laut.de-Kritik

Die Italiener fordern den Teufel zum Showdown.

Review von

Burn Your Halo! There Will Be Blood stellen gleich zu Anfang klar, auf ihrem zweiten Langspieler, dem Konzept-Album "Horns", weist alles nur in die eine Richtung: abwärts.

Ein namenloser Wanderer begibt sich auf die Reise, ohne festen Zielort, mit Vendetta im Sinn. Am Rande seines Weges tummeln sich allerlei wunderliche Gestalten, mythische, längst in Vergessenheit geratene Figuren, die ihm auf seiner Odyssee begegnen. Am Ende seiner Reise erhofft sich unser Held nichts weniger als Erlösung, doch bis dahin liegt ein weiter Weg durch staubige Winde, sengender Hitze und endloser Steppe vor ihm.

There Will Be Blood. Schon der Bandname ist ein eins-zu-eins-Zitat aus der Popkultur. Paul Thomas Andersons parabelhafter Film zeigt einen von Ehrgeiz besessenen Ölmann, der wohl für ein weiteres Stück Land dem Teufel seine Seele vermachen würde.

Aus ihren musikalischen Vorbildern macht die Band auch kein Geheimnis. Neben den Queens Of The Stone Age und den Black Keys, um mal die offensichtlichsten zu nennen, werden auch immer wieder Erinnerungen an die guten Tage der Hives wach. Innovativ klingen There Will Be Blood nicht, doch es langt, um aus den verschiedenen Einflüssen einen aufregenden eigenen Sound zu erschaffen.

Wozu die drei Italiener in der Lage sind, zeigt sich am epischen "Ride". Gleich zu Beginn verleiht der mehrstimmige Gesang dem Song etwas Beschwörendes. Um ein Lagerfeuer tanzende Schatten, ein Geister beschwörender Schamane, eine panisch fliehende Büffelherde. Solche zugegebenermaßen klischeebehafteten Szenen spielen sich vor dem inneren Auge ab, während das glänzend abgestimmte Zusammenspiel von Gitarre und Drums das atemraubende Tempo diktiert. Vor allem zur Mitte der Laufzeit wirbelt das Dreier-Gespann ordentlich Wüstenstaub auf und erinnert an seinen berühmten Landsmann Ennio Morricone.

"Ride" steht exemplarisch für die vielfältige Instrumentierung, die in Horns erstmals zum Einsatz gelangt. Bislang eher für minimalistischen Sound bekannt, experimentieren There Will Be Blood mit Trompete, Saxophon, Ratsche, Klavier oder Posaune. Sogar eine Harfe findet Verwendung auf dem Album. Da die vielen verschiedenen Instrumente zwar sparsam, aber an den richtigen Stellen eingesetzt werden, ergibt sich daraus ein homogenes Gesamtbild.

Experimentell fällt auch das titelgebende "Horns" aus. Im bedrohlichen Flüsterton, begleitet von einer Akustikgitarre und dem rasselnden Züngeln einer Klapperschlange, schreitet der Track voran. Erweitert wird das minimalistische Klangbild nach und nach durch unzuordenbare Geräusche, deren Urheberschaft, ob menschlich oder tierisch, der eigenen Fantasie überlassen bleibt. Ein Track, der Tom Waits ein diabolisches Grinsen auf spröde Lippen zaubern würde.

Einen weiteren Haken schlagen There Will Be Blood mit dem folkigen "Til Death Do Us Apart". Am Ende ihrer Reise angekommen, harren die drei Exil-Italiener am ersehnten Ufer des Mississipi-Delta, die kühlende Luft auf ihrer Haut genießend, und geben das muntere Brass-Band-Stück zum Besten.

Mit den einprügelnden Basswalzen von gerade eben hat das so gar nichts mehr gemein. Eher scheint es, der Belzebub sei ihren Seelen entfahren. Für ihr nächstes Album bleibt zu hoffen, dass er an gleicher Stelle zurückkehrt und Bluesrock ähnlicher Qualität zu Tage fördert.

Trackliste

  1. 1. Burn Your Halo
  2. 2. Fire
  3. 3. Blind Wandering
  4. 4. Undertow
  5. 5. Mismatch
  6. 6. Reviver
  7. 7. Ride
  8. 8. Turn Your Back
  9. 9. Horns
  10. 10. Short Breath
  11. 11. Lust
  12. 12. Til Death Do Us Apart

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2 Kommentare

  • Vor 7 Jahren

    Bin über eine meine Lieblingsband, ihre Landsleute von Klimt 1918 auf sie gestoßen.
    Gefällt mir gut das Album, keine Neuerfindung des Stils, aber auch keine Kopie. Guter Sound, zudem hier und da den italienischen Charme im Akzent. Bin sehr positiv angetan. 4/5.

  • Vor 7 Jahren

    Habe über Laut.de diese Band gefunden und muss sagen... die reißen mich echt mit. Vielleicht liegt es gerade an den tropischen Temperaturen dieses Sommers, aber die Klänge des verschwitzen südstaaten Louisanas von Tod und Teufel passen gerade wie die Faust aufs Auge. Der stampfenden Sound und die düstere Stimmung haben einfach was. Erzeugen eine Atmosphäre, die bei geöffneten Autofenster die Hitze mit einem lässigen Kopfnicken erträglich werden lässt. Mag das!