laut.de-Kritik

So macht das alles keinen Spaß.

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Die Band um den Sänger mit der mit Abstand albernsten Frisur ist zurück. Die Chartsstürmer von The Rasmus haben mit ihrer letzten Scheibe "Dead Letters" so ziemlich alles richtig gemacht. Eingängige Pop-Hymnen vermählten sie mit einer wohl dosierten Portion satter Gitarren und fertig war der Konsensrock. Die Mädels fielen reihenweise in Ohnmacht, sind die Jungs doch soo süß.

Klappe die sechste nun für Rasmus im Jahr 2005. Die Fixpunkte im Universum der Finnen haben sich um kaum einen Deut verschoben. Nun ja, Fixpunkte heißen ja nicht umsonst so. Einen kleinen Tick mehr Düsternis umgibt das Quartett, was sich in ganz nettem Riffsport offenbart. "Last Generation" zum Beispiel hätte sich dank druckvoller Gitarrenarbeit zu einem amtlichen Rocker entwickeln können. Leider macht die Band dem vorzeitig den Garaus und verfällt in schöner Regelmäßigkeit in poppige Harmonien, die viel zu weit am Schnulz-Abgrund entlang balancieren. Dies kennzeichnet so ziemlich jeden Song auf "Hide From The Sun" und so nimmt es nicht Wunder, dass sie diverse Male in den Abgrund der melodischen Banalitäten abdriften.

Die Vorabsingle fasst recht gut zusammen, welche Richtung The Rasmus auf ihrem neuesten Output einschlagen: Romantischer Dunkelheimerismus ohne große Überraschungen. Was dem Album im Vergleich zu seinem Vorgänger aber abgeht, ist der Hit-Faktor. Wo "Dead Letters" mit höchstem Wiedererkennungswert hausieren ging, klingt "Hide From The Sun" gekünstelt und sperrig. "Immortal" versucht sich an Sabbath-Anleihen, verzettelt sich im weiteren Verlauf und kommt irgendwo zwischen Bon Jovi-Schmock und Him'scher Intrumental-Plattitüde an.

So macht das alles keinen Spaß. Zumal dann, wenn beim texten immer wieder Dieter Bohlen'sche Sprachakrobatik um die Ecke schaut. Hier ganz übel: "Sail Away". Da bedarf es gar nicht mehr der eindimensionalen Balladentöne, um entnervt zum nächsten Track zu skippen. "Keep Your Heart Broken" wäre 2003 nicht einmal auf eine B-Seite der Finnen gelandet. Mit solch einer Nummer hätten The Rasmus locker die Eurovision Song Contest-Teilnahme sicher gehabt. Gegen Ende gerät das Material noch schlimmer und beliebiger. "Don't Let Go" eignet sich höchstens noch für Alkoholiker, die sich ihre Songs schön saufen.

Auf kompletter Albumlänge findet sich kaum ein Song, der mit einer stringenten Idee aufwarten kann. Stückwerk, wohin man schaut. So bleibt nur die Erkenntnis, weshalb The Rasmus "Hide From The Sun" zum Albumtitel erkoren. Mit derart in die Hose gegangenem Songwriting traut sich kaum einer ans Tageslicht.

Trackliste

  1. 1. Shot
  2. 2. Night After Night (Out Of The Shadows)
  3. 3. No Fear
  4. 4. Lucifer's Angel
  5. 5. Last Generation
  6. 6. Dead Promises
  7. 7. Immortal
  8. 8. Sail Away
  9. 9. Keep Your Heart Broken
  10. 10. Heart Of Misery
  11. 11. Don't Let Go

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28 Kommentare, davon einer auf Unterseiten

  • Vor 15 Jahren

    @ matze73: Zwischen subjektiv und unsachlich ist immer noch ein Unterschied. Objektiv sollte der Rezensent insoweit sein, als er wenigstens das "Handwerkliche" und die Leidenschaft, mit der eine Platte gemacht ist, anerkennt. Der Rest ist natürlich subjektiv.
    Im Übrigen: Komm doch beim nächsten Mal mit - ich zeigs dir gern. :D

    @ wayfarer: Es stört mich halt, dass Leute wie The Rasmus, The 69 Eyes (obwohl die aufgrund ihrer Sleazerock-Vergangenheit immer noch ganz gut wegkommen), Lacrimas Profundere und sogar HIM wegen ihrer Gothic-Attitüde sofort von den "harten Jungs" angemacht werden. Das haben sie nicht verdient.
    Von wegen kühl: Ich wohne im Gebirg und bin Schlimmeres gewohnt. ;)

  • Vor 15 Jahren

    Naja anmachen. In gewisser Weise wirkt das ganze Gothic gehabe manchmal unfreiwillig komisch.
    Wen du verstehst was ich meine (http://omen2501.deviantart.com/art/so-goth…). ;)
    (Wer Zeit hat sollte sich auch den Rest der Galerie anschauen lohnt sich)
    Bietet dann natürlich auch eine entsprechend große Zielfläche.

    Das lenkt dann leider von der Musik ab. The 69 Eyes kenne ich auch, klingt auch gut, aber die ganzen Labels störren mich sowieso nur. Es gibt nur gute und schlechte Musik, die Grenze muß jeder für sich selber ziehen.

  • Vor 15 Jahren

    @wayfarer (« Naja anmachen. In gewisser Weise wirkt das ganze Gothic gehabe manchmal unfreiwillig komisch.
    Wen du verstehst was ich meine (http://omen2501.deviantart.com/art/so-goth…). ;)
    (Wer Zeit hat sollte sich auch den Rest der Galerie anschauen lohnt sich)
    Bietet dann natürlich auch eine entsprechend große Zielfläche. »):

    :D Sind wir nicht alle ein bisschen goth?