laut.de-Kritik

Ist das noch Band oder schon Sekte?

Review von

Unnahbarkeit strahlen The Polyphonic Spree aus. Schwer zu begreifen und zu fassen sind sie. Wie viele Mitglieder zählt die Gruppe noch mal? Ist das noch Band oder schon Sekte? Und wer näht ihnen eigentlich diese ganzen Kutten?

Diese warme Distanz macht wohl auch den Reiz von Polyphonic Spree aus. Und die Band rund um Tim DeLaughter tut gut daran, an dem Mystik-Hippie-Image festzuhalten. Das war zu Beginn der 2000er so, das ist auch jetzt mit dem neuesten Werk der Kombo noch so. "Yes, It's True".

Das Video zur Singleauskopplung daraus "You Don't Know Me" macht beim weiteren Aufbau des Mysteriums fleißig mit: Geschminkte Kinder wiegen sich in Backsteingemäuern, mittendrin die Samara-mäßige, schwarz gekleidete Outsiderin, die für einen Moment den fliederfarbenen Traum eines Turngebildes junger Mädchen enthüllt.

Das ist ein bisschen schwer zu fassen, was nichts an der Tatsache ändert, dass mit "Yes, It's True" ein hörenswertes Poprock-Album entstanden ist. The Polyphonic Spree arbeiten häufig mit Chor-Gesängen – auch mal mit Blockflöten-Chören wie bei "Hold Yourself Up". Ihren eigenen Weg gingen die Texaner jedenfalls schon immer – Liebeserklärungen lauten dann eben auch mal so: "It's not your Facebook likes, it's not your Instagram pride. Bear in mind: You're golden." ("You're Golden").

Ob einem nun pompöse Blues-Sounds wie bei "Heart Talk" gefallen und ob einem das übermelodiöse und schmalzig-schöne "Carefully Try" zusagt oder nicht; ob man Disney-Balladen wie "Battlefield" mag und einem abstraktere Klänge à la "Let Them Be" etwas geben oder eben nicht - dass hier durchwegs talentierte Musiker am Werk sind, kann man bei so vollen und durchdachten Instrumentierungen (wie z.B. bei "Popular By Design") jedenfalls nicht abstreiten.

Zu "Let Them Be" übrigens wurde jüngst ebenfalls ein Video veröffentlicht. Darin: Insekten mit Tennisschlägern, Schnecken mit Flügeln, am Galgen erhängte Schlangen. Präsidentenwahl im Tierreich oder so. Man muss ja nicht immer alles begreifen.

Trackliste

  1. 1. You Don't Know Me
  2. 2. Popular By Design
  3. 3. Hold Yourself Up
  4. 4. Carefully Try
  5. 5. You're Golden
  6. 6. Heart Talk
  7. 7. Blurry Up The Lines
  8. 8. Let Them Be
  9. 9. Raise Your Head
  10. 10. What Would You Do
  11. 11. Battlefield)

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