball oder Stereophonics.

Ihre Versionen der vorgetragenen Lieder unterscheiden sich nicht wesentlich von den Originalen: krachende Gitarren, pumpender Bass, schweres Schlagzeug. Style-Council-Sänger Paul Weller nimmt sich dem weniger bekannten "Circles" an, David Bowie gelingt mit seiner Interpretation der Wichsvorlagenhymne "Pictures Of Lily" das beste Lied des Albums, auf Pearl Jams Liveversion von "The Kids Are All Right" hört sich Eddie Vedder mal nicht weinerlich an, bei Fastballs "The Real Me" könnte man meinen, Paul Stanley von Kiss sei am Mikro, Stereophonics beleben mit "Who Are You" einen Klassiker aus den 70er Jahren wieder, Sheryl Crow haucht einfühlsam die Ballade "Behind Blue Eyes" aufs Band. Zum Abschluss treten The Who sogar höchstpersönlich in Erscheinung, mit einer Liveversion von "Substitute", in der Stereophonics-Sänger Kelly Jones den Leadgesang übernimmt.

Ein rockiges und recht originalgetreues Album, also. Was gleichzeitig seine Stärke wie seine Schwäche ist: Hörern, die David Bowie oder Pearl Jam kennen, werden The Who kaum fremd sein; solche dagegen, die mit ihnen nichts anfangen können, werden schwerlich zu neuen Erkenntnissen gelangen. Dafür hätte man wohl Musiker verpflichten müssen, die in anderen Musikgefilden beheimatet sind. Wie sich wohl eine "My Generation"-Version von Eminem oder Missy Elliot angehört hätte?

"Substitute- The Songs Of The Who" ist eine gelungene Compilation. Doch hat sie den gleichen Makel der meisten Veröffentlichungen dieser Sorte: mehr als ein Hut Ab an die gecoverten Künstler und ein Leckerbissen für eingefleischte Fans ist sie wohl nicht. Dass sie nun, nach fast 40 Jahren, erscheint, dürfte zudem kein Zufall sein, denn den Selbstvermarktungskünstlern von The Who geht langsam das Material aus. Kaum eine Band hat so viele Best-Ofs und Liveaufnahmen im Katalog, die Rockepen "Tommy" und "Quadrophenia" sind auch schon oft genug recycled worden. Alte Lieder in eine "neue" Hülle zu verpacken ist nur ein weiterer Schritt in die seit den 80er Jahren eingeschlagene Richtung.

Wie geht es nun weiter? "Im Sommer bin ich mit Pete Townshend auf Tour in den USA," erzählt Pridden, "im September treffen sich die Jungs dann wieder und besprechen die Lage. Vielleicht gibt es eine Tour, vielleicht ein neues Album. Aber eines ist sicher: es wird weitergehen." Tja, dann lassen wir uns mal überraschen.

Trackliste

  1. 1. The Seeker - Cast
  2. 2. Anyway Anyhow Anywhere - Ocean Colour Scene
  3. 3. Circles - Paul Weller
  4. 4. Pictures Of Lily - David Bowie
  5. 5. The Kids Are Alright - Pearl Jam
  6. 6. The Real Me - Fastball
  7. 7. Naked Eye - Unamerican
  8. 8. Who Are You - Sterephonics
  9. 9. 5.15 - Phish
  10. 10. Behind Blue Eyes - Sheryl Crow
  11. 11. Substitute - The Who feat. Kelly Jones

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