laut.de-Kritik

Mit Brian Molko und Kelis in der Elektro-Disko.

Review von

Die Tanzfläche ist für Timo Maas längst mehr als ein Ort, an dem die Bassdrum das wichtigste Instrument darstellt. Bereits auf "Loud", das vor zwei Jahren in die Plattenläden kam, wurde dieser Bruch zu seinen früheren Releases deutlich. Mit seinem neuen Album "Pictures" geht der Mann aus Niedersachsen den Weg in Richtung Pop konsequent weiter. Und so sind auf dem aktuellen Longplayer mit Kelis, Brian Molko und Neneh Cherry ausgewählte Stimmen aus dem vielseitigen Popkanon zu hören.

Es sind die Vocals, die "Pictures" über weite Strecken ihren Stempel aufdrücken. Ihnen ordnen sich Sounds und Arrangements unter. Die clubbige Funktionalität früherer Releases tritt damit in den Hintergrund und die Melodien übernehmen stattdessen die Vorreiterrolle. Wuchtige Hämmer wie "Schieber" braucht man auf "Pictures" also gar nicht erst zu suchen. Zwar groovt es unter herum noch immer satt, der bedingungslose Drive für den Club findet sich jedoch nur noch in Ansätzen.

Das soll freilich nicht heißen, dass Timo Maas das Tanzen verlernt hätte. Ganz im Gegenteil. "Pictures" hält für die Discjockey-Fraktion manch feine Nummer bereit. Ob das hymnische "First Day" mit Placebo-Sänger Molko am Mikrofon oder "High Drama", bei dem Neneh Cherry eine ihrer seltenen Gesangseinlagen gibt - es darf durchaus getanzt werden. Allerdings macht "Pictures" zu Hause auf dem Sofa mindestens ebenso viel Spaß.

Timo Maas weiß seine Musik auf "Pictures" abwechslungsreich und poppig zugleich in Szene zu setzen. Er sucht mit jedem Track den Crossover, probiert sich in unterschiedlichen Genres aus. Die druckvolle Hookline des Titeltracks "Pictures" würde jeder Alternative-Formation zur Ehre gereichen. "Release" führt mit seinen gebrochenem Beat und den hallbelegten Raps den Weg fort, der sich mit "Shifter" auf dem letzten Album bereits angedeutet hat.

Hier liegt unbestritten die Stärke des Albums. Eklektizismus, ohne jemals die Wurzeln zu vergessen oder in ein beliebiges Sound-Durcheinander zu verfallen. Damit nähert sich Timo Maas immer mehr dem britischen Ideal an, bei dem seit jeher die Genregrenzen weitaus durchlässiger sind als auf dem Kontinent. Damit bleibt Maas der einzige Produzent aus Deutschland, der sich international mit Produzenten wie Deep Dish oder Sasha messen kann. Dort wird "Pictures" auch seine größten Erfolge einfahren.

Trackliste

  1. 1. Slip In Electro Kid
  2. 2. Pictures
  3. 3. First Day (Album Version)
  4. 4. High Drama
  5. 5. Enter My World
  6. 6. 4 UR Ears
  7. 7. Release
  8. 8. Big Chevy
  9. 9. Devil Feel
  10. 10. Burn Out
  11. 11. Like Siamese
  12. 12. Haven't We Met Before

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4 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    Hat das wer?
    Wenn ja ... ist sonst noch jemand von Titeln wie "Pictures" oder "4 Ur Ears" weggeblasen? :uiui:

    Erstes Fazit nach ein paar Durchläufen: Wuchtige Techno-Platte mit unzähligen Einflüssen aus Pop, Rock, RnB, Hip Hop und und und ... ganz gut. :)

  • Vor 18 Jahren

    Ist wirklich cool ... total vielfältig.
    Hat einige hervorragende Stücke ... "Enter My World", "First Day" sind grossartig ... "Big Chevy" ist auch definitiv schick... Im Grunde ein relativ geradliniger Club-Titel irgendwo zwischen Lil Jon und Giorgo Moroder (:rayed: ... ) aber trotzdem cool. :D
    Und "Like Siamese" könnte, wenn man will, ein Placebo-Titel sein. :eek:
    Nur zu "The Feel" und "Release", einem Stück irgendwo zwischen Hip Hop und Dancehall mit spanischem Gitarrenspiel, hab ich den Zugang noch nicht gefunden.
    Mal schauen, wies mir nach einigen weiteren Durchläufen gefällt

  • Vor 18 Jahren

    Kenn ich, kenn ich. (elektrounterricht) Wirklich sehr cool, ich glaub auch, dass das einer der interessantesten Drum'n'Bass-Titel ist, die ich in letzter Zeit so gehört habe. Hast du ein Album?

    Hör dir mal Big Chevy an. Finde diese Bezeichnung mit dem Crunk-Schwachkopf und Moroder immer treffender (;) )

    Mein momentaner Electronic Music-Fave ist neben Timo Maas und Röyksopp die House Diva Salomé de Bahia. Nichts weltbewegendes, aber definitiv schicker Latin House, der ideale Sommersoundtrack. Kennst du bestimmt auch was von. :)

  • Vor 18 Jahren

    High Drama mag ich immer noch nicht : Neneh Cherry singt da völlig ungewöhnlich ... so sehr dass es mich wirklich nur noch nervt.
    "Pictures" hat sich bei mir nebenbei relativ schnell überhört, habs jetzt auch schon länger nicht mehr gespielt. : Aber im Grossen und Ganzen ist das Album trotzdem klasse. :)

    Von Salomé de Bahia kennst du bestimmt das Stevie Wonder-Cover "Outro Lugar", das sie zusammen mit Bob Sinclair vor einigen Jahren veröffentlichte ... Sommer-&Clubhit mit Klasse. :)