laut.de-Kritik

Pervers-penetrante Hooklines machen das Weghören schlicht unmöglich.

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Fürchtet euch nicht! Alles wird gut! The Rasmus sind nach zweijähriger Pause mit ihrem mittlerweile fünften Album zurück und möchten es diesmal wissen. Eines sei gleich vorweg genommen. Wer auf vertrackte Songstrukturen steht oder gar auf die Rettung des Rocks wartet, sollte an dieser Stelle erst gar nicht weiter lesen.

Weder wollen die Finnen die Welt retten, noch ist Progressivität ihr Ding. The Rasmus machen poppigsten Rock mit eingängigsten Melodien. Sie drapieren dabei das eine oder andere schwere Riff auf ihre Kompositionen. Gleichzeitig bügelt die softe Produktion diese Kanten sogleich wieder aus; die Verletzungsgefahr bleibt somit auf ein Minimum reduziert.

Sänger Lauri und co. beschränken sich auf das, was sie können. Und das ist eben das Werkeln an fiesen Ohrwürmern. Fast jeder Song besitzt eine pervers-penetrante Hookline, die das Weghören schlicht unmöglich macht. Jeder kennt das: im Radio dudelt ein Song. Die Frage "gefallen oder nicht" stellt sich erst gar nicht, denn bevor die Entscheidung getroffen ist, hat sich die Melodie schon in den tiefsten Windungen der Ohrmuschel festgesetzt; ein Entkommen ist unmöglich. Das hinterlässt auf Dauer vielleicht einen bitteren Nachgeschmack, denn wer so 'brutalstmöglich' auf die Eingängigkeit schielt, dem geht der Tiefgang logischerweise etwas ab.

Es dauert bis zum siebten Track "Not Like The Other Girls", bis sie sich trauen, aus dem bewährten Schema auszubrechen. Etwas melancholischer gestaltet sich dieser Song, der in balladesken Gefilden wildert, eine "Bittersweet Symphony" sozusagen. Die meisten Tracks aber gestalten sich derart universell und unverbindlich, dass sie wohl auch im Dance-Pop oder R'n'B-Gewandt gut funktionieren würden.

Nach dem altgedienten Muster Strophe - Refrain - Strophe poppen sich The Rasmus in die Herzen aller, die ihnen ein Ohr leihen werden. Dabei hat "Dead Letters" zu viele Hitsingles im Gepäck, als dass das Unternehmen Charts in Gefahr geraten könnte. Die Haltbarkeit von "Dead Letters" mag am Jahresende abgelaufen sein, aber ein kleiner Snack am Rande sei genehmigt, und sei er noch so klebrig süß.

Trackliste

  1. 1. First Day Of My Life
  2. 2. In The Shadows
  3. 3. Still Standing
  4. 4. In My Life
  5. 5. Time To Burn
  6. 6. Guilty
  7. 7. Not Like The Other Girls
  8. 8. The One I Love
  9. 9. Back In The Picture
  10. 10. Funeral Song

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