laut.de-Kritik

Die Bremer Äffchen rocken stylish das Haus.

Review von

"Say, yeah, yeah, yeah, yeah yeah, yeah, here comes your favourite enemy!"

Kompletter Blödsinn. Here comes nämlich gar kein Feind, sondern your next Lieblingsgitarrenrock-Band. Die Bremer Stadtmusikanten der Trashmonkeys legen mit dem gleichnamigen Album ein granatenstarkes Stück Dudelei vor. Breit an stilistischen Mannigfaltigkeiten dröhnt uns das mittlerweile vierte Machwerk der Hansestädter in die Löffel. Zwei Jahre nach ihrem letzten Streich lassen die Monkeys 13 Songs auf die Hörer los, die allesamt locker und lässig das Prädikat 'Ohrwurm' einstreichen.

"Attitudes In Stereo" läutet noch verhalten, aber eindringlich den bunten Strauß netter Weisen ein. Eine saucoole Schweineorgel ertönt im Mittelteil des Tracks, der neben einer unwiderstehlichen Widerhaken-Hookline vor allem mit - man glaubt es kaum - funkigen Gitarrenlicks erfreut. Da hüpfen die Glücksmoleküle im Four To The Floor-Takt. Da schickt der Musikfan gleich ein Stoßgebet gen Himmel, dass es nicht bei diesem einen guten Song bleiben möge. Und ja, es gibt einen Musikgott, der dem Flehen Gehör schenkt.

Der Titelsong knüppelt in bester Krachmeierei nach vorne weg. Nach einem grummeligen Intro zelebrieren die Trashmonkeys gute zweieinhalb Minuten die Entfesselung der durchgedrehten Rock-Wildsau. Wer als DJ schicke Indie-Schnitten auf der Tanzfläche bewundern möchte, die mit der Faust den one armed fist pump machen, der sollte sich dringend dieses Tracks bedienen. Wie geil!

Damit haben die Bremer den adrenalintechnischen Klimax zwar schon vorweg genommen, aber verzagen gilt nicht. Das Quartett hat nämlich noch einiges in der Hinterhand, um "Favourite Enemy" zu einem absolut gelungenen Ereignis zu machen. Wer nach guten Rockbands mit dem nötigen Garagen-Touch sucht, muss nicht über den großen Teich oder über den Ärmelkanal blicken, auch die deutsche Szene hält Perlen bereit. Siehe hier.

Kraft und Melodie vereinen sich scheinbar ganz natürlich zu einem schmackhaften Cocktail, der auch am Morgen danach keinen Kopfschmerz verursacht. Eingängigkeit schreiben die Trashmonkeys groß, ohne sich im dunklen Tal des belanglosen Gefudels zu verirren, der sich lediglich mit süßen Melodien beim Hörer einschmeichelt. Ne ne, meine Damen und Herren. Die Äffchen rocken stylish das Haus.

Das einzige, was sie sich hätten sparen können, ist die Neuvertonung von "Gone Daddy Gone". Der gehört nämlich in die Kategorie 'überspielt', zumal die Band dem Original keine entscheidend interessante Note hinzu fügt. Dann doch lieber Sonntagsnachmittag-Songs der Marke "Got Something". Sänger Andreas Wolfinger (darf man in einer Rockband überhaupt so heißen?) schlängelt sich um unaufdringliche Piano-Einwürfe herum.

Die Nordlichter bringen sogar das Kunststück fertig, Balladeskes vom Format "Outside" trotz Violinen-Gedöns und Schmacht-Melodie nicht kitschig klingen zu lassen. Ebenfalls sehr großer Sport: Der Remix von "Song No. 1". Man könnte glatt meinen, einem Soulwax-Remix lauschen zu dürfen. Internationales Format also? Jepp, auf ganzer Linie. Zumindest von meiner Warte aus betrachtet: here comes my new Lieblingsrockband.

Trackliste

  1. 1. Attitudes In Stereo
  2. 2. Favourite Enemy
  3. 3. My Way
  4. 4. You'll Never Have A Hold On Me
  5. 5. Around The World
  6. 6. Gone Daddy Gone
  7. 7. Got Something
  8. 8. Simple Story
  9. 9. Outside
  10. 10. Song No.1
  11. 11. Take It Or Leave It
  12. 12. Can't Take It No More
  13. 13. Silver Sun

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