laut.de-Kritik

Songs wie die Schatten in Platons Höhle.

Review von

Seien wir gnädig gegen das Alter und übergehen die ersten acht Stücke. - Die ersten ACHT Stücke!? - Genau acht. So lange dauert es, bis Van Morrison zum ersten Mal die Zügel etwas locker lässt.

Auf den Stationen bis dahin kommen Morrison und seine zu allerlei Soli bestens aufgelegte Band dem einen, ewig gültigen Blues-, Skiffle-, Soul-, oder Rockabilly-Song verdammt nahe. Und so klingen die Stücke denn auch wie ein Abbild entrückter Ideale, an denen nichts mehr lebendig ist, wie die Schatten, die Platon aus seiner Höhle erspähte.

Textlich wie musikalisch dreht Morrison sich dabei um sich selbst, reflektiert sein Bild in der Öffentlichkeit ("What's Wrong With This Picture?") und versucht, die teils selbst geschaffenen Standards noch einen Millimeter genauer heraus zu schälen. Was ist falsch an diesem Bild? Gar nichts, es ist zu perfekt. Und vor allem langweilig. Die nötigen, deutlichen Worte zu derart glatter und letztlich risikoloser Musik haben bereits die Kollegen Cordas und Schuh in ihren Besprechungen von "Back On Top" bzw. "The Skiffle Sessions" gefunden. Einzig bei "Evening In June" und "Somerset" finden die üblichen Rock'n'Roll-Instrumente mit den großartigen Bläsern und Vans ruhiger Stimme zu einem stimmigen und entspannten Ganzen zusammen.

Frohsinn, der ja auch in fortgeschrittenem Alter noch möglich sein soll, kommt eben erst "Once In A Blue Moon" auf. Da freilich jauchzen Trompete und Sax so fröhlich dem Nachthimmel entgegen, da perlen Piano und Bass so beschwingt und da fließen Strophe und Refrain, Haupt- und Seitenthema so elegant ineinander, dass es eine wahre Freude ist.

Vor allem die Bläser bringen auch in der Folge Leben in die durchweg hochprofessionellen Kompositionen, sei es die traurige Solotrompete im New Orleans Jazz-Klassiker "Saint James Infirmary", seien es die trillernden Oboen (?) in "Little Village" oder die stabilisierenden Riffs in "Get On With The Show". Die Arrangements von Trompeter Matt Holland machen nicht nur dem Jazzlabel Blue Note, auf dem "What's Wrong ..." erscheint, alle Ehre. Sie trösten auch darüber hinweg, dass Morrison in "Fame" noch einmal wie ein kleiner Trotzkopf auf abgelutschten Blues-Klischees herum reitet. Please, don't play it again, Van.

Trackliste

  1. 1. What's Wrong With This Picture?
  2. 2. Whinnin' Boy Moan
  3. 3. Evening In June
  4. 4. Too Many Myths
  5. 5. Somerset
  6. 6. Meaning Of Loneliness
  7. 7. Stop Drinking
  8. 8. Goldfish Bowl
  9. 9. Once In A Blue Moon
  10. 10. Saint James Infirmary
  11. 11. Little Village
  12. 12. Fame
  13. 13. Get On With The Show

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