laut.de-Kritik

Der Nick Cave der elektronischen Musik?

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Wiederholung ist nicht die Sache von Thomas Brinkmann. Der ehemalige Kunststudent fordert sich und seine Hörer mit jedem Release aufs Neue. "When Horses Die ..." ist sein aktuelles Album betitelt und das ist durchaus programmatisch zu begreifen. Die zehn Tracks sind eher auf der dunklen Seite des Lebens angesiedelt.

Was den Longplayer mit früheren Produktionen von Brinkmann verbindet ist der minimalistische Einsatz der Sounds. Hier bleibt er ganz der alte Essenzialist.

Es ist schon erstaunlich, welchen Weg der Musiker in den vergangenen drei Jahren zurückgelegt hat. Sein Album "Lucky Hands" suchte offensiv den Bezug zum Club und überraschte mit einem hohen Maß an tanzbaren Tracks. "When Horses Die ..." sucht seine Bezugspunkte in einer ganz anderen Richtung. Dunkler Ambient, wie ihn die britische Band Coil zur Perfektion gebracht hat, ist ein wichtiger Bezug. "Words" und "Spiral" kann man als direkte Hommage an John Balance und Peter Christopherson interpretieren.

Mit "Birth & Death" verändern sich dann allerdings die Koordinaten, innerhalb derer Brinkmann sein Album ausrichtet. Die Sounds sind nach wie vor elektronisch generiert. Die Tracks verwandeln sich jedoch in Songs. Das Arrangement ist weniger abstrakt, orientiert sich vielmehr an klassichen Songschemata.

Zudem treten die Vocals von Brinkmann in den Vordergrund. Zusammen genommen ergibt dies eine eigenwillige Mischung, die bei "Birth & Death" ungefähr so klingt als würde Nick Cave ein elektronisches Album aufnehmen.

Noch deutlicher wird die Parallele zwischen Cave und Brinkmann bei "Souls", das mit seinem bluesigen Groove und der nasalen Intonation der Vocals kaum mehr an den Techno-Produzenten früherer Tage erinnert. Mit der Adaption der Vocals des Tuxedomoon-Songs "In A Manner Of Speaking" wird der Bezug von "When Horses Die ..." zu einigen Wave-Künstlern der frühen 80er Jahre mehr als deutlich. Den Song haben auch schon Martin Gore und Nouvelle Vague für sich entdeckt.

Bei allen Bezügen und offensichtlichen Referenzen zu anderen Künstlern klingt Thomas Brinkmann stets originell und eigenständig. Mit "When Horses Die ..." veröffentlicht er ein Album, das mit seiner dunklen Intensität zu überzeugen weiß. Gerade auch, weil den Songs dabei nie der Optimismus verloren geht.

Trackliste

  1. 1. Words
  2. 2. Spiral
  3. 3. Death
  4. 4. Meadow
  5. 5. Souls
  6. 6. 2suns
  7. 7. Uselessness
  8. 8. It's Just
  9. 9. When Horses Die...
  10. 10. 40

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